(ots) - Lange Durchlaufzeiten bei
Konsumentenkrediten und privater Baufinanzierung /
Industrialisierung, Zentralisierung und Outsourcing kein
Allheilmittel
Viele Privatpersonen warten immer noch länger als nötig auf die
Bearbeitung ihres Konsumentenkredites oder ihrer Baufinanzierung. Zu
diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC unter 36 deutschen Kreditinstituten. PwC
untersucht damit bereits zum dritten Mal - nach 2008 und 2012 - die
Trends des deutschen Kreditmarkts. Erstmals wurden zudem weitere in
den Kreditprozess eingebundene Akteure befragt, wie Kreditvermittler
und -Dienstleister. Der Studie zufolge scheitern viele Banken und
Sparkassen ungeachtet des harten Wettbewerbs bislang daran, die
Durchlaufzeiten von Konsumentenkrediten und privaten
Baufinanzierungen für den Kunden spürbar zu reduzieren.
Hauptursächlich dafür ist, dass die Kreditanträge häufig noch unnötig
lange unbearbeitet liegen, zu lange transportiert werden oder ins
Stocken geraten, weil die Aufgaben der Sachbearbeiter (Markt und
Marktfolge) unklar verteilt sind.
Frank Mehlhorn, Experte für Kreditprozesse im Bereich Financial
Services Advisory bei PwC sagt: "Eine schnelle und transparente
Kommunikation der Kreditentscheidung entscheidet künftig darüber,
welches Kreditinstitut sich im zunehmenden digitalisierten Wettbewerb
behaupten kann. Aufeinander abgestimmte IT- und Workflowsysteme und
hoch automatisierte Prozesse können helfen, die Durchlaufzeiten für
den Kunden weiter zu verkürzen. Damit einhergehend lässt sich eine
möglichst kostengünstige Produktion der Kredite sicherstellen".
Wettbewerb nimmt zu
Laut der Studie benötigten im Jahr 2012 noch 87 Prozent der
befragten Institute weniger als eine Stunde für einen
Konsumentenkredit, 2014 schaffen diese Spitzenzeit nur noch 74
Prozent. Auch bei der Baufinanzierung haben sich die
Bearbeitungszeiten verlängert: Während 2008 und 2012 noch 65
respektive 78 Prozent der Banken und Sparkassen eine Baufinanzierung
unter fünf Stunden bearbeiten konnten, sehen sich nunmehr nur noch 43
Prozent dazu in der Lage.
Frank Mehlhorn kommentiert: "Die Lösung dieser Probleme ist
besonders relevant in Zeiten, in denen das Kreditgeschäft für rund
zwei Drittel der befragten Institute den wichtigsten Ertragsbringer
im von anhaltenden Niedrigzinsen belasteten Privatkundengeschäft
darstellt. Die Institute müssen sich zudem in einem immer härteren
Wettbewerb behaupten mit Kunden, die dank der Digitalisierung immer
flexibler und besser informiert sind. Außerdem werden die
regulatorischen Anforderungen deutlich strenger, zum Beispiel in Form
der bis 2016 umzusetzenden EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die
sowohl Vermittler als auch die einzelnen Institute betreffen wird.
Nicht zu vergessen sind neue Wettbewerber wie
Peer-to-Peer-Kreditplattformen".
Vermittler auf dem Vormarsch
Wie die Studie weiter zeigt, ist die Filiale produktübergreifend
zwar nach wie vor der wichtigste Vertriebskanal. So nutzen 89 Prozent
der Institute bevorzugt die Filiale für den Vertrieb von
Konsumentenkrediten und 94 Prozent für private Baufinanzierungen. In
der Baufinanzierung spielen aber auch Vermittler eine dominierende
Rolle: Während im Falle der Konsumentenkredite nur 33 Prozent auf
Vermittler zurückgreifen, sind es in der Immobilienfinanzierung
bereits 88 Prozent der Institute.
Industrialisierung, Zentralisierung und Outsourcing keine
Heilsbringer
Auch mit Blick auf die Trendthemen Industrialisierung,
Zentralisierung und Outsourcing kommt die Studie zu bemerkenswerten
Ergebnissen: Im Vergleich zur vorhergehenden Erhebung ist etwa der
Grad der Industrialisierung in einigen Bereichen des Bankgeschäfts
rückläufig. Denn wie die Erfahrung zeigt, lässt sich dadurch zwar
zuweilen die Effizienz steigern, andererseits droht aber auch eine zu
monotone und somit mitunter demotivierende Arbeitsgestaltung, die
wiederum die Durchlaufzeit sogar verlängern kann. Im Neugeschäft
Baufinanzierung sowie im Neugeschäft Konsumentenkredite ist daher der
Grad der Industrialisierung gegenüber 2012 sogar gesunken. Auch die
Zentralisierung der Prozesse führt nicht automatisch zu
Effizienzgewinnen, so ein Ergebnis der Studie. Genauso wenig wie
Outsourcing, das seit geraumer Zeit zudem verstärkt im Fokus der
Finanzaufsicht und daher für viele Kreditinstitute nicht mehr
uneingeschränkt attraktiv ist. Wie die Studie zeigt, haben Banken mit
Outsourcingerfahrung keine kürzeren Bearbeitungszeiten als solche
ohne Outsourcingerfahrung.
Institute sparen bei Prozessoptimierung und IT
Ihre Kosten senkten die meisten Institute zuletzt vor allem im
Bereich Prozessoptimierung und IT. Während in der Vorgängerstudie
2012 lediglich 65 Prozent der Institute Maßnahmen zur
Prozessoptimierung ankündigten - haben dies im Bereich
Baufinanzierung sogar 84 Prozent realisiert. Zum Vergleich: 61
Prozent der Institute sparten bei Sach- und Verwaltungskosten und nur
37 Prozent bei Personalkosten. Außerdem machen die meisten Institute
von regulatorischen Vereinfachungen Gebrauch, die ihnen die
Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) zugestehen.
Demnach verzichten inzwischen die meisten Institute im
Privatkundengeschäft auf die laufende Offenlegung von
Bonitätsunterlagen und die turnusmäßige Überprüfung der Sicherheiten,
sofern der Kapitaldienst ordnungsgemäß erbracht wird. Im
Konsumentenkreditgeschäft aber auch in der Baufinanzierung ist der
Verzicht auf Doppelvotierung die am meisten angewandte Erleichterung
gemäß MaRisk.
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