(ots) - Gemessen an dem Zustrom der Flüchtlinge in unser
Land ist das Kirchenasyl eine vernachlässigbare Größe. Nur mehrere
Hundert Menschen finden auf diese Weise momentan Schutz in
christlichen Pfarreien oder Gemeinschaften. Selbst wenn - wovon
auszugehen ist - die Zahlen weiter wachsen, bleibt das Kirchenasyl
von geringer Relevanz.
Von daher lässt sich fragen, warum der Bundesinnenminister just
diesen Nebenschauplatz hartnäckig bespielt. Fühlt sich Thomas de
Maizière als Christ von einer kirchlichen Praxis persönlich
herausgefordert, die letztlich das konkrete Walten des Rechtsstaats
und damit ihn selbst als Verfassungsminister in Frage stellt? Will er
gar mit seiner Attacke am rechten Rand fischen? Oder empört ihn
schlicht, dass mit dem Kirchenasyl immer öfter jene Regel korrigiert
wird, die die Verantwortung für Asylverfahren oft an die meist armen
Länder an der Peripherie Europas abschiebt, die mit dieser Aufgabe
überfordert sind? Tatsächlich sind die meisten Personen im
Kirchenasyl ja über andere EU-Staaten zu uns gekommen, weil die
Bedingungen in den "Erstaufnahmeländern" ihnen unzumutbar erschienen.
Wenn die Kirchen den Betroffenen helfen, handeln sie schlicht
menschlich. Statt sie dafür zu rüffeln, sollte de Maizière lieber
nach politischen Lösungen für eine Besserung der Lage suchen.
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