(ots) - Das Schlimmste an der Griechenland-Krise ist,
menschlich betrachtet, dies: Es wird diejenigen am schlimmsten
treffen, die am wenigsten Schuld tragen, die kleinen Leute. Es gibt
sie tatsächlich. Sie sind das Gegenteil jener Hellenen, die ihre
satten Euro-Konten längst geräumt und das Geld in Sicherheit gebracht
haben. Man könnte nun tadelnd anmerken, dass auch die kleinen Leute
in Griechenland jene Athener Regierung gewählt haben, die derzeit mit
einer kriminellen Mischung aus Unverschämtheit und Dilettantismus so
tut, als wüsste sie, was verantwortungsvolle Politik bedeutet.
Andererseits ist es manchmal lehrreich, wenn bestimmte Regierende am
Ruder sind, weil nur dann offenbar wird, dass sie in Wahrheit
Nichtskönner sind. Das gilt keineswegs nur für Griechenland.
Prognose: Griechenland wird jetzt nicht pleitegehen. Aber es ist
inständig zu hoffen, dass die Insolvenz nicht zu Bedingungen
vermieden wird, die alle, außer Griechenland, wie Deppen dastehen
lassen. Wie sollten die Regierungen Estlands, Lettlands oder der
Slowakei ihren Landsleuten erklären, dass sie für die Griechen
Entbehrungen tragen müssen, obwohl deren Pro-Kopf-Einkommen höher ist
als das eigene? Wie müssten sich Spanier und Portugiesen vorkommen,
deren Anstrengungen einiges zum Besseren wendeten? Und dem deutschen
Steuerzahler ist es nicht zu verübeln, wenn ihm die Zornesröte ins
Gesicht steigt, weil seine Lebensversicherung zum Teufel geht - und
auch, weil ihn die ewigen Nazikarikaturen in Athen anwidern.
Langfristig ist nur eines klar: Geldpolitik mit der Notenpresse, wie
derzeit, darf keine Zukunft haben. Wenn gut gemeinte Reformappelle
nichts fruchten, bleibt womöglich doch nur eine Aufsplittung des
Währungsraums.
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