(ots) - "Steigende Arbeitslosigkeit durch den Mindestlohn ist
ein Gespenst, das Arbeitgeber gerne an die Wand gemalt haben. Es gibt
keinen signifikanten Anstieg von Erwerbslosen - zum Beispiel im
Bereich des Hotel- und Gaststättengewerbes", sagte Stefan Körzell,
Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) live bei
stern TV.
Zwar seien die Preise beim Bäcker oder beim Friseur gestiegen, die
Weitergabe der höheren Lohnkosten an den Kunden sei aber eine
legitime und selbstverständliche Reaktion am Markt. "Durch den
Mindestlohn haben wir aber auch mehr Einkommen auf der anderen Seite,
so dass Preise entsprechend durchgereicht werden können", erklärte
Körzell.
Trotzdem versuchten viele Arbeitgeber den Mindestlohn massiv zu
umgehen. Viele Arbeitnehmer seien dadurch verunsichert, räumte
Körzell ein. Kürzung oder Streichung von Zuschlägen und das Anrechnen
von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld auf den Mindestlohn seien "klare
Verstöße gegen das Mindestlohngesetz".
Im Anschluss an das Studiogespräch beantwortete Stefan Körzell
gemeinsam mit seinem fünfköpfigen Expertenteam in einer großen
Call-In- und Chat-Aktion live hunderte Zuschauerfragen rund um den
Mindestlohn.
Viele Arbeitgeber tricksen, um Lohnerhöhungen zu umgehen
Zuvor hatte stern TV über Methoden berichtet, mit denen
Arbeitgeber versuchen, das Mindestlohngesetz zu unterlaufen. stern
TV-Zuschauer berichteten von Kürzungen und Streichungen ihrer
Zuschläge, Stellenabbau, unbezahlten Überstunden sowie so genannten
"Sachbezügen". Die Betroffene Melanie M. erklärte im stern TV
Interview: "Sachbezug bedeutet bei uns, dass 50 Cent pro Stunde
abgezogen werden für Getränke, egal ob man trinkt oder nicht". Auch
auf die Nachtzuschläge hätte die 35-Jährige laut neuem Arbeitsvertrag
verzichten müssen. Weil sie den nicht unterschreiben wollte, ist sie
jetzt arbeitslos.
DGB-Vorstand Stefan Körzell findet solche Methoden skandalös: "Die
Not der Arbeitnehmer wird zum Teil ausgenutzt. Ich finde es sehr
bedenklich, wenn wir im Jahr 2015 in der Bundesrepublik Deutschland
wieder dazu übergehen, Menschen in Naturalien zu bezahlen. Sie
brauchen dieses Geld - so war das Gesetz auch gedacht - und deshalb
muss es auch in Form von Geld fließen und nicht in Form von
Gutscheinen. Der Mindestlohn ist unabdingbar".
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