(ots) - Ohne Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz
findet in Deutschland derzeit ein Rekordneubau von Windenergieanlagen
statt. "Wertvolle Waldflächen werden gerodet, bevor Widersprüche oder
anhängige Klagen gegen Baugenehmigungsverfahren geklärt sind. So
werden Fakten für die Anlagen geschaffen und Lebensräume gefährdeter
Vogel- und Fledermausarten zerstört", kritisiert Dr. Jochen Bellebaum
von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die Dimensionen sind historisch: Windenergieanlagen mit einer
Gesamtleistung von 4.750 Megawatt wurden im vergangenen Jahr
zusätzlich zu den schon stehenden gebaut. "Das ist eine deutliche
Ãœberschreitung des gesetzlichen Ausbauziels von bis zu 2.600
Megawatt", sagt Dr. Bellebaum. Ungeachtet des Rekordzuwachses an
Windenergieleistung werden weiter wertvolle Waldflächen für neue
Windparks gerodet.
"Die Liste der Abholzungen wird immer länger", sagt Bellebaum. "So
wurden im Harthäuser Wald, einem bedeutenden Laubwaldgebiet in
Baden-Württemberg, vor Ende der Einspruchsfrist 150-jährige Bäume
gefällt, obwohl in diesem wichtigen Wildtierlebensraum 17
Fledermausarten leben - darunter die stark gefährdeten Bechstein- und
Mopsfledermäuse." Bei Rodungsarbeiten in Pamsendorf in der Oberpfalz
(Bayern) wurden Horste freigelegt, die möglicherweise von seltenen
Greifvögeln oder Schwarzstörchen stammen, obwohl gegen den Windpark
Klagen des Bayerischen Jagdverbandes und einer Nachbargemeinde
laufen. Auch bei Kleinmünster in Bayern wird schon gerodet, obwohl
auch hier Klageverfahren laufen. Der Wald ist Lebensraum des seltenen
Uhus und von sechs Fledermausarten. Auf der "Breiten First" im
hessischen Sinntal werden Rodungen die Lebensräume von Rotmilan,
Schwarzstorch und der seltenen Mopsfledermaus erreichen.
Um dem Abholzen Einhalt zu gebieten, fordert die Deutsche Wildtier
Stiftung ein Moratorium für den Bau von Windenergieanlagen im Wald.
"Die deutliche Ãœberschreitung des Ausbauziels schafft einen
Spielraum, um die Gefahren für das Ökosystem Wald ohne Zeitdruck zu
bewerten und Widersprüche oder Klagen zu entscheiden, bevor Fakten
geschaffen sind", betont Bellebaum.
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