(ots) - Das Thema:
Die Psychotricks der Gurus: Glauben, Glück, Gehirnwäsche?
Ein Leben ohne Ängste oder die Aussicht auf göttliche Liebe: Was
Sektengurus versprechen, klingt oft verlockend. Ihre Anhänger
vertrauen ihnen blind, gehorchen selbst absurden Anweisungen,
unterziehen sich freiwillig einer Gehirnwäsche. Was passiert aber,
wenn man sich von autoritären Lehren lossagt, wenn man erkennt, dass
der angebliche Königsweg in ein besseres Leben ein Irrtum war? Wie
schwer sind der Ausstieg und die Rückkehr in den Alltag?
Gäste:
Gitta Saxx (Model und Guru-Opfer) Judith Mühlbacher (wuchs in
urchristlicher Sekte auf) Maria Diederichs (ehem. Otto
Muehl-Kommunardin) Sascha Erdmann (Sektenaussteiger) Dieter Rohmann
(Psychologe)
Gitta Saxx
Es begann ganz harmlos: weil sie oft heftige Kopfschmerzen
quälten, suchte das Model Hilfe bei einem selbst ernannten
"Reiki-Meister". Er versprach ihr Hilfe und Schutz in allen
Lebenslagen: "Doch nach kurzer Zeit wurde daraus Gehirnwäsche im
Turbogang. Bald kontrollierte er mein gesamtes Leben", so Gitta Saxx.
Immer höhere Geldforderungen ihres "Gurus" trieben das Model in den
finanziellen Ruin. Erst als sie nach acht Jahren völlig überschuldet
auch noch ihre Wohnung verlor, kommt Gitta Saxx von ihrem Guru los.
Judith Mühlbacher
Sie war ein zweijähriges Kind, als ihre Eltern sich einer strengen
urchristlichen Glaubensgruppe anschlossen, die nach den Lehren eines
neuen Propheten lebte. "Ab diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr ihr
Kind, sondern Kind der Gemeinschaft", erzählt die heute 35-Jährige.
Über 20 Jahre blieb sie in der Sekte. "Auch körperliche Bestrafungen,
um den Willen zu brechen, gab es", berichtet Judith Mühlbacher. Als
die Glaubensgruppe ihre Verlobung mit einem anderen Mitglied auflöst,
entscheidet sich Judith Mühlbacher für den Ausstieg.
Maria Diederichs
Ende der siebziger Jahre wurde die Hamburgerin Mitglied der so
genannten "AAO" (Aktionsanalytische Organisation). Die berühmte
Kommune um den österreichischen Künstler Otto Muehl proklamierte
freie Sexualität, gemeinsames Eigentum und das Ende von der Familie.
"Ich habe fest an dieses alternative Lebensmodell geglaubt", sagt die
heute 60-Jährige. 1991 wurde Otto Muehl zu sieben Jahren Haft wegen
Kindes- und Drogenmissbrauch verurteilt. Die Kommune zerbrach. Heute
sagt Maria Diederichs: "Es war eine Sekte und Otto Muehl ein Guru.
Irgendwann ist er abgehoben. Irgendwann dachte er, er ist Gott. Das
war sein Verhängnis."
Sascha Erdmann
27 Jahre lang, seit seiner Geburt, stand der erfolgreiche Fotograf
unter dem psychischen Druck einer religiösen Kleingruppe, die ein
ehemaliger Pastor und seine Frau aufgebaut hatten. Sie behaupten, in
Briefen Botschaften von Gott zu erhalten. Systematisch werden die
Mitglieder ihrer Gruppierung auf diese Weise gelenkt. "Wenn ich
Kontakt nach außen hatte, stand in den Briefen, dass die dunkle Seite
Gottes mich vereinnahmt hatte. Mir wurde gedroht, dass Gott mich
loslässt." Ungewöhnlich: Die Sekte leitet ein erfolgreiches
Medienunternehmen. Erst vor zwei Jahren erkannte Sascha Erdmann die
dahintersteckende Manipulation und verließ die Gruppe. Dieter Rohmann
Seit Jahrzehnten betreut der Psychologe Sektenaussteiger.
Mittlerweile hätten kleine Gruppen rund um Heiler, Meister und
Heilpraktiker die großen Sekten abgelöst. Die Arbeitsweise sei jedoch
die gleiche: "Angst ist während der Zugehörigkeit ein ständiger
Begleiter, denn mit Angst und Schuld werden die Mitglieder hörig und
unterwürfig gehalten", erklärt Dieter Rohmann. Seine Klienten seien
oft "Menschen mittleren Alters, nicht selten mit Hochschulabschluss,
die mit einer schwierigen Lebenssituation nicht klar kommen."
Redaktion: Klaus Michael Heinz (WDR)
Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner(at)DasErste.de
Felix Neunzerling, ZOOM MEDIENFABRIK GmbH,
Tel.: 030/3150 6868, E-Mail: FN(at)zoommedienfabrik.de
Fotos über www.ard-foto.de