(ots) - Griechenland hat am Freitag einige Monate
Galgenfrist bekommen. Das ist gut und richtig so. Nicht wegen der
wirtschaftlichen Bedeutung der Abstimmung im Bundestag. Ãœber diese
ist viel gesagt worden und wäre noch viel mehr zu sagen, insbesondere
wegen der stellenweise verheerenden Folgen der Nullzinspolitik, die
seit Jahren nicht nur mit Blick auf Griechenland den Kurs der
Eurozone bestimmt. Aber: Wer A sagt, muss - noch - weiterhin auch B
sagen. Sonst war vieles umsonst, was schon bis heute sehr teuer war.
Das Signal aus Berlin ist also vor allem wegen etwas anderem sehr
wichtig: Die Menschen zwischen Athen und Thessaloniki wissen nun
zwar, dass man sie nicht allein lassen will. Was sie aber auch wissen
beziehungsweise endgültig wissen müssen: Die Solidarität ist nicht
bedingungslos. Für Griechenland, aber - und das ist mindestens
genauso wichtig - für alle übrigen Akteure auch nicht. Kredit bekommt
man, wenn man ihn nicht mutwillig verspielt. Athen muss natürlich
glaubhaft die mit der anhaltenden Unterstützung verbundenen Reformen
umsetzen. Weniger irrlichterndes Regierungshandeln wäre in diesem
Zusammenhang extrem hilfreich. Aber auch Deutschland und die übrigen
starken Zugpferde im Euroraum müssen ihre Glaubwürdigkeit beweisen:
Man kann nicht auf der einen Seite den Griechen nach wie vor
Schmerzliches zumuten und auf der anderen Seite Dauerdefizit-Sündern
wie Frankreich - wie soeben geschehen - weitere zwei Jahre Pardon
gewähren. Wenn es Maßstäbe geben soll, müssen sie für alle gelten.
Wenn sich jetzt alle Beteiligten diszipliniert verhalten, könnte
Europa also sogar geeinter aus der Krise des Euro hervorgehen, als es
hineingegangen ist. Aber nur dann. So gesehen hat nicht nur
Griechenland jetzt Galgenfrist.
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