(ots) - In schauriger Regelmäßigkeit sterben Kreml-Kritiker
eines unnatürlichen Todes. Auch Boris Nemzow hat oft davon
gesprochen, dass ihn seine Kritik am System Putin ("Ein Haufen
Scheiße mit Blattgold überzogen"), die er furchtlos und offen
äußerte, irgendwann das Leben kosten könnte. Er wollte keine
Leibwächter. Er wollte sich nicht einschüchtern lassen. Jetzt ist er
tot. Hinterrücks erschossen vor den Toren des Kreml. Es sieht nach
einem Auftragsmord aus. Doch wer die Mörder geschickt hat, wird
vermutlich nie restlos aufgeklärt werden. Das hat traurige Tradition
in Russland. Auch die reflexartige Reaktion, hinter allem Ãœbel immer
sofort den russischen Präsidenten zu vermuten, ist zu einfach.
Profitiert Putin wirklich vom Tod des Oppositionellen? Hat er seine
Ukraine-Enthüllungen so sehr gefürchtet? Das ist sehr
unwahrscheinlich. Dass Russen in der Ukraine kämpfen, weiß inzwischen
jedes Kind. Was ist, wenn Putin die Geister, die er rief -
nationalistisch, faschistisch oder einfach nur brutal -, längst nicht
mehr unter Kontrolle hat? Was ist, wenn in dem vergifteten russischen
Klima aus Angst, Gewalt und Hass etwas entstanden ist, was sich
verselbstständigt hat? Putin zeigte sich am Wochenende betroffen und
hat Aufklärung versprochen. Ob der Präsident das auch halten will und
kann, ist mehr als fraglich.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de