(ots) -
Seit mehr als 100 Jahren kämpfen Mädchen und Frauen gegen
Unterdrückung und Gewalt. Sie setzen sich für Gleichberechtigung ein.
In vielen Industriestaaten, darunter Deutschland, ist die
Gleichberechtigung der Geschlechter zwar fortgeschritten, doch der
Anteil von Frauen an schlecht bezahlter Arbeit ist hoch und führende
Regierungs- und Unternehmenspositionen sind weiterhin
männerdominiert. Und das, obwohl Frauen gleich gut oder sogar besser
ausgebildet sind als Männer. In vielen Entwicklungsländern hingegen
steckt der Kampf der Frauen für eine Gleichberechtigung noch in den
Kinderschuhen. In Lateinamerika beispielsweise haben Mädchen kaum
Zugang zu guter Bildung und dadurch schlechtere Chancen auf dem
Arbeitsmarkt. Frauen werden zudem öfter Opfer von Gewalt, die in den
meisten Fällen keine strafrechtlichen Folgen hat. Das Kinderhilfswerk
nuestros pequeños hermanos (nph) unterstützt im Rahmen seiner
Frauenförderungs-Programme Mädchen und jungen Frauen auf ihrem Weg zu
mehr Gleichberechtigung.
Deutschland plant Chancengleichheit per Gesetz zu fördern
In Deutschland nehmen Frauen heute fast gleichberechtigt mit den
Männern am Arbeitsmarkt teil. Durch ihre guten Qualifikationen wären
sie auch bestens für Spitzenpositionen geeignet. Doch trotz des
Bundesgleichstellungsgesetzes sind Frauen in den Führungspositionen
der deutschen Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Ein
aktueller Gesetzentwurf von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig
sieht für Aufsichtsräte von Unternehmen, die börsennotiert sind und
der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, eine feste Frauenquote
von mindestens 30 Prozent vor. Unternehmen, die entweder
börsennotiert oder mitbestimmt sind, sollen sich verpflichten, den
Frauenanteil in Aufsichtsräten, Vorständen und obersten
Managementebenen als Zielgröße festzulegen. Auch in Bundesbehörden
soll der Anteil von Frauen steigen. Der Gesetzentwurf soll Anfang
März vom Bundestag verabschiedet werden. Ob diese Frauenquote
wirklich zu einer Änderung auf dem Arbeitsmarkt führt, ist jedoch
fraglich.
Die Lebensrealität von Frauen in Lateinamerika
Rund 113 Millionen Frauen gehen in Lateinamerika einer
Beschäftigung nach. Die meisten von ihnen arbeiten in der
Landwirtschaft oder im informellen Sektor. Ihr Lohn beträgt oft nur
1,80 Euro pro Tag. Die wenigsten dieser Frauen verfügen über einen
Grundschulabschluss oder eine Berufsausbildung. Denn in Lateinamerika
herrscht noch ein "klassisches Frauenbild" vor: Frauen sind in erster
Linie für Kinder und Haushalt verantwortlich und deshalb wird ihrer
Bildung kein großer Wert beigemessen. Doch aufgrund der großen Armut
in den Ländern Lateinamerikas müssen sie zudem noch Geld für den
Lebensunterhalt der Familie verdienen. Viele Frauen arbeiten als
Tagelöhnerinnen, in Teilzeitstellen oder als Kleinhändlerinnen.
Zugang zu Sozialleistungen wie Kranken- und Arbeitslosengeld oder
Rente hat nur eine sehr kleine Gruppe der weiblichen Bevölkerung. Die
Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC)
schätzt, dass bis 2020 die Anzahl der arbeitenden Frauen auf rund 141
Millionen ansteigen wird. Ohne entsprechende Bildungs- und
Armutsbekämpfungsprogramme werden diese Frauen weiterhin in einer
Spirale aus schlecht bezahlten Jobs und mangelnder bis fehlender
sozialer Absicherung gefangen sein.
nph bietet Frauen Bildungsprogramme an
Um mehr Frauen mit einer Ausbildung im Gepäck für die ohnehin
schwierige Arbeitswelt auszustatten, betreibt nph umfangreiche
Ausbildungs- und Förderungsprogramme. In den Grundschulen der
Organisation machen jährlich über 2.000 Mädchen einen
Grundschulabschluss. Viele Mädchen in Lateinamerika, die das
Grundschulalter bereits überschritten haben, können weder lesen,
schreiben noch rechnen. Ohne diese Fähigkeiten können sie aber oft
nur zu Dumping-Löhnen arbeiten.
In den elf nph-Kinderdörfern werden die Mädchen, die bei nph leben
oder aus der Umgebung der Kinderdörfer kommen, zu Tischlerinnen,
Schlosserinnen, Elektrotechnikerinnen oder Bäckerinnen ausgebildet.
Die in den Lehrwerkstätten angebotenen Ausbildungsgänge richten sich
nach der Nachfrage im lokalen Arbeitsmarkt und sind staatlich
zertifiziert. Für Mädchen, die bei nph leben, ist eine
Berufsausbildung verpflichtend. So soll sichergestellt werden, dass
jedes Mädchen eine realistische Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommt.
Das Frauenförderungsprogramm "Chicas Poderosas"
Frauen werden nicht nur in der Arbeitswelt diskriminiert. Sie
sehen sich zudem oft mit Gewalt und ungleicher Behandlung
konfrontiert. Das nph-Programm Chicas Poderosas klärt Mädchen und
junge Frauen über ihre grundlegenden Rechte als Frau auf und bereitet
sie vor, Entscheidungen in ihrem Leben selbstbestimmt zu treffen und
eigene Ziele zu verfolgen. Die Mädchen bauen in diesem Programm
Selbstvertrauen auf und lernen auch wie sie aus einer möglichen
Gewaltspirale ausbrechen können.
Die Mexikanerin Josselin Martinez ist eine selbstbewusste Frau
In Mexiko sind 49 Prozent der Frauen erwerbstätig. Das ist
deutlich geringer als der OECD-Durchschnitt von 57 Prozent. Unter den
OECD-Staaten hat Mexiko den größten geschlechterbezogenen Unterschied
bei der Bezahlung. Für jeden Dollar, den ein Mann verdient, erhält
die Frau nur 80 Cent. Zudem weist Mexiko weltweit eine der höchsten
Raten an Gewalt gegen Frauen auf - rund 67 Prozent leiden unter
häuslicher Gewalt.
Wäre es nach dem Willen der Eltern gegangen, wäre Josselin
Martinez in das klassische Frauenbild einer ungebildeten Hausfrau und
Mutter gepresst worden. Doch dieses Bild der Frau entsprach nicht
Josselins Vorstellung ihres späteren Lebens. Nach dem Tod der Eltern,
kam sie ins Kinderdorf von nph mexiko. Dort machte sie den
Grundschulabschluss und eine Ausbildung. "Die letzten fünf Jahre
arbeite ich nun als Kindergärtnerin und bin zufrieden - auch mit
meinem Lohn. 400 Dollar sind für mexikanische Verhältnisse sehr gut",
sagt die junge Frau. Josselin Martinez lebt übrigens ihren Traum -
als berufstätige Frau und als Ehefrau und Mutter.
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