(ots) - Bis zum 27. Februar wussten in Deutschland die
Wenigsten, wer Boris Jefimowitsch Nemzow ist. Mit seinem gewaltsamen
Tod wurde der mutige Oppositionspolitiker hierzulande einer der
bekanntesten Russen, einer, der posthum zum Helden erklärt wird. Man
sieht: Auch der Westen versteht sich auf Öffentlichkeitsarbeit, wenn
es darum geht, die Trommeln gegen Wladimir Putin zu rühren. In dessen
Umfeld sei der Mörder zu suchen, suggerieren die einen. Und manche
Berichte erwecken den fantastischen Eindruck, die überwiegende
Mehrheit der Russen stünde nicht hinter dem Präsidenten, sondern
trauere um den gemeuchelten Nemzow. Das ist genauso haltlos wie die
in russischen Medien verbreiteten Spekulationen, der Attentäter sei
Islamist oder Ukrainer. Im Krieg stirbt die Wahrheit eben zuerst. Das
gilt auch für diesen neuen Kalten Krieg, der zwischen Europa und
Putins Land ausgebrochen ist. Umso wichtiger ist es, im Mordfall
Nemzow die Spreu vom Weizen zu trennen, Information von
Desinformation. Fakt ist: Staatstragende, russische Medien haben
systematisch gegen Oppositionelle gehetzt. Sie haben Kritiker als
Staatsfeinde dargestellt, ein Klima der Einschüchterung geschaffen,
und damit den Nährboden, auf dem solche Attentate gedeihen. Zu den
Fakten wird man auch rechnen müssen, dass es in Russland keinen
Rechtsstaat gibt. Die Justiz agiert abhängig von den jeweiligen
Machthabern, die Polizei willkürlich. Die Ermittler, die jetzt ihre
Arbeit begonnen haben, werden am Ende irgendeinen Mörder
präsentieren. Das verlangt die Staatsräson. Und natürlich Putin.
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