(ots) - Wirtschaftliche Not ist weltweit eine der
Hauptursachen für die Verheiratung von minderjährigen Mädchen. Laut
den Ergebnissen einer terre des hommes-Studie liegt der Anteil von
unter 18-jährigen verheirateten Mädchen in den am wenigsten
entwickelten Ländern bei rund 50 Prozent, in den westafrikanischen
Ländern Niger und im Tschad werden rund drei Viertel aller Mädchen
noch als Kinder verheiratet. Mehr als die Hälfte der
zwangsverheirateten Mädchen entstammen dem ärmsten Fünftel der
Bevölkerung, bei dem wohlhabendsten Fünftel der Bevölkerung liegt die
Rate zwangsverheirateter Mädchen bei vergleichsweise niedrigen 16
Prozent.
Auch in den Kriegsgebieten in Nahost bringen Armut und fehlende
Einkommensperspektiven viele Flüchtlingsfamilien dazu, ihre
minderjährigen Töchter zu verheiraten, berichtet Friederike
Leidreiter, terre des hommes-Expertin für Humanitäre Hilfe, nach
ihrem letzten Besuch in den Flüchtlingslagern im Norden des Iraks.
Der Anteil verheirateter minderjähriger syrischer Mädchen habe sich
zwischen 2011 und 2014 fast verdreifacht. Hinzu komme, so Leidreiter,
dass Heirat auch eine Möglichkeit sei, die Mädchen in den Lagern vor
gewaltsamen Übergriffen zu schützen oder eine Genehmigung zu
bekommen, um die Lager zu verlassen und in der Umgebung Arbeit zu
suchen.
»Neben der Armut sind religiöse und soziale Normen, aber vor allem
Ausschluss von Bildungschancen weitere Gründe für die Verheiratung
von minderjährigen Mädchen«, sagte Danuta Sacher,
Vorstandsvorsitzende von terre des hommes. »Die Mädchen brauchen
Unterstützung und Rechtssicherheit gegen die Gefahr der
Zwangsverheiratung. Dabei ist es wichtig, die Position der Mädchen
innerhalb der Familien und Gesellschaften zu stärken, um
diskriminierende Einstellungen zu überwinden und für die Mädchen
Schul- und Berufsbildung zu ermöglichen. Statistiken zeigen, dass die
Zahlen von Zwangsverheiratung bei Mädchen ohne jegliche Schulbildung
um mehr als das Dreifache höher sind als bei Mädchen mit
Schulabschluss«, so Sacher. Diesem Ansatz folgen deshalb u.a. terre
des hommes-Projekte gegen Kinderheirat in den indischen Bundesstaaten
Karnataka, Uttar Pradesh und Rajasthan und in der Hauptstadt Neu
Delhi, wo derzeit 10.000 Mädchen die Chance erhalten, weiter zur
Schule zu gehen, statt im Kindesalter verheiratet zu werden. Erfolge
zeigen sich zum Beispiel in den Slumvierteln der Stadt Mysore in
Karnataka, wo seit über einem Jahr kein einziges Kind mehr
verheiratet wurde.
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Download der Studie »Zwölf Jahre Sklave - Kinder in Zwangsarbeit«:
http://www.tdh.de/index.php?id=2846