(ots) - ZQP-Umfrage zeigt: Vor allem kleinere Betriebe
zweifeln an der Umsetzbarkeit der Gesetzesänderungen zur
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege
Das seit Jahresbeginn geltende Gesetz zur besseren Vereinbarkeit
von Familie, Pflege und Beruf soll günstige Rahmenbedingungen für
pflegende Berufstätige schaffen. Die Mehrheit der deutschen
Unternehmen sieht die neuen gesetzlichen Regelungen allerdings
skeptisch, wie eine repräsentative Befragung der Stiftung Zentrum für
Qualität in der Pflege (ZQP) unter Personalentscheidern ergab. Vor
allem an der Praktikabilität gibt es erhebliche Zweifel. So schätzen
63 Prozent die Arbeitszeitreduzierung im Rahmen einer
Familienpflegezeit in ihrem Unternehmen als schlecht umsetzbar ein.
Auch bei der nun möglichen Freistellung zur Sterbebegleitung naher
Angehöriger ist die Mehrheit der Befragten dieser Ansicht (53
Prozent). Selbst die Umsetzbarkeit einer maximal 10-tägigen Auszeit
mit Zahlung eines "Pflegeunterstützungsgelds" durch die Pflegekasse
empfindet immerhin noch ein Drittel der Unternehmen als
problematisch. Dabei wird deutlich: Je länger die mögliche
Freistellung andauert, desto kritischer sehen die Unternehmen die
geplanten Maßnahmen.
Besonders kleinere Unternehmen (16 bis 49 Mitarbeiter) fühlen sich
der Untersuchung zufolge außer Stande, den vorübergehenden Ausfall
eines Mitarbeiters zu kompensieren. "Für kleinere Betriebe bedarf es
zusätzlicher Unterstützungen, ansonsten sind Konflikte
vorprogrammiert. Aber letztlich muss auch für sie gelten: die
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist keine Bonusleistung, sondern
angesichts der vielfältigen Veränderungen am Arbeitsmarkt eine
Notwendigkeit", sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.
Trotz aller Bedenken gegenüber den neuen Regelungen halten es 76
Prozent der befragten Unternehmen für wichtig bzw. sehr wichtig ihre
Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gezielt zu
unterstützen. Allerdings macht der Großteil der Unternehmen (72
Prozent) weder Angebote zur besseren Vereinbarkeit, noch planen sie
solche in Zukunft. Bei den Unternehmen, die bereits solche Angebote
vorhalten (20 Prozent), dominieren allgemeine Maßnahmen zur flexiblen
Arbeitsgestaltung, wie freie Arbeitszeiteinteilung oder individuelle
Absprachen. 39 Prozent der Unternehmen sehen dementsprechend keine
Notwendigkeit für eine Unterscheidung zwischen personalpolitischen
Maßnahmen für pflegende Familienangehörige und für Eltern
minderjähriger Kinder.
"Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege hat zwar in vielen
Unternehmen an Bedeutung gewonnen, jedoch zeigt unsere Untersuchung,
dass noch ein weiter Weg zu gehen ist. Führungskräfte müssen viel
stärker als bisher für das Thema sensibilisiert werden. In einem
Großteil der Unternehmen fehlt noch eine pflegesensible Kultur", so
Suhr. Pflegende Angehörige bräuchten aber Wertschätzung, Anerkennung
und vor allem Verständnis für ihre Situation.
Dies bestätigt auch eine im Januar durchgeführte ZQP-Befragung in
der erwerbstätigen Bevölkerung. Gefragt nach der Ursache, warum
pflegende Angehörige nicht offen im Arbeitsumfeld mit ihrer Situation
umgehen, nannte die überwiegende Mehrheit die Angst um den
Arbeitsplatz oder vor beruflichen Nachteilen.
Mehr zur aktuellen ZQP-Analyse unter www.zqp.de.
Hintergrundinformationen zur Studie
Die vorliegenden Studienergebnisse basieren auf einer anonymen
Umfrage unter deutschen Unternehmen mit 16 oder mehr Mitarbeitern, in
deren Rahmen bei 200 Entscheidern aus dem Bereich Personal
Einstellungen zum Thema "Vereinbarkeit von Pflege und Beruf" erfragt
wurden. Die Befragung wurde in der Zeit vom 27. November bis 10.
Dezember 2014 mittels computergestützter Telefoninterviews
durchgeführt.
Die Vergleichswerte zu den Einstellungen der Erwerbstätigen
stammen aus einer im Januar veröffentlichten, repräsentativen
ZQP-Bevölkerungsumfrage zum gleichen Themenfeld (Presseinformation
vom 5.1.2015).
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel.: 030 275 93 95 - 15
E-Mail: torben.lenz(at)zqp.de