(firmenpresse) - Der Januar 2015 markierte den vierten Jahrestag der GewĂ€hrung der Schengener Visafreien Einreise in die EuropĂ€ische Union fĂŒr die BĂŒrger der Republik China. Dies ist eine hervorragende Gelegenheit, dieses wichtigen Meilensteins in den Beziehungen zwischen Taiwan und der EU zu gedenken. Die EinfĂŒhrung der visafreien MaĂnahmen, machen es nicht nur viel bequemer fĂŒr ROC-BĂŒrger nach Europa zu reisen, sondern haben eine Vertiefung des Austauschs in einer Vielzahl von Bereichen, einschlieĂlich Gesellschaft, Wirtschaft, Handel und Technologie bewirkt. Die Entscheidung zeigt, dass die EU Taiwan als wichtigen Partner wahrnimmt.
Mit den Worten von ROC AuĂenminister David Yung-lo Lin, war "die EinfĂŒhrung der Schengener Visafreiheit fĂŒr BĂŒrger der Republik China gĂŒltig fĂŒr die EuropĂ€ische Union ein groĂer Durchbruch, der das Ergebnis von ĂŒber 30 Jahren diplomatischer Arbeit in Europa war.â Taiwan engagierte sich bereits 2003 fĂŒr eine Visumfreiheit, die dann am 11. Januar 2011 offiziell in Kraft trat.
"Die Verleihung der visafreien Privilegien von der EU fĂŒr Taiwan spiegelt eine allgemeine Verbesserung unserer Beziehungen dar â und hat unsere Verbindung auf die nĂ€chste Ebene gehoben." Lin weist darauf hin, dass es ein tiefes Fundament der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Republik China und der EU gebe. Der bilaterale Handel bleibe mit 48 Milliarden US-Dollar pro Jahr stabil, und habe im Jahr 2011 sogar die 50 Mrd. US-Dollar Grenze ĂŒberschritten. Die GewĂ€hrung der visafreien Behandlung seitens der EU im Jahr 2011, stelle nicht nur eine BestĂ€tigung der wirtschaftlichen Errungenschaften Taiwans, sondern auch der sozialen und kulturellen Entwicklung und der ZuverlĂ€ssigkeit und IntegritĂ€t von Taiwans BĂŒrgern dar.
Nachwirkungen
Angesichts der aktuellen Situation unter der Taiwan und die EU keine formalen diplomatischen Beziehungen haben, war es kein leichtes Unterfangen, die EU davon zu ĂŒberzeugen, Taiwan eine visafreie Behandlung zu gewĂ€hren. Lin betont, dass zusĂ€tzlich zu einer Vielzahl technischer Probleme (wie beispielsweise Schutz vor gefĂ€lschten PĂ€ssen), das gröĂte Hindernis immer die Zustimmung eines jeden der damals 27 EU-Staaten darstellte. (Mit dem Beitritt von Kroatien im Jahr 2013 gibt es jetzt 28 Mitgliedstaaten.)
ZusĂ€tzlich zu der pro-aktiven Lobbyarbeit der EU-Kommission, des EuropĂ€isches Parlaments und des Rats der EuropĂ€ischen Union, kamen entscheidende Impulse durch die Visafreiheit fĂŒr ROC Passinhaber im MĂ€rz 2009 seitens des Vereinigten Königreichs und Irlands.
Dank der Impulse durch die Entscheidung der EU gab es in ganz Europa weitere Dominoeffekte - darunter fĂŒnf Nationen auf dem Balkan; 26 Ăberseeterritorien Frankreichs, der Niederlanden und des Vereinigten Königreichs; und Staaten, die nicht der EU angehören, aber eng mit ihr verbunden sind, wie Norwegen und Schweden â sie alle folgten dem Beispiel der EU. Von den 140 LĂ€ndern, die derzeit Taiwan Visumfreiheit gewĂ€hren, sind 69 in oder mit Europa verbunden. Wir sind jetzt kurz davor, das Ziel des Ministeriums fĂŒr AuswĂ€rtige Angelegenheiten zu erreichen, dass alle europĂ€ischen LĂ€nder Taiwan Visafreiheit gewĂ€hren.
Anstieg der FlĂŒge
NatĂŒrlich steht der private Sektor dem visafreien Reiseverkehr in Europa sehr positiv gegenĂŒber.
Freddie Hoeglund, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der EuropĂ€ischen Handelskammer Taiwan (ECCT), die 820 Mitglieder zĂ€hlt, weist darauf hin, dass die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Taiwan und der EU sehr eng seien. Derzeitige Investitionen in Taiwan aus EU-LĂ€ndern betragen 33 Milliarden US-Dollar, so dass die EU die gröĂte Quelle auslĂ€ndischer Investitionen in Taiwan ist. WĂ€hrend taiwanische Investitionen in der EU bei nur etwa ein bis zwei Milliarden US-Dollar liegen, stellt das schon ein Ungleichgewicht dar. Hoeglund verdeutlicht, dass die EU eine Gesamtbevölkerung von ĂŒber 500 Millionen Menschen habe â und das in einem einzigen Markt und somit ein enormes Potenzial biete. Taiwanische Unternehmen wĂ€ren gut beraten, wenn sie neben der Volksrepublik China und SĂŒdostasien, mehr Gewicht auf den EU-Markt legen wĂŒrden.
Seit der GewĂ€hrung der Privilegien im Jahr 2011 gibt es einen groĂen Anstieg in der Zahl der Touristen, Studenten und GeschĂ€ftsleute, die nach Europa reisen. Die Anzahl der taiwanischen Reisenden nach Europa war im Jahr 2012 fast 40% höher als im Vorjahr.
Daver Lau, Ko-Vorsitzender des Reise- und Tourismusausschuss des ECCT, bemerkt, dass aufgrund des erhöhten Reisevolumens nach Europa, die Fluggesellschaften die Zahl der FlĂŒge zwischen Taiwan und der EU erhöhten. So haben zuerst die KLM und die Emirates Airlines DirektflĂŒge von Taiwan nach Europa hinzugefĂŒgt, danach folgte auch die Turkish Airlines. Lau erklĂ€rt, dass die parallele Zunahme der Zahl der Besucher aus Taiwan nach Europa und die Anzahl der FlĂŒge zwischen den beiden Seiten eine direkte Folge der Visafreiheit durch die EU sei.
Komfort fĂŒr Arbeit und Freizeit
Yu Meng-ju, Vertriebsleiterin bei ExPlus Corporation, entwickelt und produziert elektronische Schaltungen. Sie ist ein typisches Beispiel einer NutznieĂerin des Visaprogramms. Die wichtigsten Dinge bei GeschĂ€ftsverhandlungen seien Effizienz und FlexibilitĂ€t, so dass Verzögerungen durch die Beantragung von Visa den gesamten Prozess beeintrĂ€chtigen können. Nun da es keine Notwendigkeit fĂŒr einen Stempel im Pass gebe, um nach Europa zu reisen, entfĂ€llt fĂŒr sie ein groĂer Zeitfaktor bei der Terminplanung.
ReisebĂŒros und Reiseveranstalter sind auch groĂe NutznieĂer der Visumfreiheit und haben die Möglichkeit, ihre GeschĂ€ft zu steigern und neue Pakete anzubieten. Lu Yue-ning, Leiterin der Marketingabteilung von ezTravel.com, stellt fest, dass es seit der Visumfreiheit ein stetiges Wachstum von etwa 5% pro Jahr bei der Anzahl der ROC Touristen nach Europa gegeben hat.
Phoenix Lin, GrĂŒnder der Website www.eurotravel.tw, sagt, dass Alleinreisende, die ihre Touren individuell organisierten noch mehr von dem Visaprogramm profitieren werden.
NĂ€chste Schritte: ECA, BIA
EU-Visumfreiheit hat auch zum Wachstum des pĂ€dagogischen und sozialen Austausches zwischen Taiwan und Europa beigetragen. AuĂenminister David Lin sagte, dass Taiwan auf eine wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECA) und die Unterzeichnung bilateraler Investitionsabkommen (BIA) mit der EU hoffe. Es wird jedoch noch eine Menge Arbeit anstehen, bevor diese Dinge passieren werden. Bis dahin verfolgt das Ministerium fĂŒr auswĂ€rtige Angelegenheiten (MOFA) eine Strategie zur schrittweisen Förderung der Weiterentwicklung der Beziehungen.
Zhang Ming-zhong, Generaldirektor der MOFA-Abteilung fĂŒr europĂ€ische Angelegenheiten, gab das Ziel fĂŒr die nĂ€chste Phase bekannt, nĂ€mlich sowohl mit der EuropĂ€ischen Union, als auch mit den einzelnen Regierungen der Mitgliedstaaten, Verhandlungen ĂŒber ein Freihandelsabkommen (FTA) zu fĂŒhren. Derzeit haben die beiden Seiten vereinbart, mit einem bilateralen Investitionsabkommen (BIA) zu starten und es ist zu hoffen, dass Taiwan noch in diesem Jahr in die erste Runde der Verhandlungen mit der EU starten kann.
In der Zwischenzeit wird Taiwan weiterhin daran arbeiten, den Austausch jedweder Art mit der EU zu vertiefen, wie z.B. die Unterzeichnung von Abkommen mit acht Staaten (darunter Deutschland, GroĂbritannien und Irland), die Möglichkeit fĂŒr junge Menschen aus Taiwan, in EU LĂ€ndern unter einem âWorking-Holidayâ-Programm zu arbeiten; und die Unterzeichnung von Doppelbesteuerungsabkommen mit Luxemburg und Ăsterreich. In den letzten Jahren hat Taiwan fast 50 offizielle Abkommen mit europĂ€ischen LĂ€ndern beschlossen, die unter anderem Bereiche wie Technologie, Bildung, grĂŒne Energie abdecken.