(ots) -
Seit fast fünf Jahren wütet die Cholera in Haiti und hat bisher
über 8.800 Erwachsene und Kinder getötet. Obwohl Cholera sehr einfach
mit Infusionen zu behandeln wäre, wird das Land der Cholera-Epidemie
nicht Herr. Es fehlt ein funktionierendes Gesundheits- sowie Trink-
und Abwassersystem; vor allem in Slums wie Cité Soleil. Wie Ebola,
profitiert auch Cholera von schwachen Gesundheitssystemen und
erfordert anhaltende Maßnahmen. Das internationale Kinderhilfswerk
nuestros pequeños hermanos (nph) ist seit 28 Jahren in Haiti im
Einsatz. Im Kampf gegen Cholera hilft nph mit Wasserlieferungen in
die Slums, der Cholera-Klinik und der Cholera-Ambulanz in St. Damien,
dem modernsten Kinderkrankenhaus Haitis.
"Gwo Machin" - wenn Gesundheit nicht leistbar ist
Laut den im Herbst 2015 auslaufenden Millenniumszielen soll der
Anteil der Menschen, die keinen dauerhaft gesicherten Zugang zu
hygienisch einwandfreiem Trinkwasser haben, von 65 % auf 32 %
halbiert werden. In Haiti ist man von diesem Ziel weit entfernt.
Knapp die Hälfte der Einwohner hat keinen direkten Zugang zu sauberem
Wasser. Für die andere Hälfte der Bevölkerung bleiben zwei
Möglichkeiten: Sie stellen sich stundenlang bei den so genannten "Gwo
Machins" an. Diese schweren Wassertankwagen sind im Privatbesitz. Ein
Kanister fasst rund 16 Liter sauberes Trinkwasser und kostet 200
Gourdes. Das sind vier Euro, ein horrender Preis, denn rund 78 % der
Bevölkerung hat nicht mehr als 70 Cent pro Tag zur Verfügung. Für die
Menschen in den Slums bleiben nur Haitis Flüsse, denn Trinkwasser
gibt es in den Armenvierteln nicht. Flüsse sind für die Armen
Trinkwasserquelle, Bad und Waschmaschine zugleich. Sie bergen aber
auch die größte Gefahr: Das Cholera-Bakterium.
Besonders prekär ist die Lage in Haitis Schulen. Denn in drei von
vier Schulen haben die Kinder keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Rund 60 % verfügen nicht einmal über Toiletten. Zwar hat die
haitianische Regierung Leitlinien zur Hygiene in den Schulen
erlassen; die Realität ist jedoch ernüchternd. Heiko Seeger,
Geschäftsführer von nph deutschland: "Damit wir für die Kinder das
Krankheitsrisiko mindern, erhalten unsere Schulkinder sauberes Wasser
und Milch. Allerdings sind die Mädchen und Jungen, wenn sie in ihr
ärmliches Zuhause kommen trotzdem der Gefahr ausgesetzt, sich mit den
Cholera-Bakterien zu infizieren."
Geldmangel stoppt Impfaktion
Haitis Regierung startete 2014 eine umfassende Impfaktion: 300.000
Menschen - vor allem in den Slums - sollte das schützende Serum
verabreicht werden. 2014 wurden 184.517 Menschen geimpft; von Seiten
der Regierung wurde dies als großer Erfolg gefeiert. 2015 fehlen der
haitianischen Regierung allerdings die Finanzmittel für weitere
Impfungen. "Impfungen sind insbesondere für Kinder wichtig. Für
Cholera gibt es Schluck- und Injektionsimpfstoffe. Sie bieten aber
keinen sicheren Schutz gegen eine Infektion. Deshalb ist eine
konsequente Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene eigentlich der
beste Schutz. Doch arme Menschen haben keine Chance auf diese Arten
der Hygiene", sagt Seeger. Bis Haiti über ein flächendeckendes und
funktionierendes Wassersystem verfügt, werden noch Jahrzehnte
vergehen.
Haitianer weiterhin auf Hilfsorganisationen wie nph angewiesen
Für die Ärmsten der Armen in Haiti sind Hilfsorganisationen wie
nph die einzigen Anlaufstellen für sauberes Wasser und die
Cholerabehandlung. Seit vielen Jahren liefern die Teams von nph und
der Schwesterorganisation St. Luc Trinkwasser an die Einwohner von
Cité Soleil und anderen Slums. Bis zu sechs Mal täglich fahren die
Wassertrucks, die ein Fassungsvermögen von je 19.000 Liter haben, in
die Armenviertel. Sie verteilen rund 80.000 Liter Wasser pro Tag,
eine fünfköpfige Familie bekommt rund zehn Liter. Täglich profitieren
so über 30.000 Menschen von den Wasserlieferungen. Neben der
Trinkwasserlieferung wird auch die Wasserversorgung der sanitären
Anlagen wie beispielsweise der Latrinen sichergestellt, die nph
gemeinsam mit den Bewohnern errichtet hat. Auch dieser Teil der
Wasserlieferungen hilft effektiv gegen neue Cholera-Erkrankungen.
Cholera-Behandlung im modernsten Kinderkrankenhaus Haitis
Seit 2006 bietet nph mit dem Kinderkrankenhaus St. Damien vielen
haitianischen Familien eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau.
Die Klinik verfügt über 120 Betten und ist das bestausgestattete
Kinderkrankenhaus in Haiti. In der Cholera-Ambulanz konnten seit
Ausbruch der Krankheit im Oktober 2010 über 41.000 Haitianer geheilt
werden; rund die Hälfte davon waren Kinder. Die Behandlung erfolgt
mit einer oralen Rehydrationslösung, auch ORS (oral rehydratation
solution) genannt. Die Lösung besteht aus Wasser, Glukose und
Elektrolyten wie Natrium oder Kalium. Zusätzlich werden Antibiotika
eingesetzt, vor allem um die Dauer der Durchfälle zu reduzieren. Mit
dieser Behandlung kann Cholera - abhängig vom jeweiligen
Gesundheitszustand des Patienten - zu 99 % geheilt werden. Ohne
Behandlung sterben bis zu 70 % der Infizierten.
nph hilft seit 60 Jahren Not leidenden Kindern
nuestros pequeños hermanos (nph) wurde 1954 von Padre William
Wasson gegründet, um verwaisten und verlassenen Kindern in
Lateinamerika ein Zuhause zu schenken. Zurzeit leben 3.400 Kinder in
elf Kinderdörfern in Lateinamerika. In Haiti ist die Organisation
seit 1987 aktiv und hat dort zahlreiche Einrichtungen und Programme
aufgebaut. Die Kinder leben bei nph wie in einer großen christlichen
Familie, gehen zur Schule und können einen Beruf erlernen. Seit der
Gründung des ersten Kinderdorfes sind schon mehr als 18.000 Kinder
bei nph aufgewachsen und haben erfahren, was bedingungslose Annahme
und Liebe, Teilen, Mitarbeit und Verantwortung bedeutet. Außerdem
leistet die Organisation in ihren Projektländern humanitäre Hilfe für
viele Hunderttausende Menschen.
Pressekontakt:
Dagmar Schneider
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Durchwahl: 0721 35440-167, Mobil: 0173 5335086
E-Mail: dagmar.schneider(at)nph-deutschland.org
nph deutschland e. V.
Tullastr. 66, 76131 Karlsruhe, Germany
Tel.: 0721 35440-0
Fax: 0721 35440-22
www.HilfeFuerWaisenkinder.de