(ots) -
25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung erwarten Bürger im
Osten der Republik deutlich weniger Bürgernähe von öffentlichen
Einrichtungen als Bürger im Westen. Trotz bereits niedrigerer
Erwartung werden diese auch noch seltener erfüllt. Ein anderes Bild
zeigt sich im privatwirtschaftlichen Sektor - hier wird
deutschlandweit mehr Verbrauchernähe erwartet, die auch häufiger
erfüllt wird. Gleichzeitig sind zwischen Ost und West kaum
Unterschiede messbar.
Vor einigen Monaten begannen Demonstrationen wie PEGIDA und LEGIDA
Schlagzeilen zu machen. Bürger tun ihren Unmut über öffentliche
Verwaltung, politische Vertreter und Medien kund. Vor diesem
Hintergrund führte der GfK Verein im Auftrag der Initiative Markt-
und Sozialforschung e.V. eine Studie zu erwarteter Bürger- und
Verbrauchernähe sowie subjektiv wahrgenommener Bürger- und
Verbrauchernähe öffentlicher und privatwirtschaftlicher Einrichtungen
durch.
Die von öffentlicher Verwaltung und demokratischen Parlamenten
erwartete Bürgernähe sehen Bürgerinnen und Bürger im Osten der
Republik deutlich seltener erfüllt als im Westen und das trotz
niedrigerer Erwartungen an diese Einrichtungen. Während im Osten 45
Prozent der Bevölkerung Bürgernähe von öffentlichen Einrichtungen
generell wichtig ist, empfinden nur 24 Prozent öffentliche
Einrichtungen auch als bürgernah - die Erwartungen werden somit nur
knapp zur Hälfte erfüllt. Im Westen erwarten hingegen 52 Prozent der
Bevölkerung Bürgernahe öffentliche Einrichtungen und 32 Prozent sehen
diese auch als erfüllt - ein Erfüllungsgrad von 62 Prozent.
Dabei sinkt die von den Einrichtungen erwartete Bürgernähe mit
steigender Distanz. Bundesweit erwartet die Bevölkerung Bürgernähe am
stärksten von der kommunalen Verwaltung. 72 Prozent ist die
Bürgernähe ihrer Kommunalverwaltung wichtig oder sehr wichtig (Ost:
68 Prozent; West: 74 Prozent), gefolgt von kommunalen Parlamenten mit
58 Prozent (Ost: 54 Prozent; West: 60 Prozent), dem Bundestag mit 45
Prozent (Ost: 39 Prozent; West: 47 Prozent) der Bundesverwaltung
(Ost: 29 Prozent; West: 31 Prozent) dem Europaparlament 26 Prozent
(Ost: 24 Prozent; West: 26 Prozent) und der Europaverwaltung 22
Prozent (Ost: 19 Prozent; West: 23 Prozent).
Setzt man die erwartete Bürgernähe jedoch zur subjektiven
Bürgernähe in Relation zeigt sich: In allen diesen Einrichtungen wird
im Osten nicht nur weniger erwartet - die bereits niedrigere
Erwartung wird in Relation auch noch seltener erfüllt. Auch hier
führen die Kommunen das Feld an. Im Osten wird die kommunale
Verwaltung von 29 Prozent als sehr oder ziemlich verbrauchernah
wahrgenommen. Setzt man das in Relation zu der erwarteten Bürgernähe
von 68 Prozent, dann werden die Erwartungen im Schnitt zu 42 Prozent
auch erfüllt, im Westen sind es 59 Prozent, gefolgt von kommunalen
Parlamenten wo die Erwartungen im Osten zu 45 Prozent, im Westen zu
55 Prozent erfüllt werden. Mit großem Abstand folgt die
Bundesverwaltung (Ost: 18 Prozent; West: 32 Prozent), das
Europaparlament (Ost: 19 Prozent; West: 29 Prozent) und die
Europaverwaltung (Ost: 14 Prozent; West: 26 Prozent). Die größte
Diskrepanz zwischen Ost und west ist beim Bundestag auszumachen:
während im Westen die erwartete Bürgernähe zu 26 Prozent erfüllt
wird, ist das im Osten nur zu 11 Prozent der Fall.
Bei Schulen, Hochschulen und Universitäten liegen sowohl die
erwartete als auch die subjektiv wahrgenommene Bürgernähe im Osten
und im Westen auf dem gleichen Niveau.
Eine Sonderstellung nehmen Kirchen und Religionsgemeinschaften
ein, die als einzige der abgefragten öffentlichen Einrichtungen die
Erwartungen an Bürgernähe übererfüllen, und das insbesondere im Osten
der Republik. Dies ist jedoch ausschließlich auf die wesentlich
niedrigere Erwartungshaltung im Osten zurückzuführen. Hier erwarten
nur halb so viele eine bürgernahe Kirche wie im Westen (Ost: 22
Prozent; West: 44 Prozent).
Neben den politischen Vertretern wurde während der LEGIDA und
PEGIDA Demonstrationen auch die Rolle und Position von Medien
angesprochen. Hier gibt es leichte Unterschiede im Erfüllungsgrad der
erwarteten Verbrauchernähe zwischen Ost und West. Insgesamt erfüllen
die Medien jedoch die an sie gerichtete Erwartungshalten vollständig
- und das bei vergleichsweise hohen Erwartungswerten.
Bundesweit betrachtet übererfüllen Radiosender die an sie
gerichteten Erwartungen knapp - hier ist jedoch die Diskrepanz im
Erfüllungsgrad der Erwartungen zwischen Ost und West unter allen
Medien am höchsten. Während die erwartete Verbrauchernähe im Westen
häufiger wahrgenommen (52 Prozent) als erwartet (50 Prozent) wird,
bleiben die Radiosender im Osten etwas hinter der von ihnen
erwarteten Verbrauchernähe zurück. Während 54 Prozent der Bürger im
Osten Verbrauchernähe bei Radiosendern wichtig ist, sind nur knapp 48
Prozent der Meinung diese sei auch gegeben. Bei Zeitungen werden die
Erwartungen im Osten und Westen gleich stark erfüllt, das jedoch bei
höheren Erwartungen im Westen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei
Zeitschriften. Bei digitalen Medien wie TV-Sendern,
Onlinesuchmaschinen und Social Media Kanälen gibt es zwischen Bürgern
im Osten und im Westen ebenfalls keinen großen Unterschied
hinsichtlich der Erfüllung der Erwartungen. Jedoch erwarten Bürger in
Ostdeutschland häufiger Verbrauchernähe von digitalen Medien als
Bürger im Westen.
Ziel der Initiative Markt- und Sozialforschung e.V. ist es, die
Öffentlichkeit über Markt- und Sozialforschung und deren Unterschied
zu Werbung und Verkauf zu informieren. Dazu gehört die Aufklärung
über die Garantie von Anonymität und Datenschutz. Darüber hinaus will
sie den Nutzen von Markt- und Sozialforschung für die Gesellschaft
verdeutlichen.
Träger der Initiative sind die Branchenverbände der Markt- und
Sozialforschung:
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e.V.
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- und Sozialforscher e.V. -Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung
e.V. (DGOF)
Unterstützt wird die Initiative Markt- und Sozialforschung e.V.
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