(ots) -
Ein neuer Bericht der International Campaign for Tibet (ICT)
dokumentiert den Umgang der chinesischen Behörden mit den
Ãœberlebenden von Selbstverbrennungen. Viele von ihnen werden Opfer
von "Verschwindenlassen"; ihre Angehörigen bleiben oft monatelang im
Unklaren darüber, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Häufig sind
die Überlebenden in behördlichem Gewahrsam gewaltsamer Behandlung
ausgesetzt oder werden medizinisch nicht angemessen behandelt. In
einigen Fällen scheint das Interesse der Behörden an Geheimhaltung
deutlich größer zu sein als die Sorge um das körperliche Wohlergehen
der schwerverletzten Ãœberlebenden von Selbstverbrennungen. In
weiteren Fällen schlugen Polizisten nach dem Löschen der Flammen gar
auf die Menschen ein.
Der Bericht "Tibetan survivors of self-immolation: repression and
disappearance" wertet zwanzig Fälle aus Tibet aus, in denen die
Menschen ihre Selbstverbrennung überlebt haben; hinzukommen drei
weitere Fälle aus dem Exil. Insgesamt haben in Tibet und China seit
dem Beginn der Serie im Februar 2009 137 Selbstverbrennungen von
Tibeterinnen und Tibetern stattgefunden, die zum überwiegenden Teil
zum Tode führten. Der ICT-Bericht belegt, wie die überlebende
Minderheit teilweise extremer physischer und psychischer Gewalt
ausgesetzt ist.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte: "Die Selbstverbrennungen von
Tibetern sind ein ausgesprochen sensibles Thema für die chinesischen
Behörden. Daher ist ihr Umgang mit den Überlebenden von äußerster
Geheimhaltung geprägt. Diese werden komplett abgeschottet", so
Müller. ICT sei sehr besorgt über diese Fälle von
"Verschwindenlassen". Auch komme es vor, dass den Ãœberlebenden eine
angemessene medizinische Versorgung ganz oder teilweise verweigert
werde. In vier Fällen sei es zur Amputation von Gliedmaßen gekommen.
Ob dies medizinisch unausweichlich war, ist nicht geklärt.
Der ICT-Geschäftsführer: "Wir fordern die internationale
Gemeinschaft auf, sich dafür einzusetzen, dass die Aufenthaltsorte
der überlebenden Opfer von Selbstverbrennungen bekannt gemacht und
die Einzelheiten ihrer medizinischen Versorgung offen gelegt werden."
Die schlechte Behandlung der Ãœberlebenden von Selbstverbrennungen in
Tibet geht einher mit einer Repressionswelle gegen all diejenigen,
die aus Behördensicht mit den Selbstanzündungen in Verbindung
gebracht werden können. Betroffen von Strafaktionen der Behörden sind
sowohl Freunde und Angehörige, als auch ganze Gemeinschaften.
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit
größte Tibet-Organisation seit mehr als 25 Jahren für die Wahrung der
Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes
ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und
Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien. ICT ist
gemeinnützig und finanziert sich aus Spenden.
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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