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Infrastrukturinvestitionen in der EU: Neue Rahmenbedingungen sind erforderlich, um private Investoren für wichtige Projekte zu mobilisieren

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(ots) -

- Trotz hoher Liquidität in den Finanzmärkten kommen in der EU
dringend notwendige private Investitionen in Infrastrukturprojekte
kaum zustande

- Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene
"Europäische Fonds für strategische Investitionen" (EFSI) soll nun
private Infrastrukturinvestitionen in Höhe von mindestens 240
Milliarden Euro bewegen

- Strukturelle Hürden wie unterschiedliche nationale Regulierungen
und die fehlende Standardisierung von Investitionsprojekten bleiben
bestehen und begrenzen die Aussicht auftatsächliche private
Investitionen

- Roland Berger und United Europe empfehlen daher ein ganzheitliches
Europäisches Investitionsmodell, um dem EFSI zum Erfolg zu verhelfen

Die öffentlichen Investitionen in europäische Infrastrukturen sind
infolge der Staatsschuldenkrise seit Jahren rückläufig: 2013 haben
die Regierungen der 28 EU-Mitgliedstaaten rund 11 Prozent weniger
investiert als noch 2010. Und das, obwohl Investitionen in
verschiedene Infrastrukturprojekte dringend notwendig wären: Bis 2018
sind Infrastrukturinvestitionen in Höhe von etwa einer Billion Euro
in Schlüsselbereichen wie dem Ausbau der Breitband- und Energienetze
oder in der Verkehrsinfrastruktur nötig.

Um auch in stark verschuldeten EU-Ländern kurzfristig
Investitionen zu ermöglichen, sollen mehr private Investoren Kapital
einsetzen, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Denn trotz hoher
Liquidität in den Kapitalmärkten kommen private Investitionen im
Infrastrukturbereich in der EU bislang nur in geringem Umfang zu
Stande. Hier kommt die Initiative der Europäischen Kommission zur
Schaffung des "Europäischen Fonds für strategische Investitionen"
(EFSI) ins Spiel. Mit dem EFSI will die Europäische Kommission 21
Milliarden Euro öffentliche Mittel einsetzen, um die Risiken für




Investoren abzumildern und so private Finanzierungen zu unterstützen.
Bis 2017 sollen so private Investitionen in Höhe von mindestens 315
Milliarden Euro in Gang gesetzt werden - davon ca. 240 Milliarden
Euro für Infrastrukturprojekte und ca. 75 Milliarden Euro für
Investitionen in mittelständische Unternehmen.

In ihrer neuen Studie "Squaring the circle: Improving European
infrastructure financing" analysieren nun Roland Berger Strategy
Consultants und United Europe die Hindernisse für private
Infrastrukturfinanzierung in Europa und entwickeln konkrete
Handlungsempfehlungen für ein umfassendes Europäisches
Investitionsmodell. Dieses sollte die erfolgreiche Umsetzung des EFSI
unterstützen. "Infrastrukturinvestitionen tragen nicht nur erheblich
zum Wirtschaftswachstum Europas bei, sondern verbessern auch die
Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents", sagt Roland Berger-Partner
Heiko Ammermann. "Um Kapital für wichtige Infrastrukturprojekte zu
mobilisieren, müssen öffentliche und private Investoren einen
gemeinsamen Ansatz finden, der für beide attraktiv ist. Der EFSI
bietet eine gute Grundlage, ist allerdings nur ein Anfang, der in ein
breiteres Investitionsmodell eingebettet werden muss."

Hürden für private Investoren sind zu hoch

Institutionelle Investoren, wie z.B. Pensionsfonds oder
Versicherungen, verfügen über hohe Liquidität und sind im aktuellen
Niedrigzinsumfeld auf der Suche nach Investitionsalternativen mit
attraktiven Renditen. Große Infrastrukturprojekte könnten ein
geeignetes Investitionsfeld sein, allerdings vermeiden die meisten
institutionellen Investoren in diesem Bereich bislang ein
finanzielles Engagement.

Die Gründe für die Zurückhaltung der privaten Investoren sind
vielfältig: Risikostruktur und Renditeerwartungen passen häufig nicht
zusammen. Zudem besteht in der EU ein Flickenteppich aus komplexen
nationalen regulatorischen Rahmensetzungen. Für potentielle
Investoren ist es daher schwierig, die Chancen und Risiken eines
Investitionsprojekts aus wirtschaftlicher Sicht zu bewerten. "In
vielen Ländern sind Infrastrukturprojekte bürokratisch und sehr
komplex, die Erträge zu instabil", bemängelt Stefan Schaible, Deputy
CEO sowie CEO für Deutschland und Central Europe von Roland Berger
Strategy Consultants. "Ändern sich die regulatorischen
Rahmenbedingungen, können attraktive Investitionsmöglichkeiten
schnell zu einem finanziellen Desaster werden. Dies schreckt
potenzielle Investoren ab."

Außerdem schränken die strengeren Eigenkapital- und
Liquiditätsanforderungen von Basel III und Solvency II die
Investitionsentscheidungen der Banken und Versicherungen zunehmend
ein: Infrastrukturinvestitionen kommen wegen der hohen
Eigenkapitalanforderungen oft gar nicht in Betracht. Zudem fehlt es
an effektiven Kontroll- und Governance-Lösungen für
Infrastrukturprojekte sowie an standardisierten Vertrags- und
Investitionsmodellen.

Ein neues Infrastruktur-Investitionsmodell für Europa

Aktuell gibt es in Europa viele wichtige Infrastrukturprojekte,
die auf Finanzierung warten. Die Europäische Kommission und die
EU-Mitgliedsstaaten haben bereits 2.000 Projekte definiert, die für
Investoren interessant sein könnten. "Europa braucht endlich einen
organisierten Markt für Infrastrukturinvestitionen", sagt Roland
Berger-Partner Heiko Ammermann. "Hierfür sollten die bürokratischen
und politischen Hürden beseitigt werden und ein professioneller
Investitionsprozess gewährleistet sein." Damit europäische
Infrastrukturprojekte und private Investoren besser zueinander
finden, haben die Roland Berger-Experten in Zusammenarbeit mit United
Europe Bauteile für ein Europäisches Investitionsmodell entwickelt,
das sechs Elemente umfasst:

1. Pipeline mit Investment-Grade-Projekten schaffen: Dies umfasst
zunächst die Definition tragfähiger Erlös- und Cash-Flow-Modelle.
Dabei ist es wichtig, verschiedene potenzielle Erlösquellen der
Infrastruktur einzusetzen und miteinander zu kombinieren. Dazu
gehören z.B. Nutzungsentgelte, haushaltsfinanzierte
Verfügbarkeitsentgelte sowie Mittel aus nationalen und EU-Programmen.
Um die Finanzierungskosten für Privatinvestitionen in Grenzen zu
halten, sollten außerdem risikominimierende Maßnahmen die
Ausfallrisiken abmildern. Zusätzlich zu Investitionen der
Europäischen Investitionsbank (EIB) in nachrangige
Fremdmitteltranchen könnten öffentliche Garantien für Projekte mit
hohem Risiko - entweder durch EU-Mittel oder nationale Regierungen -
helfen, Investoren zu gewinnen. Zudem sollten Vertragsmodelle
standardisiert und die Cash-Flows von komplexen, nationalen
Regulierungsmodellen entkoppelt werden.

2. Projektpipeline mit Bestandsprojekten füllen, um den Markt in
Gang zu setzen: Der zeitliche Vorlauf, um neue Projekte
vorzubereiten, ist groß. Um kurzfristig Investitionen zu ermöglichen,
sollte die Möglichkeit geprüft werden, auch bestehende
Infrastrukturvorhaben in den EFSI zu übertragen. Projekte mit
reduziertem Risiko und einem klaren Ertragsprofil würden so vielen
Investoren mit konservativem Risikoprofil attraktive
Anlagemöglichkeiten bieten. Dadurch werden staatliche Betreiber
entlastet; das frei gewordene Eigenkapital könnten sie dann nutzen,
um neue Investitionsprojekte voranzutreiben.

3. Risiko-Rendite-Profile auf verschiedene Investorentypen
zuschneiden: Für den Erfolg des europäischen Investitionsmodells wird
es entscheidend sein, einen zentralen finanziellen Intermediär zu
etablieren, der für Transparenz sorgt, Komplexität reduziert und
Einzelprojekte in vermarktbare Investmentprodukte übersetzt.
Einzelprojekte müssen gebündelt und in unterschiedliche Tranchen
strukturiert werden, die jeweils den spezifischen
Risiko-Rendite-Profilen unterschiedlicher Investorentypen
entsprechen. Vor dem Hintergrund steigender Liquiditätsanforderungen
durch Basel III und Solvency II sollten Investoren zudem im
Krisenfall die Möglichkeit haben, ihre Investments zu veräußern. Eine
Rückverkaufsoption, bei der Investoren ihre
Infrastrukturinvestitionen zu einem vorab definierten Preis an den
EFSI zurückverkaufen können, könnte hier helfen.

4. Private Infrastrukturinvestitionen wirtschaftlich möglich
machen: Trotz des niedrigen Zinsumfelds erwarten Privatinvestoren
immer noch hohe Renditen - eine Hürde für die private Finanzierung
vieler Infrastrukturprojekte. Um die Finanzierungskosten in Grenzen
zu halten, kommen risikominimierende Maßnahmen wie öffentliche
Garantien in Frage. Zwar könnte dieser Ansatz dabei helfen, private
Investoren in frühen Projektphasen einzubinden. Dennoch ist es
wichtig zu bedenken, dass die Risikoabsorption begrenzt ist. Private
Investoren, die attraktive Gewinnmargen in einem Niedrigzinsumfeld
suchen, werden also einen Teil der mit Infrastrukturinvestitionen
verbundenen Risiken tragen müssen.

5. Tragfähiges Besitz- und Governance-Modell aufbauen: Private
Investoren brauchen Planungssicherheit. Dafür ist ein transparentes
Governance-System erforderlich, das die Rechte und Pflichten der
nationalen Regierungen, der Investoren und der EIB klar definiert und
mögliche Konflikte schlichtet. Investoren benötigen vor allem mehr
Transparenz und bessere Information seitens der nationalen
Projektträger. Auch die Eingriffsrechte der EIB und weiterer
Investoren sollten im Falle einer Fehlentwicklung des Projektes klar
definiert sein. Aus Sicht der nationalen Regierungen sind vor allem
Vereinbarungen über ein mögliches Rückkaufrecht für strategische
Infrastrukturvorhaben während oder nach Ende der Vertragslaufzeit
relevant.

6. Projektrisiken aktiv managen: Besonders die Planungs- und
Bauphase von Infrastrukturprojekten ist mit hohen Risiken behaftet.
Um diese Risiken zu reduzieren, sollte besonders bei komplexen
Großprojekten ein intensives Projektmonitoring stattfinden. Dabei
geht es nicht nur um Kostenkontrolle, sondern um eine laufende und
sorgfältige Prüfung technischer, rechtlicher und finanzieller
Aspekte. Die EIB könnte hier mit ihrer Expertise im Bereich der
Projektfinanzierung eine zentrale Rolle als Monitoring-Instanz
spielen und so das Vertrauen privater Investoren in die
Verlässlichkeit der vom EFSI finanzierten Projekte steigern.

"Gelingt es, in Europa attraktive Rahmenbedingungen für
Infrastrukturinvestitionen zu schaffen und die bestehenden Hürden
abzubauen, so könnten wichtige Infrastrukturprojekte für private
Investoren zu einer echten Alternative zu Aktien oder Anleihen
werden", fasst Berger-Partner Heiko Ammermann zusammen. "Davon
könnten nicht nur Investoren auf der Suche nach attraktiven
Anlagemöglichkeiten profitieren, sondern vor allem die Länder
Europas. Denn ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit hängt maßgeblich von
modernen Infrastrukturen ab."

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