(ots) -
Ob Wechselkurse sich plötzlich verändern oder Rohstoffpreise
drastisch schwanken - in der Wirtschaft spart schnelle Reaktion oft
viel Geld. Deshalb haben Forscher des Hasso-Plattner-Instituts (HPI)
jetzt eine neuartige Finanz-Simulationssoftware vorgestellt. Sie
erlaubt es Managern, den kompletten Produktionsprozess ihres
Unternehmens in Echtzeit zu analysieren. Der so genannte "Business
Simulator", der kürzlich auf der CeBIT vorgeführt wurde, macht es
blitzschnell möglich, verlässliche Aussagen zur
Gewinn-und-Verlust-Rechnung, zu Produktkosten und Margen sowie
Prognosen zu treffen. Entscheider können so ohne Zeitverlust auf
veränderte Rahmenbedingungen reagieren.
"Derzeit dauert es in vielen Unternehmen noch bis zu zwei Wochen,
bis die IT-Abteilung alle eigenen Daten zusammengetragen hat, auf
deren Grundlage es überhaupt möglich wird, zu handeln", erklärt
HPI-Projektleiter Dr. Matthias Uflacker. Sein fünfköpfiges
Forscherteam hat den Business Simulator in nur drei Monaten
entwickelt. Technologische Basis ist das am HPI erforschte und
mitentwickelte In-Memory Data Management. SAP brachte es mit der
Plattform "SAP HANA" zur Produktreife. "Das ist eine
Höchstgeschwindigkeits-Datenbank, die Daten ausschließlich im
Hauptspeicher von Mehrkern-Rechnern vorhält und blitzschnelle
Analysen überhaupt erst ermöglicht", erläutert Uflacker.
Mit dem Business Simulator haben die HPI-Forscher ein Werkzeug
entwickelt, dass für jedes Unternehmen - unabhängig von Branche und
Produktgruppe - präzise Analysen für klar umrissene Fragestellungen
liefert. "Derzeit liegen viele Daten dezentral in verschiedenen
Systemen in unterschiedlichen Betriebsteilen. Diesen Zustand ändert
unsere Software. Alle Finanzdaten laufen nun im Business Simulator
zentral zusammen", sagt Uflacker. Der Ist-Zustand des Unternehmens
sei so nun in Echtzeit darstellbar. Zusätzlich lassen sich nach
Uflackers Worten präzise Prognosen und Szenarien berechnen, wie
schwankende Kennwerte wie Energie- und Rohstoffpreise sich auf die
eigene Produktion und letztlich den Gewinn auswirken. "Blitzschneller
Rundumblick mit Tiefgang", nennt Uflacker das.
Für die Erprobung der neuartigen Software konnten Uflacker und
sein Team reale Daten eines Backwarenanbieters nutzen. Im Zentrum
einer Studie stand die Frage, wie Lebensmittelgeschäfte so mit
Teigrohlingen beliefert werden können, dass möglichst wenig Ware am
Ende eines Verkaufstages vernichtet werden muss. Das System fütterten
die Forscher mit vier Milliarden Point of Sales-Daten, die
deutschlandweit in Filialen einer Einzelhandelskette anfielen.
Um mit dieser großen Datenmenge überhaupt umgehen zu können, wurde
das Forschungslabor am Fachgebiet von Prof. Hasso Plattner mit einem
Hochleistungsrechner mit 240 Prozessoren und 12 Terabyte
Arbeitsspeicherkapazität aufgerüstet. So präpariert gelang es,
blitzschnelle Antworten auf Fragen zu finden wie: Welche Produkte
werden wo bei welchem Wetter zu welcher Zeit und in Zusammenhang mit
welchen Ereignissen verkauft? Was kauft jemand, der sich
freitagnachmittags eine Tüte Chips in den Einkaufswagen legt, sonst
noch ein?
"Diese gezielten Analysen bedeuten für Unternehmen bares Geld,
denn sie liefern in rasanter Geschwindigkeit Antworten auf sehr
flexible Fragestellungen", betont Uflacker. Unternehmen könnten so
präziser gesteuert werden. Auf diese Weise werde eine direkte
Kooperation von Controlling, Marketing und Geschäftsführung erst
ermöglicht, da der Datenfluss keine zwei Wochen mehr dauere.
Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH
(https://hpi.de) an der Universität Potsdam ist Deutschlands
universitäres Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als
einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor-
und Master-Studiengang "IT-Systems Engineering" an - ein besonders
praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das
von derzeit 470 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design
Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem
Vorbild der Stanforder d.school, bietet 240 Plätze für ein
Zusatzstudium an. Insgesamt zehn HPI-Professoren und über 50 weitere
Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig.
Es betreibt exzellente universitäre Forschung - in seinen neun
Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden
mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing.
Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und
Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu
kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen
für alle Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings
stets auf Spitzenplätze. Mit openHPI.de bietet das Institut seit
September 2012 ein interaktives Internet-Bildungsnetzwerk an, das
jedem offen steht.
Pressekontakt:
HPI-Pressestelle: presse(at)hpi.de, HPI-Pressesprecher: Hans-Joachim
Allgaier, M.A., Tel. +49 (0)331 5509-119