(ots) - Schwer erträglich
SANDRO SCHMIDT
zur Ursachensuche nach dem Airbusabsturz
Fassungslosigkeit, Verzweiflung, Entsetzen, Trauer, teils
anhaltende Sprachlosigkeit: Der Schock über den Absturz des
Germanwings-Airbus sitzt bei Familien, Freunden und Bekannten der
Opfer, bei Verantwortlichen und Angestellten der Airlines, aber auch
bei nicht unmittelbar betroffenen Bürgern einen Tag nach der
Katastrophe von Seyne-les-Alpes unvermindert tief. "Das war mit
Abstand das Schlimmste der letzten 20 Jahre - seit ich in dieser
Branche bin" sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der rund 50
Angehörigen am Düsseldorfer Airport Auge in Auge gegenübersaß.
Fragen über Fragen stellen sich den Verantwortlichen, welche
Umstände genau zum Absturz von Flug 4U 9525 geführt haben.
Spekulationen gibt es reichlich: von möglichen Pilotenfehlern bis hin
zu diversen Möglichkeiten technischen Versagens bei dem weitgehend
computergesteuerten Airbus. Antworten jedoch gibt es noch kaum,
obwohl am Dienstag der Sprachrekorder des abgestürzten Flugzeugs
geborgen worden ist und gestern eine erste Auswertung erfolgte. Die
Ungewissheit ist schwer erträglich - vor allem für die Angehörigen,
die ohne nähere Informationen über das Warum und Wie des
fürchterlichen Geschehens ihr Trauma kaum aufarbeiten können. Doch
auch die Öffentlichkeit, die Piloten, die morgen wieder eine Maschine
aus der A320-Familie fliegen müssen, die Bürger, die sich auf ihren
Reisen der Airbus-Technik anvertrauen, haben ein Recht darauf,
schnell zu erfahren, was im Luftraum über Südfrankreich schief
gelaufen ist.
Allerdings ist Ungeduld ein schlechter Ratgeber. Will man aus den
meist äußerst komplexen Ursachen solcher Abstürze verlässlich lernen,
geht Präzision vor Schnelligkeit. Insofern machen Behörden und
Spezialisten bisher alles richtig: indem sie sich erst gar nicht auf
Spekulationen und Wahrscheinlichkeiten einlassen, sondern nur
mitteilen, was zweifelsfrei gesichert ist. Auch, wenn dies bisher so
gut wie keinen Erkenntniswert hatte. Auch, wenn die Ungewissheit
schwer erträglich ist.
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Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
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