(ots) - Reporter ohne Grenzen fordert die nigerianische
Regierung dazu auf, Journalisten bei den am kommenden Samstag
anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu schützen und
eine ungehinderte Berichterstattung zu ermöglichen. Landesweit wurden
während der vergangenen Wochen mehrere Journalisten bedroht,
behindert und angegriffen. Die Regierung unterdrückt vor allem die
Berichterstattung über die Terrormiliz Boko Haram.
"Die Bevölkerung muss auch über die politische Gefahr, die von
Boko Haram ausgeht, informiert werden", sagt ROG-Vorstandssprecher
Michael Rediske in Berlin: " Die Regierung muss im Wahlkampf eine
unabhängige Berichterstattung zulassen und Journalisten bei ihrer
Berichterstattung schützen."
ZAHLREICHE JOURNALISTEN BEDROHT UND VERLETZT
Aufgrund ihrer Wahlberichterstattung wurden während der
vergangenen Wochen mehrere Journalisten bedroht und verletzt. Am 10.
Februar 2015 wurde etwa der für den staatlichen Fernsehsender Nigeria
Television Authority arbeitende Kameramann Eric Etuk bei einem
Zusammenstoß rivalisierender Parteien verprügelt und mit einem Messer
verletzt. Auch Charles Eruka, Reporter des unabhängigen Channels TV,
wurde am 17. Februar durch einen Messerstich verletzt.
(http://bit.ly/1xBlBDa)
Am 2. Februar wurden fünf Journalisten, Adamu Saleh, Abdullahi
Tukur, Williams Attah, Iliya Habila und Hajara Leman, auf einer
Wahlkundgebung von einem wütenden Mob angegriffen und verletzt.
Wenige Minuten zuvor war während eines Wahlkampfauftritts von
Präsident Jonathan eine Bombe explodiert. (http://bit.ly/1xBlBDa) Am
14. Februar durchsuchten bewaffnete Männer der Staatssicherheit das
Haus des Reuters-Korrespondenten Tife Owolabi, beschlagnahmten seinen
Computer und andere Ausrüstung und beschuldigten ihn in einem
stundenlangen Verhör der Spionage. (http://bit.ly/1xi4llS)
Nachdem er im September 2014 einen kritischen Artikel über die
schwindenden Aussichten der Wiederwahl von Präsident Jonathan
geschrieben hatte, wurde Innocent Chidi Nwachukwu von der
Wochenzeitung Tentacle über Wochen hinweg schikaniert. Am 14. Januar
2015 wurde der Journalist schließlich verhaftet.
(http://bit.ly/1KooMQs)
AUSLÄNDISCHEN KORRESPONDENTEN WURDEN PRESSEVISA VERWEIGERT
Vor der anstehenden Abstimmung wurde mehreren ausländischen
Pressevertretern Journalistenvisa verweigert. Andere mussten mehrere
Monate auf das Dokument warten. Voraussichtlich wird nur eine
begrenzte Zahl ausländischer Medienvertreter über die Wahlen
berichten können, darunter die Korrespondenten von BBC, Reuters und
AP, die bereits vor Ort sind. Mit der Verweigerung der Visa will
Präsident Jonathan offenbar negative Berichte über seinen Umgang mit
Boko Haram verhindern. Die desolate Sicherheitslage im Nordosten
wirkt sich auf seine Popularität aus und könnte seine Wiederwahl
gefährden. (http://bit.ly/1EydIxR)
BERICHTERSTATTUNG ÜBER BOKO HARAM SO GUT WIE UNMÖGLICH
Aus dem Nordosten Nigerias, wo die Terrorgruppe Boko Haram
zahlreiche Massaker verübt hat, dringen schon seit Wochen so gut wie
keine unabhängigen Informationen mehr an die Öffentlichkeit. Aus
Sicherheitsgründen meiden viele einheimische Journalisten die Region,
denn Boko Haram verübt gezielt Selbstmordanschläge und
Vergeltungsangriffe auf Journalisten, wenn sie kritisch über die
Terrororganisation berichten oder wenn Boko Haram sie verdächtigt,
mit den Sicherheitskräften zusammen zu arbeiten.
(http://bit.ly/1HLv0I7)
Auch die nigerianische Armee behindert Journalisten bei
Recherchereisen in den Nordosten des Landes, offenbar, um
Informationen über die Lage vor Ort zu unterdrücken. In Borno im
Nordosten des Landes sind Militärangehörige angewiesen, Journalisten
keine Auskünfte zu erteilen und sie stattdessen an den militärischen
Führungsstab in der Hauptstadt Abuja zu verweisen. Einzige
Informationsquelle über die Lage in Borno und über einzelne Massaker
sind Aussagen geflohener Zivilisten. Die Region hat sich zunehmend zu
einem "schwarzen Loch" der Berichterstattung entwickelt.
Durch eine Reihe von Falschmeldungen haben Regierung und Armee in
den zurückliegenden Monaten ihre eigene Glaubwürdigkeit untergraben.
So behaupteten sie im Mai 2014, dass über die Hälfte der damals von
Boko Haram entführten mehr als 200 Schülerinnen wieder frei seien. Im
September 2014 gaben sie den Tod des Anführers von Boko Haram,
Abubakar Shekau bekannt. Beide Meldungen waren falsch.
(http://bit.ly/1HLv0I7) .
Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit steht Nigeria auf
Platz 111 von 180 Ländern.
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Silke Ballweg / Christoph Dreyer
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