PresseKat - Die Pflegebibel: Erinnern mit Demenz-Geschichten

Die Pflegebibel: Erinnern mit Demenz-Geschichten

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„Ja, Geschichten können längst verlorene Erinnerungen wecken“, da ist sich Ulrike Strätling sicher. Die 63-Jährige pflegte zehn Jahre lang ihre demenzkranke Mutter und entdeckte dabei, was Erzählungen selbst bei fortgeschrittener Demenz bewirken können. Seitdem schreibt die gelernte Erzieherin aus Marl bei Recklinghausen Vorlese-Bücher für Demenzkranke und liest regelmäßig selbst in Pflegeheimen vor. Worauf es dabei ankommt, verrät Strätling der Pflegebibel.

(firmenpresse) - Alltägliches mit biographischem Hintergrund

Um das Publikum zu fesseln muss zuerst die richtige Story her. Vorlese-Geschichten für Menschen mit Demenz müssen kurz und leicht verständlich sein. Es fällt ihnen schwer komplexe Sachverhalte zu verstehen. Es reichen Schritte auf dem Flur – ruckzuck sind die Zuhörer abgelenkt. Deshalb sind verschachtelte Sätze oder Fremdworte tabu. Am besten eignen sich alltägliche Begebenheiten, die den Zuhörenden vertraut sind. Das richtige Thema lässt sich zum Beispiel durch einen Blick in den Lebenslauf der Patienten finden. Ist der 89-jährige Otto M. auf einem Bauernhof mit vielen Tieren aufgewachsen, kitzelt vielleicht Hofhund Strolchi alte Bilder heraus. „Tiere kommen sehr gut an“, weiß die Bestsellerautorin, die bereits 140.000 Bücher verkauft hat. Deshalb lässt sie oft Tiere erleben, was ihre Zuhörer erlebt haben. Als Faustregel gilt: Jede Geschichte dreht sich um ein einziges Erlebnis und um eine, höchstens zwei Personen. Die sieben Vorlese-Bücher der Marlerin, darunter ein Hörbuch, enthalten jeweils etwa 50 solcher Kurzgeschichten. Keine davon verlangt den Demenzkranken mehr als fünf Minuten Konzentration ab.

Betont laut und langsam

Erinnerungen gräbt nicht allein der Inhalt einer Kurzgeschichte aus. Auf das richtige Vortragen kommt es an. „Bevor ich anfange zu lesen, berühre ich meinen Zuhörer“, so Strätling, „ich spreche ihn direkt an.“ So sichert sich die Lese-Expertin die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers. Erst wenn Blickkontakt besteht, fängt sie an zu erzählen: „Sehr langsam, laut und mit einer starken Betonung.“ Durch ausgeprägte Mimik und Gestik erlebt der Zuhörer die Geschichte mit. Strätling erklärt: “Der Trick ist, beim Vorlesen so lebendig zu sein, dass das Publikum gar nicht anders kann, als zuzuhören.“ Anschauungsmaterial hilft ebenfalls, die Aufmerksamkeit der Betroffenen zu lenken. Hund Strolchi als Plüschtier im Arm zu halten, zaubert ein Lächeln ins Gesicht und weckt Erinnerungen an den eigenen Vierbeiner. Sehr gut funktioniert es auch, wenn eine Handpuppe – beispielsweise Geier Django (er tanzt gern Tango) – die Geschichte selbst zum Besten gibt.





Kostbare Augenblicke

Oft fangen die Patienten anschließend an, mit leuchtenden Augen aus ihrem Leben zu erzählen. Zwar bleiben die Erinnerungen nicht, sind meist nach wenigen Minuten wieder vergessen, aber das empfundene Glück wirkt nach. „Für einen Menschen mit Demenz zählt nur die Gegenwart“, erklärt die Autorin, „ eine halbe Stunde, in der er sich nicht verloren sondern glücklich fühlt, ist für ihn das Wertvollste auf der Welt.“

Die sieben Vorlese-Bücher und ein Hörbuch von Ulrike Strätling sind beim Brunnenverlag erschienen und in vielen Online-Shops erhältlich.

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Datum: 27.03.2015 - 10:38 Uhr
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