(ots) -
Die Not der Menschen in Syrien spitzt sich im fünften Kriegsjahr
immer weiter zu. Die Menschen sind in ihren Vierteln gefangen,
überall lauert Lebensgefahr. Kaum jemand hat Arbeit, es herrscht
große Armut, die Kinder können nicht mehr zur Schule. Ein Interview
mit dem Chef des Nothilfeteams der SOS-Kinderdörfer in Damaskus,
Ahmad Mahmoud Hussein.
Wie ist die allgemeine Lage in Damaskus?
Hussein: Aktuell ist es ein wenig ruhiger geworden um Damaskus und
einige Gebiete sind einfacher zu erreichen. Das ist aber kein
anhaltender Zustand.
In den umkämpften Gebieten sind die Menschen gefangen. Nur die
wenigen, die noch eine Arbeit haben und dafür in andere Bezirke
müssen, dürfen die Checkpoints nach Nerven aufreibenden Kontrollen
passieren.
Was bedeutet das für die Kinder?
Hussein: Viele Eltern schicken ihre Kinder auch während der
Feuerpausen nicht mehr zur Schule. Es ist schlicht zu gefährlich. Die
Kinder werden an den Checkpoints der jeweiligen Kriegsparteien
befragt. Kommt dabei raus, dass die Eltern die Gegenseite
unterstützen, kann das schlimme Konsequenzen für alle haben.
Wie ist die Versorgungslage in den umkämpften Gebieten?
Hussein: Schlecht. Die Leute sind abhängig von Hilfslieferungen.
Es gibt zwar noch Läden, aber dort ist häufig nichts mehr zu
bekommen, weil die Versorgungswege abgeschnitten sind. Wenn es Waren
gibt, sind sie meist unerschwinglich. Verschärft wird die Notlage der
Menschen durch die hohe Arbeitslosigkeit oder weil der Versorger
umgekommen ist. Oft müssen Großfamilien von einem Dollar am Tag
leben.
Können die Hilfsorganisationen den Bedarf decken?
Hussein: Leider nicht. Wir können nur unterstützen, aber es ist
nie genug. Die Not ist einfach zu groß und die Zugänge zu den
Familien aufgrund der Gefechte sind oft nicht möglich.
Wie verschafft sich das SOS-Nothilfeteam Zugang zu den umkämpften
Gebieten um Lebensmittel zu verteilen?
Hussein: Das geht nur über zähe Verhandlungen mit beiden
Kriegsparteien im Vorfeld einer Mission. Da die SOS-Kinderdörfer
schon lange vor Ort arbeiten und Leute in den betreffenden Vierteln
kennen, wissen beide Seiten, dass wir neutral sind und jedem helfen.
Trotzdem dauert es häufig lange, bis wir erfahren, wann es zur
nächsten Feuerpause kommt. Bislang konnten wir dann unter dem
Schutz, der das Gebiet kontrollierenden Partei arbeiten. Aber es ist
immer riskant.
Welche Hoffnungen haben Sie für die Zukunft?
Hussein: Ich bin nicht besonders optimistisch. Wir haben eine
Pattsituation und keine Seite ist zu Kompromissen bereit. Die Opfer
sind Frauen, Kinder, Familien, deren Lage sich von Tag zu Tag
verschlimmert. Ohne neutralen Vermittler wird der Krieg kein Ende
finden.
Weitere Informationen unter:
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