(ots) -
Ãœber die Machenschaften von Autoschieberbanden berichtet "Frontal 21"
am Dienstag, 31. März 2015, 21.00 Uhr, in der 500. Ausgabe des
ZDF-Magazins: Jedes zweite Auto, das in Deutschland stillgelegt wird,
landet nicht in der Schrottpresse, sondern verschwindet in dunklen
Kanälen. Experten der deutschen Recyclingindustrie vermuten, dass
jährlich rund 1,4 Millionen Altautos nach Afrika und Osteuropa
verschifft werden. Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21"
stecken kriminelle Banden hinter dem grenzüberschreitenden
Schrotthandel. Das Geschäft ist illegal. Die Schieberbanden verstoßen
gegen Abfallrecht und Umweltvorschriften, die Käufer der Schrottautos
geraten in Lebensgefahr.
Zusammen mit Wirtschaftsdetektiv Tamer Bakiner hat ein Team von
"Frontal 21" verdeckt die Spuren einer deutsch-georgischen
Schieberbande verfolgt. Bakiner war es gelungen, sich in die Szene
einzuschleusen. So konnte er gemeinsam mit den ZDF-Reportern über
Wochen den illegalen Transport einer Containerladung mit 15
Schrottautos von Deutschland bis in die georgische Hauptstadt Tiflis
mit versteckter Kamera verfolgen.
Das kriminelle Geschäft beginnt beim Schrotthändler in Deutschland.
Kaputte Altautos müssen zwar nach dem Gesetz komplett recycelt
werden, doch es gibt einen Trick: Die Altfahrzeuge werden gleich
hinter dem Lenkrad zersägt. Das Heckteil mit der Fahrgestellnummer
behält der Schrotthändler zum Nachweis der Komplett-Verwertung, die
aber tatsächlich nicht stattgefunden hat. Das Frontteil mitsamt
Motor, Armaturenbrett und Getriebe wird verkauft und exportiert.
Damit das reibungslos klappt, nutzen die Banden gefälschte
Ausfuhrpapiere, die "Frontal 21" vorliegen. Bis zu 18 Pkw-Vorderteile
passen so in einen Seecontainer. Sie werden in den Zielländern mit
Heckteilen baugleicher Unfallfahrzeuge zusammengeschweißt, lackiert
und das Ganze als Gebrauchtwagen verkauft. Die Käufer erwerben ein
lebensgefährliches Fahrzeug, bestätigt Hans-Ulrich Sander vom TÜV
Rheinland gegenüber "Frontal 21". "Das ist nur noch Kernschrott. Die
Unfallsicherheit solcher Autos geht gegen Null."
Der Handel mit deutschem Autoschrott ist ein lukratives Geschäft. In
Tiflis verrät ein Autoschieber vor versteckter Kamera: "Wir verdienen
etwa 20 000 Euro mit einem Container". Bis zu acht Millionen Autos
gehen dem Wertstoffrecycling europaweit durch die Altauto-Banden Jahr
für Jahr verloren, weit mehr als zehn Millionen Tonnen an Stahl und
Edelmetallen im Milliardenwert.
Zwar ist der Export von funktionstüchtigen Altautos oder Autoteilen
erlaubt. Aber es ist verboten, Müll und Schrott aus der EU zu
exportieren. Alle Mitgliedsstaaten haben sich zum umweltgerechten
Recycling verpflichtet. Beate Kummer ist als Unternehmensberaterin
für die Recyclingindustrie und die EU-Kommission tätig. Sie stellt
fest: "Wenn ein Auto zerschnitten wird, dann ist es nicht mehr
funktionsfähig und dann ist es Müll. Und Müll darf nicht ausgeführt
werden aus der EU."
Der europäischen Justizbehörde "Eurojust" macht diese Art der
grenzüberschreitenden, organisierten Wirtschaftskriminalität
zunehmend Sorgen. In einer aktuellen Studie mit dem Titel "Strategic
Project on Environmental Crime" heißt es: "Trotz der potentiell
schwerwiegenden Folgen von Umweltkriminalität insbesondere in den
Bereichen des illegalen Handels mit Abfällen wird der Ernst der Lage
auf nationaler und internationaler Ebene unterschätzt." Reinhard
Bütikofer, Europa-Abgeordneter der Grünen, kritisiert die "laschen
Kontrollen" auf allen Ebenen und fordert schärfere Sanktionen: "Wir
müssen dafür sorgen, dass die Strafe, die einen trifft, wenn er
erwischt wird, auch spürbarer wird."
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