(ots) - Wer am Steuer SMS mit der Hand eingibt, gefährdet
sich und andere - das wissen alle. Aber was, wenn die SMS per
Sprachsteuerung erfolgt? Sind Fahrer und Fahrerinnen damit auf der
sicheren Seite, da die Hände frei bleiben?
Leider nicht. Auch wer SMS am Steuer mit Hilfe einer
Spracherkennung-App empfängt und versendet, geht ein erhöhtes Risiko
ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts für
Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
(IAG). Zwar mindert das Lesen und manuelle Schreiben der Nachrichten
die Aufmerksamkeit für den Straßenverkehr besonders stark. Aber auch
mit einer Spracherkennungs-App ist die Ablenkung immer noch
signifikant.
Insgesamt 54 Männer und Frauen im Alter zwischen 24 und 65 Jahren
nahmen an der Untersuchung teil. Sie legten dazu in einer
Fahrsimulation bei konstanter Geschwindigkeit (60 km/h) eine
bestimmte Strecke zurück. Die Grundaufgabe war, auf bestimmte
Hinweise hin die Spur zu wechseln. In einem weiteren
Versuchsabschnitt erhielten die Versuchspersonen nacheinander zwei
Zusatzaufgaben: Zum einen mussten sie Textnachrichten auf ihrem
eigenen Handy lesen und manuell darauf antworten. Im anderen Setting
erhielten sie die Nachrichten über eine Spracherkennungs-App -
vergleichbar mit einer Freisprechanlage.
Gemessen wurden dabei sowohl die Leistung, die sich in der
Spurabweichung ausdrückt, als auch die subjektive Beanspruchung und
physiologische Parameter wie die Herzrate.
"Es hat sich gezeigt, dass bei allen Personen die Fahrleistung
durch die Zusatzaufgaben deutlich schlechter wurde", sagt
Studienleiterin Dr. Hiltraut Paridon vom Institut für Arbeit und
Gesundheit der DGUV (IAG). Das eigenhändige Tippen von Nachrichten
stellte erwartungsgemäß die größte Ablenkung dar. Die gemessene
Spurabweichung vergrößerte sich auf mehr als das Doppelte. Die
Ablenkung durch die Spracherkennungs-App war zwar geringer, aber auch
hier verstärkte sich die Spurabweichung der Probanden und
Probandinnen. Im realen Straßenverkehr würde damit die Gefahr
steigen, auf die Gegenfahrbahn oder den Bürgersteig zu fahren und so
einen Unfall zu verursachen. Zwar hatten die jüngeren Testpersonen
(unter 34 Jahren) insgesamt weniger Probleme damit, am Steuer SMS zu
tippen, aber auch ihre Fahrleistung wurde nachweisbar schlechter.
Darüber hinaus fühlten sich die Fahrerinnen und Fahrer während der
Bearbeitung von SMS stärker beansprucht als ohne - und dies
unabhängig vom Alter.
Laut Straßenverkehrsordnung darf eine Person, die ein Fahrzeug
führt, generell kein Mobiltelefon benutzen, wenn es aufgenommen oder
gehalten werden muss. Da es aber auch bei einer Sprachsteuerung zu
Ablenkungseffekten kommt, gilt: "Zu Ihrer eignen Sicherheit sollten
Sie während der Autofahrt Smartphone und Co nicht benutzen." so
Paridon. "Das ist nicht nur sicherer, es sorgt auch für eine
entspanntere Fahrt."
Weitere Informationen: Paridon, H. Hofmann, S. & Schreiber, F.
(2015). Manuelle versus sprachgesteuerte Bearbeitung von SMS während
einer Autofahrt: Effekte auf Leistung, Beanspruchung und
physiologische Parameter. Zeitschrift für Verkehrssicherheit, 1,
28-32.
Pressekontakt:
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
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