(ots) -
Im Rahmen des European Press Prize (EPP), dessen Gewinner heute
bekannt gegeben wurden, werden Journalisten aus Russland, Spanien,
Frankreich, Bosnien, Rumänien und Grossbritannien für herausragende
Leistungen geehrt.
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Zusätzlich zu den Auszeichnungen für Berichterstattung,
Recherchen, Innovation und Kommentierung verliehen die Preisrichter
eine Sonderauszeichnung für das von Paul Radu und Drew Sullivan
gegründete Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP).
Die Preisrichter betonten, dass das OCCRP überall dort, wo es
aktiv ist, eine aussergewöhnlich motivierte, unbeirrte Kraft für das
Gute sei. Seine Mitglieder würden nicht reich, aber die
Gesellschaften, denen sie dienen, würden durch die sorgfältigen
Recherchen, die nur authentischer, unabhängiger Journalismus bieten
kann, reicher und reiner.
Die European Press Prize Auszeichnungen werden wie folgt vergeben:
DISTINGUISHED WRITING (Hervorragendes Schreiben)
Hoch gelobt wurde James Meeks "wundervoll aufgezeichneter" Bericht
In Farageland über Meeks Zeit mit dem Anführer der United Kingdom
Independence Party sowie Michael Oberts lebendige und meisterhafte
Erzählung über die Dynamik innerhalb von Boko Haram, Inside Boko
Haram.
Gewinner der Auszeichnung ist jedoch Your Husband Voluntarily Went
Underfire von Elena Kostyuchenko für die Novaya Gazeta in Moskau. Ein
hervorragend und bewegend geschriebener Artikel, der mit gewandter
Erzählkunst von einer russischen Frau berichtet, die den Leichnam
ihres Ehemanns zu finden versucht, der als Soldat bei Kampfhandlungen
in der Ukraine umkam, aber unter dem Deckmantel bürokratischen
Schweigens in Russland beerdigt wurde. Dabei handelt es sich zudem um
individuelle Berichterstattung vom Feinsten, die den Lesern zeigt,
wie tief Vladimir Putins Regierung in die Geschehnisse in der
Ostukraine verstrickt ist.
INVESTIGATIVE REPORTING (Investigativer Journalismus)
Die Preisrichter würdigten Tom Burgis von der Financial Times für
seinen enthüllenden Bericht über Sam Pas Aktivitäten als The
Middleman zugunsten der chinesischen Einflussnahme in Afrika und
lobten Stephen Grey und sein Team von Reuters für ihre Serie über den
immensen Reichtum der Entourage von Präsident Putin.
Gewinner der Auszeichnung ist jedoch Ander Izagirres Recherche How
to produce dead guerrillas (ursprünglich für El Pais in Madrid). Es
ist eine einsame und mutige Erzählung, die beschreibt, wie
kolumbianische Armeeoffiziere normale, zivile Jugendliche entführten,
ermordeten und als Guerillas verkleideten, um anschliessend Belohnung
für ihre Leichen zu fordern. Die Preisrichter fanden Izagirres Arbeit
mitreissend, hervorragend aufgebaut und menschlich erschütternd. Er
erzählte eine furchterregende Geschichte, die niemand mehr vergessen
konnte.
COMMENTATOR (Kommentator)
Rutger Bregman erhielt Anerkennung für seine zweite Nominierung
binnen zwei Jahren für seine Serie zur finanziellen Ungleichheit.
Bewunderung erhielten Svetoslav Terzievs bedenkenlose Angriffe auf
die Korruption in Bulgarien in seiner Kolumne im Sega Daily, in der
er Namen nennt und nichts vorenthält, sowie Maria Loukas (VICE), die
das Los der Griechen ihrer Generation - ohne Arbeitsplatz, Aussichten
und Hoffnung - beklagt.
Gewonnen hat jedoch Nick Cohens im The Observer veröffentlichte,
scharfzüngige und wortgewandt angewiderte Kolumne The cowardice of
Nigel Farage. Die Jury genoss Cohens Eifer, Rhetorik und
Entschlossenheit, mit der er seine Zielobjekte direkt angriff.
INNOVATION (Innovation)
In diesem Jahr beschieden die Preisrichter, dass die
grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Journalisten eine Welle
von Innovationen im journalistischen Streben freigesetzt hat, dank
der Journalismus nun wirklich international wird. Sie erwähnten
besonders die Schockwellen, die durch 64 europäische, für 26
verschiedene Organisationen arbeitende Journalisten ausgelöst wurden,
und die in den Luxembourg Leaks belegten, wie das Gross-Herzogtum
auch zu einer grossen Steueroase wurde. Die Jury würdigte die
Anstrengungen von Journalisten aus Frankreich, Weissrussland,
Russland und Litauen für ihre Recherchen zur Offenlegung des The
Belarus Network, das Gelder aus dem Präsidialamt in Minsk an Orte in
Syrien und den Sudan leitet.
Gewinner wurde jedoch der in Frankreich von Nicolas Kayser-Bril im
Namen von zehn Journalisten, die in sechs verschiedenen Ländern
zusammenarbeiten, eingereichte Beitrag The Migrants' Files. Er ist
ein ehrgeiziges Beispiel für auf Datensammlung beruhendem
Journalismus, der die grauenvollen Einzelheiten des Sterbens von
Flüchtlingen an die Öffentlichkeit bringt. Jahr für Jahr sinken Boote
und verunglücken Lastwagen und in ihnen sterben Hunderte armer und
verzweifelter Migranten auf ihrer Suche nach einem besseren Leben in
Europa. Weil über das volle Ausmass und den Schrecken des Problems
nicht zuverlässig berichtet wird, nimmt die Tragödie kein Ende. The
Migrant Files beginnt, diese Lücke zu füllen. Es ist eine mühsame und
notwendige Arbeit - und sie fördert Einzelheiten zu Tage, die unsere
Menschlichkeit auf die Probe stellen.
Die Preisrichter des EPP sind:
- Chairman Sir Harold Evans, freigestellter Chefredakteur von Reuters,
London
- Sylvie Kauffman, Chefredakteurin von Le Monde, Paris
- Jørgen Ejbøl, früherer Redakteur der Jyllands-Posten, Kopenhagen
- Yevgenia Albats, Chefredakteur der The New Times, Moskau
- Juan Luis Cebrian, Gründer und Redakteur von El Pais, Madrid
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