(ots) - Im deutschen Einzelhandel
zeichnet sich ein Strukturwandel ab, der maßgeblich durch die
voranschreitende Digitalisierung geprägt ist. Während der Handel mit
einem nominalen Wachstum von lediglich 1,5 Prozent nur langsam
wächst, zeichnet sich der Online-Handel als klarer Gewinner dieser
Wachstumsdynamiken ab. So wird der Umsatzanteil des Online-Handels am
Non-Food-Einzelhandel laut GfK im Jahr 2020 auf bis zu 40 Prozent
prognostiziert. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen
Wachstum von rund 17 Prozent. Bewährte Formate im stationären Handel
sind gezwungen, sich neu zu erfinden. Insbesondere der Fachhandel,
der mit 48 Prozent fast die Hälfte der im stationären Handel
erzielten Umsätze erwirtschaftet (GfK), ist von dieser Entwicklung
betroffen. Größte Herausforderung dabei: Filialisten und
Online-Handelskanälen im Preis- und Angebotswettbewerb standzuhalten.
Auch fehlen meist die notwendigen finanziellen Mittel sowie
Kompetenzen, eigene Online-Angebote aufzubauen.
Laut Kay Manke, Partner bei BearingPoint und Co-Autor der Studie,
sind vor allem Klein- und Mittelstädte die Verlierer des
Strukturwandels: "Händler begegnen dem anhaltenden Strukturwandel mit
innovativen Konzepten und versuchen, durch neue Store-Design-Lösungen
und innovative Dienstleistungen ein faszinierendes Einkaufserlebnis
zu schaffen. Aufgrund der notwendigen, aber hohen Investitionen
werden solche Konzepte jedoch meist nur in Großstädten und
Ballungszentren verwirklicht, in denen ausreichend Kundenfrequenz
vorhanden ist. In kleineren und mittelgroßen Städten droht hingegen
die Gefahr der Verödung."
Wirkung einheitlicher Einzelhandelskonzepte fraglich
Allerdings lassen sich auch bei Klein- und Mittelstädten Gewinner
identifizieren, die den Strukturwandel für sich als Chance wahrnehmen
konnten. Erfolgsfaktoren sind hierbei Konsistenz und Detailgrad der
ergriffenen Maßnahmen. Nur die Städte, welche die für sie
spezifischen Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten lückenlos und
klar strukturiert aufarbeiten, können gezielte sowie konkrete
Maßnahmen ableiten und diese auch konsequent umsetzen.
Prof. Dr. Jörg Funder, geschäftsführender Direktor des IIHD
Instituts, erläutert: "In bedrohten Städten fehlt häufig die
Stringenz der Einzelhandelskonzepte. Es werden zwar einzelne
Maßnahmen ergriffen, durch die möglicherweise unzureichende
vorausgehende Analyse spezifischer Herausforderungen geraten diese
Maßnahmen jedoch zur Makulatur. Relevante Stellschrauben im Umgang
mit dem Strukturwandel bleiben häufig unberührt. Die in den
Einzelhandelskonzepten empfohlenen Maßnahmen sind zudem trotz
individueller Herausforderungen der Städte nahezu identisch. Es
stellt sich daher die Frage, ob der heute vorhandene Maßnahmenkoffer
ausreicht, um dem Strukturwandel erfolgreich begegnen zu können.
Abgewanderte Kaufkraft lässt sich nur schwer wieder zurückgewinnen.
Es müssen frühzeitig Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen Wandel
geschaffen werden. Diese Hebel liegen insbesondere in der
Infrastruktur sowie der Qualität des
Einzelhandelsimmobilienbestandes."
Zusammenarbeit aller beteiligten Interessensgruppen von zentraler
Bedeutung
Um diese Voraussetzungen zu schaffen, müssen alle
Betroffenengruppen zusammenarbeiten. Handel, Gastronomie, Politik,
Immobilienbesitzer, Verbände und Verbraucher müssen gemeinsam die für
ihre Stadt relevanten Maßnahmen identifizieren und umsetzen. Darüber
hinaus ist von jedem der Betroffenen ein gewisses Maß an
Eigeninitiative gefragt, moderne Konzepte und Innovation in die Stadt
zu tragen. Analog zu ihrer Rolle im Umgang mit dem Strukturwandel und
ihren spezifischen Herausforderungen ergeben sich für jede
Interessensgruppe exemplarische Handlungsempfehlungen:
- Handel & Gastronomie: Anbieten eines Erlebnis-Shoppings durch
die Umsetzung innovativer Einzelhandelskonzepte, z.B. Einsatz
von Multimedia-Elementen und neue Dienstleistungen; Forcieren
des Zusammenspiels zwischen Handel und Gastronomie; Stärkung der
Cross-Channel-Kompetenzen.
- Politik & Verwaltung: Bereitstellen moderner Infrastruktur als
Entwicklungsgrundlage für den stationären und den Online-Handel;
Umsetzung moderner Stadtkonzepte durch kostenfreies WLAN,
Online-Touristenführer und -Shopping-Guides, digitale
Verkehrssteuerung und Reservierung von Parkplätzen;
Durchführung von Veranstaltungen und Einbindung von Handel und
Gastronomie; Unterstützung und Förderung des Aus- und Aufbaus
moderner Einzelhandelsimmobilien.
- Immobilienbesitzer: Investitionen in die Erneuerung von
Bestandsimmobilien und die Entwicklung moderner
Einzelhandelsimmobilien nach den Anforderungen des Handels und
Flexibilisierung von Mietverträgen, z.B. modulare Vermietung als
Grundlage von Shop-in Shop-Konzepten.
- Arbeitnehmer & Gewerkschaften: Qualifikation und Weiterbildung
von Einzelhandelsmitarbeitern/Gewerkschaftsmitgliedern zum
gezielten und strukturierten Kompetenzaufbau steigender und sich
verändernder Anforderungen im Zuge der Digitalisierung.
Die Studie steht zum Download bereit unter http://goo.gl/ms9fsV
Ãœber die Red Paper Publikationsreihe
Nach zwei erfolgreichen Jahren geht die Publikationsreihe Red
Paper | Retail & Consumer, die das IIHD Institut zusammen mit seinem
langjährigen Kooperationspartner BearingPoint herausgibt, nun in die
dritte Runde. In einem Jahr voller spannender Themen,
Herausforderungen und innovativer Lösungsansätze thematisieren und
diskutieren die Red Paper aktuelle und strategisch relevante
Fragestellungen von Handels- und Konsumgüterunternehmen. Dabei geben
sie Denkanstöße und zeigen realisierbare Alternativen auf. Die Red
Paper sind sowohl kritisch als auch provokant formuliert und beziehen
klar Stellung. Zur Stärkung der Kooperation initiierte BearingPoint
ein Competence Center "SIM - Strategie & Internationales Management"
am IIHD Institut, das sich als Think Tank versteht und die relevanten
Themen der Zeit reflektiert und kritisch hinterfragt.
Ãœber das IIHD Institut
Das IIHD Institut ist ein An-Institut der Hochschule Worms.
Unabhängig und eigenfinanziert versteht sich das IIHD Institut als
Themenbildner und Partner der Branchen Handel, Konsumgüter und
konsumentennahe Services. Das IIHD Institut verfolgt einen
kontextgetriebenen, problemfokussierten & interdisziplinären
Forschungs- und Beratungsansatz. Es wendet sich damit von
langwierigen, isolierten Forschungs-bestrebungen mit unklarem
Praxisbezug ab. Vielmehr wird in kooperativen Projekten Forschung mit
direkter Wirkung in den Unternehmen betrieben. Praxis- und
anwendungsbezogene Forschung, Beratung und Weiterbildung sind dabei
in themenbezogene Competence Center gegliedert. Für weitere
Informationen: www.iihd.de
Ãœber BearingPoint
BearingPoint Berater haben immer im Blick, dass sich die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen permanent verändern und die daraus
entstehenden komplexen Systeme flexible, fokussierte und individuelle
Lösungswege erfordern. Unsere Kunden, ob aus Industrie und Handel,
der Finanz- und Versicherungswirtschaft oder aus der öffentlichen
Verwaltung, profitieren von messbaren Ergebnissen, wenn sie mit uns
zusammenarbeiten. Wir kombinieren branchenspezifische Management- und
Fachkompetenz mit neuen technischen Möglichkeiten und eigenen
Produkt-Entwicklungen, um unsere Lösungen an die individuellen
Fragestellungen unserer Kunden anzupassen. Dieser partnerschaftliche,
ergebnisorientierte Ansatz bildet das Herz unserer Unternehmenskultur
und hat zu nachhaltigen Beziehungen mit vielen der weltweit führenden
Unternehmen und Organisationen geführt. Unser globales
Beratungs-Netzwerk mit 9.700 Mitarbeitern unterstützt Kunden in über
70 Ländern und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für einen messbaren
und langfristigen Geschäftserfolg. Weitere Informationen finden Sie
unter www.bearingpoint.com und in der BearingPoint Toolbox:
http://toolbox.bearingpoint.com
Pressekontakt:
IIHD Institut
Prof. Dr. HSG Jörg Funder,
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