(ots) - Freitag, 24. April 2015 (Woche 17)/22.04.2015
22.00Nachtcafé
Die SWR Talkshow Gäste bei Michael Steinbrecher Diagnose Krebs -
zwischen Hoffen und Bangen
"Sie haben Krebs!" Diese Botschaft des Arztes trifft jedes Jahr
eine halbe Million Deutsche wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
Die Diagnose Krebs taucht Betroffene und Angehörige in ein Wechselbad
der Gefühle: Ab diesem Moment schwankt das Leben zwischen Angst und
Hoffnung, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Und sofort drehen sich
unzählige Fragen im Kopf in Endlosschleife: Weshalb ausgerechnet ich?
Bin ich selbst schuld? Habe ich nicht gesund genug gelebt? War meine
Lebenseinstellung zu negativ und Krebs vielleicht die Antwort auf
meine Unzufriedenheit? Brustkrebs rangiert einsam an der Spitze der
Tumorerkrankungen bei Frauen, bei Männern ist es das
Prostatakarzinom. Viele halten noch immer eine Krebsdiagnose für ein
bereits gefälltes Todesurteil. Doch Überleben ist längst keine
Glückssache mehr. In den vergangenen 30 Jahren hat die Forschung
immense Fortschritte gemacht: Ein baden-württembergisches Unternehmen
will 2016 erste Bluttests auf den Markt bringen, die Krebs frühzeitig
entschlüsseln und nachweisen sollen - lange, bevor der Patient
Symptome spürt, ohne vorherige Entnahme einer Gewebeprobe - so die
Hoffnung. Es sind aber nicht allein die scharfen Geschütze der
Medizin, die dem Krebs Paroli bieten. Viele Patienten nehmen die
Krankheit zum Anstoß und krempeln ihr Leben komplett um, sie
hinterfragen Beziehungen, finden zum Glauben, leben längst begrabene
Träume. Wie geht man am besten mit der Prognose um? Welche Rolle
spielt das Umfeld des Krebspatienten? Welche neuen
Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Michael Steinbrecher fragt nach.
Vor einem Jahr bekam Schauspieler Thorsten Nindel eine Botschaft, die
ihn völlig aus der Bahn warf: Lungenkrebs! Sein erster Gedanke nach
dieser niederschmetternden Diagnose war: "Kann ich noch meiner
Verantwortung für meine Tochter gerecht werden, ist sie finanziell so
abgesichert, dass sie es auch ohne mich schafft?" Wichtige Stütze
während seiner Chemotherapie war auch seine Lebensgefährtin, die
Schauspielerin Saskia Valencia. Nindel hat die Behandlung gut
überstanden, doch die Angst vor einem Rückfall bleibt. Wie ohnmächtig
sich viele Angehörige von Krebspatienten fühlen, musste auch
Bestseller-Autorin Charlotte Link erfahren. Mit 41 Jahren erkrankte
ihre geliebte Schwester Franzsika zum zweiten Mal an Krebs. Doch das
Vertrauen in Mediziner schwand, als die Familie mit drei
Fehldiagnosen und sehr unsensiblen Arztgesprächen konfrontiert wurde.
"Es gibt einige Ärzte, die keinerlei Rücksicht auf den psychischen
Ausnahmezustand von Krebspatienten nehmen", ist die bittere
Erkenntnis der Erfolgsautorin. Vor drei Jahren verlor ihre Schwester
schließlich den Kampf gegen den Krebs.
Für den Onkologen Prof. Gerhard Ehninger ist die Art und Weise,
wie Ärzte die Krebsdiagnose vermitteln, entscheidend dafür, wie der
Patient mit der Krankheit umgehen kann: "Ungeachtet der
Therapiemöglichkeiten muss ich für den Patienten da sein und ihn
ernstnehmen". Damit noch mehr Menschen Hoffnung auf Heilung haben
können, hat der Krebsmediziner Anfang der 90er Jahre die Deutsche
Knochenmarkspenderdatei mit begründet. Und dennoch glaubt er nicht
daran, dass die Krankheit Krebs jemals völlig auszurotten ist.
Krebstherapien sind nicht nur lebensrettend, sondern auch teuer. Und
gerade deswegen auch ein lukratives Geschäft für Pharmakonzerne,
Ärzte und Apotheken. Der Medizinjournalist Markus Grill befasst sich
seit Jahren mit den schwarzen Schafen dieser Branche und spricht ganz
offen von einer sogenannten Krebs-Mafia: "Mit einer einzigen
Chemotherapie-Infusion kann ein Apotheker bis zu 600 Euro verdienen.
Solche Gewinnspannen laden geradezu ein zu Korruption und illegalen
Verstrickungen", so der Investigativ-Journalist, der hier
Handlungsbedarf seitens der Politik einfordert. Mit 25 Jahren hörte
Marion Glashauser zum ersten Mal den Satz: "Sie haben Brustkrebs".
Die Mutter einer damals acht Monate alten Tochter ist jedoch
optimistisch, dass sie die Krankheit besiegen wird. Nach einer Chemo-
und Strahlentherapie schlägt aber acht Jahre später das Schicksal
wieder zu: "Ich habe zu meiner großen Tochter gesagt: Die Mama stirbt
nicht, ich werde leben und kämpfen." Aktuell lebt die 37-jährige
zweifache Mutter mit einer Schmerzpumpe, wird künstlich ernährt und
genießt jede Minute, die sie mit ihrer Familie verbringen kann.
Vanessa Werner war gerade mal elf Jahre alt, als ihre bis dahin
unbeschwerte Kindheit abrupt ein Ende fand: Ihre Mutter hatte Krebs:
"Ich habe immer an ein Wunder geglaubt und gehofft, sie wird doch
noch in letzter Sekunde geheilt." Fünf Jahre lang war das junge
Mädchen ständig einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, das zwischen
Wut, Hoffnung und Verzweiflung schwankte. Vanessa war 16 Jahre alt,
als ihre Mutter den Kampf gegen ihre Krankheit verlor. Nach einer
Routineuntersuchung hörte Andrea Sixt den Horrorsatz: "Sie haben noch
ein Jahr zu leben!" Nach dem ersten Schock hörte sie auf den Rat der
Schulmedizin und legte sich unters Messer, dann aber entschied sich
die Diplom-Ingenieurin gegen eine Chemo- und für eine Misteltherapie.
Und änderte ihr Leben von Grund auf. "Ich habe mich von allem
getrennt, was mir nicht gut tat: falschen Freunden, meinem damaligen
Partner und meiner Arbeit." Das ist nun zwanzig Jahre her, heute
erfreut sich die Drehbuchautorin bester Gesundheit.
Freitag, 24. April 2015 (Woche 17)/22.04.2015
00.00SWR3latenight
Show mit Pierre M. Krause Folge 453
Die Gäste von SWR3latenight-Moderator Pierre M. Krause sind
diesmal:
Gaby Köster: Die Schauspielerin und Komikerin ist unter die
Autoren gegangen und hat ihren ersten Roman geschrieben: "Die
Chefin". Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind gewollt......
Live Musik kommt von Kovacs. Sie spielt unplugged ihren aktuellen
Hit "My love".
Außerdem:
Die neue Serie "Pierre fährt Schwarzwald" und die "Machtgedanken"
unserer Politiker
SWR Pressekontakt: Johanna Leinemann, Tel 07221/929-22285,
johanna.leinemann(at)swr.de