(ots) - Einkaufschefs in Europa und USA nennen erstmals
Länder in Subsahara-Afrika als kommende Beschaffungsorte -
Ostafrikanische Länder mit größtem Potenzial - Anteil von
afrikanischen Ländern an Bekleidungsexporten derzeit noch sehr gering
Afrika wird zunehmend als das neue Asien für die
Bekleidungsindustrie bezeichnet. Immer mehr europäische und
US-amerikanische Einkaufschefs von Textilunternehmen sind an
Subsahara-Afrika als Sourcing-Region interessiert. 40% der Einkäufer
geben an, die Region werde in den kommenden fünf Jahren an
Wichtigkeit für die Branche gewinnen. 2013 lag der Anteil bei nur
24%. Nach der Rangfolge der bedeutendsten künftigen Sourcing-Länder
befragt, nennen sie neben Bangladesch, Vietnam und Myanmar mit
Äthiopien erstmals auch ein afrikanisches Land. Im Durchschnitt
planen die Top-Einkäufer, ihren Anteil von Subsahara-Afrika in der
Beschaffung bis 2020 von einem sehr niedrigen Niveau aus fast zu
verzehnfachen - von 0,3% auf 2,8%.
Das sind zentrale Ergebnisse der Studie "Sourcing in a volatile
world - the East Africa opportunity" von McKinsey & Company. Für die
internationale Studie befragte die Unternehmensberatung die führenden
Einkaufschefs von Bekleidungsunternehmen, die für rund 70 Mrd.
US-Dollar Einkaufsvolumen verantwortlich sind. Bereits 2011 und 2013
hatte McKinsey die Umfrage unter den Top-Einkäufern durchgeführt.
Beflügelt wird die positive Sicht auf Subsahara-Afrika durch das
langfristig erwartete Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung in der
Region, das sich bis 2035 dem Niveau von China angleichen wird. "Das
Potenzial von Subsahara-Afrika ist groß und noch unerschlossen.
Allerdings sollten die Länder dieser Region einzeln betrachtet
werden. Derzeit hat Subsahara-Afrika nur einen Anteil von 0,56
Prozent am gesamten globalen Exportvolumen für Kleidung. Das
entspricht 2,6 Mrd. US-Dollar", erläutert McKinsey-Partner Achim
Berg, der auf die Beratung von Modeunternehmen spezialisiert ist. Die
Region habe gute Chancen, sich positiv zu entwickeln und Bedingungen
für faire Sozial- und Umweltschutzstandards zu schaffen. "Für
nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg aller Beteiligten müssen
Unternehmen gemeinsam mit den Regierungen und den Zulieferern
umfassend an Sozial- und Compliance-Themen arbeiten."
Fokus auf Äthiopien und Kenia
Innerhalb der Subsahara-Region blicken die Einkaufschefs vor allem
nach Ostafrika und dort nach Äthiopien und Kenia. Bis 2020 wollen 28%
der befragten Einkäufer mit dem Sourcing in Äthiopien beginnen. 8%
planen, ihren Bezug aus dem Land zu erhöhen. In Kenia wollen 13%
starten und 5% ausbauen. Dabei hat rund ein Viertel der befragten
Unternehmen in den vergangenen 12 Monaten bereits in Subsahara-Afrika
eingekauft. "Beide Länder haben die Möglichkeiten, ihren Anteil am
globalen Sourcing-Markt zu steigern", erklärt Achim Berg. "Während
Äthiopien Vorteile auf Kostenseite hat, beispielsweise bei Fertigung
und Energie, bietet Kenia ein höheres Produktivitätsniveau. Jedoch
müssen beide Länder noch Hürden überwinden: Sozialstandards und
Rechtssicherheit ausbauen sowie Korruption bekämpfen."
Zudem haben beide Länder für aufstrebende Industrien typische
Schwachstellen. Als größte wirtschaftliche Herausforderung sowohl in
Kenia als auch in Äthiopien geben die Top-Einkäufer den Mangel an
qualifizierten Technikern an. In Kenia wird zudem das Fehlen eines
gut ausgebildeten mittleren Managements sowie einer vorgelagerten
Industrie kritisiert. In Äthiopien sehen die Befragten die
ineffiziente Produktion und die schwache logistische Infrastruktur
als Problem an.
Mittelfristig noch keine Alternative zu China
39 Prozent der globalen Bekleidungsexporte mit einem Gesamtwert
von 177 Milliarden US-Dollar stammen derzeit aus China. "China
dominiert weiterhin den Sourcing-Markt. Bangladesch, Vietnam und
Myanmar erwirtschaften gemeinsam weniger als ein Drittel des
Exportwertes von China", sagt Berater Berg. Dennoch hält der Trend
an, nach neuen Sourcing-Ländern zu suchen. Drei Viertel der befragten
Einkaufschefs geben an, zumindest Teile ihrer Produktion aus China in
andere Länder verlagern zu wollen. Dabei erwartet derzeit die Hälfte
der Einkäufer, dass sich die Sourcing-Kosten in den kommenden Jahren
moderat entwickeln werden, was vor allem an den relativ niedrigen
Transportkosten liegt. Insgesamt schätzen die Einkaufschefs in
Europa, dass vor allem die Wechselkurse und Lohnkosten den größten
Einfluss auf Sourcing-Kosten haben werden, während die
US-amerikanischen Einkäufer Rohmaterialkosten als bedeutendsten
Faktor sehen.
Hintergrund
McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 27 der 30 DAX-Konzerne
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit
über 100 Büros in mehr als 60 Ländern.
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