(ots) - Zuweilen wird der Eindruck erweckt, die Europäische
Union sei Schuld am Tod von mehr als 800 Flüchtlingen, die ertranken,
als ihr heillos überfülltes Boot vor der libyschen Küste kenterte.
Doch sitzen die wahren Schuldigen nicht in Brüssel. Sie residieren in
Libyen: Schleuser, die Millionen verdienen, wenn sie Menschen in den
Tod schicken. Möglichst viele in einer möglichst kleinen Nussschale:
Das maximiert ihren Profit. Ihr zynisches Geschäft gedeiht in einem
Land, das vor vier Jahren nach einer internationalen
Militärintervention vom Regime des brutalen Diktators Gaddafi befreit
worden war. Der Einsatz war von Anfang eine halbe Sache. Um Gaddafi
zu stürzen, unterstützte die internationale Allianz auch fragwürdige
Aufständische. Mit verheerendem Ergebnis: Heute herrscht in Libyen
eine explosive Mischung aus Anarchie und Islamismus. Und zu den
Spätfolgen zählt, dass das Land zu einer Hochburg der Menschenhändler
geworden ist. Der jetzt diskutierte Vorschlag, militärisch gegen die
Schlepperbanden vorzugehen, deren Boote zu zerstören, ist ein Zeichen
der Hilflosigkeit. Die Aufstockung der Seenotrettung ist zwar richtig
und notwendig. Auch wenn die EU damit nur an den Symptomen
herumdoktert. Zu den Ursachen zählt der Bürgerkrieg in Syrien. Und so
lange der tobt, wird Europa syrische Flüchtlinge aufnehmen müssen.
Ursache ist aber auch das immer größere Wohlstandsgefälle zwischen
Europa und vielen afrikanischen Staaten. Dort muss den Menschen
wieder eine Perspektive geboten werden. Ohne die wird der Strom von
Flüchtlingen, an dem die libyschen Menschenhändler verdienen, nicht
abreißen.
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