(ots) - 15 Jahre Wölfe in Deutschland: Diese
Erfolgsgeschichte des Naturschutzes könnte schon bald ein jähes Ende
nehmen. Die Europäische Kommission stellt Europas
Naturschutzgesetzgebung auf den Prüfstand - mit möglicherweise
fatalen Folgen für bedrohte Arten und Tausende Schutzgebiete in
Deutschland. "Wenn unsere schlimmsten Befürchtungen wahr werden,
könnte der Wolf in naher Zukunft seinen Schutzstatus verlieren und
möglicherweise wieder zum Abschuss freigegeben werden", warnte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Von Mai bis Juli befragt die EU-Kommission zwölf Wochen lang in
einem "Stimmungstest" die europäische Öffentlichkeit zu einer
möglichen "Modernisierung" der zwei wichtigsten EU-Gesetze für den
Natur- und Artenschutz. Als Folge des sogenannten "Fitness-Checks"
könnten die Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) und die Vogelschutzrichtlinie
erheblich geschwächt werden. Dadurch wären 27.000 Schutzgebiete in
ihrem Status bedroht, davon über 5.000 in Deutschland. Die Jagd auf
Zugvögel und Wölfe stünde ebenso zur Debatte wie der Schutz von
Fledermäusen, Bibern und Buchenwäldern.
"Für den Wolf und zahlreiche andere Arten sind die verbindlichen
Naturschutzgesetze der EU überlebensnotwendig. Nur dank ihnen genießt
der Wolf in Deutschland höchsten Schutzstatus und darf weder gejagt
noch gefangen werden", so Tschimpke.
Der NABU will mit seiner Aktion "Naturschätze retten" auf die
Bedeutung starker EU-Naturschutzgesetze aufmerksam machen und ruft
alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in den kommenden Wochen an
der EU-Konsultation zu beteiligen. Auf www.NABU.de/wolf-check gibt
der NABU dazu Hilfestellungen und Hinweise. Außerdem macht der
Naturschutzverband mit einem 40-sekündigen Animationsfilm auf die
aktuelle Bedrohung aus Brüssel aufmerksam. Hierin lässt er den Wolf
sinnbildlich einen "Fitness-Check" durchlaufen.
Zum bundesweiten Tag des Wolfes am 30. April hat sich der NABU
erneut für ein flächendeckendes Wolfsmanagement in den Bundesländern
und die Einrichtung eines bundesweiten Kompetenzzentrums Wolf
ausgesprochen. Dieses sollte Erfahrungen und Daten aus dem
bundesweiten Wolfsmanagement bündeln, analysieren und zentral zur
Verfügung stellen. "Entscheidend für eine erfolgreiche dauerhafte
Rückkehr des Wolfes ist die Akzeptanz in weiten Teilen der
Bevölkerung. Diese kann nur gelingen, wenn die Öffentlichkeit auch
Zugang hat zu Informationen zum Wolf - etwa zur aktuellen
Verbreitung, zu Konflikten, aber auch zu Lösungen", so
NABU-Wolfsexperte Moritz Klose.
In den vergangenen Wochen hatte die Anwesenheit von Wölfen in
einzelnen Teilen Deutschlands erneut große Unsicherheiten
hervorgerufen. Für Panikmache und Hysterie gebe es allerdings keinen
Anlass, die auftretenden Konflikte seien lösbar, wie insbesondere
langjährige Wolfsregionen wie die Lausitz zeigten. "Jede neue
Wolfsregion muss sich auf ihren Nachbarn einstellen. Der NABU nimmt
die berechtigten Sorgen der Menschen in den Wolfsgebieten sehr ernst.
Er informiert vor Ort und führt mit allen Betroffenen Gespräche", so
Klose weiter. 35 Wolfsfamilien (31 Rudel und vier Paare) sind aktuell
in Deutschland heimisch und erwarten in den kommenden Tagen ihren
Nachwuchs.
Mit Blick auf seine vor zehn Jahren gestartete
Informations-Kampagne "Willkommen Wolf!" zieht der NABU eine positive
Bilanz: Inzwischen ist ein Netzwerk von mehr als 500 ehrenamtlichen
NABU-Wolfsbotschaftern entstanden, die vor Ort über das Wildtier
informieren.
Zur Rückkehr des Wolfes hat der NABU die 66 wichtigsten Fragen
gesammelt und auf www.NABU.de/wolf beantwortet. Hier gibt es
außerdem jeden Mittwoch interessante Fakten und Geschichten rund um
den Wolf.
Kostenfreie Pressefotos und Infografiken zum Wolf:
www.NABU.de/presse/pressebilder/#wolf
Alle regionalen Aktionen zum Tag des Wolfes auf einer
Deutschland-Karte:
www.NABU.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/18808.html
NABU-Animationsvideo zur Bedrohung des Wolfes durch den
EU-"Fitness-Check": https://youtu.be/RPqr7LE76-0
Weitere Informationen zum Fitness-Check und zur
EU-Online-Konsultation: www.NABU.de/naturschaetze
Pressekontakt:
Moritz Klose, NABU-Wolfsexperte, Mobil + 49 (0)173-2496400, E-Mail:
moritz.klose(at)NABU.de
Konstantin Kreiser, NABU-Experte für internationale
Biodiversitätspolitik, Mobil +49 (0)172-4179730, E-Mail:
konstantin.kreiser(at)NABU.de