(ots) - KOMMENTAR · LOKFÜHRER
Aufhören. Und wenn sich die Lokführer nicht von alleine beruhigen,
dann muss es eben ein Gesetz richten. So lassen sich die Rufe nach
Zwangsschlichtung interpretieren, einem Instrument, das aller
Wahrscheinlichkeit die Prüfung vor dem Bundesverfassungsgericht nicht
überleben würde. Die reichlich hysterische Debatte zeigt deshalb vor
allem: Die Stimmung im Land ändert sich. GDL-Chef Claus Weselsky
polarisiert wie kaum ein Gewerkschafter vor ihm. Mit seiner
beinharten Strategie hat er bereits die Aufmerksamkeit ausländischer
sozialistischer Staatsmedien erregt. Ob man das als Kompliment
wertet, hängt von der persönlichen politischen Haltung ab, doch es
macht mehr als deutlich, wohin die Reise geht: weg von der
konsensorientierten alten Bundesrepublik hin zu einer Gesellschaft,
in der Konflikte verstärkt auf der Straße - respektive auf der
Schiene - ausgetragen werden. Der Streik nervt. Legal ist er dennoch.
Und alleine das zählt. Das Streikrecht ist im Grundgesetz verbrieft.
Alle Versuche, es einzuschränken, wecken zu Recht weiteren Protest.
Auch der GDL-Streik ist eine Antwort auf das Tarifeinheitsgesetz, das
kleine Gewerkschaften in Zugzwang bringt. Wer sich darüber aufregt,
sollte einen Blick nach Frankreich oder Italien werfen. Denn dort
werden Streiks oft gar nicht angekündigt - für die Passagiere heißt
auf freier Strecke: Endstation. Verglichen damit ist selbst ein
Weselsky noch richtig zahm.
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Ulrike Sosalla
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