(ots) - Mustafa Kemal, genannt Atatürk, der Begründer
der modernen Türkei, würde sich sicherlich im Grab herumdrehen, wenn
er den laufenden türkischen Parlamentswahlkampf verfolgen könnte.
Atatürk hatte das Land mit der Brechstange modernisiert, und eines
der wichtigsten von ihm eingeführten Prinzipien war das des
Laizismus, einer rigorosen Trennung von Religion und Staat.
Allerdings: Die radikale Verdrängung des Religiösen aus allen
öffentlichen Institutionen wurde von vielen frommen Türken als
perfider Vorwand empfunden, den eine weltlich orientierte Elite
nutzte, um sich die Macht im Staat zu sichern. Diesem Ressentiment
der kleinen Leute hat Recep Tayyip Erdogan seinen politischen
Aufstieg zu verdanken, erst zum Premier, dann zum Präsidenten. Doch
nun entgleist er im Kampf um die Stimmen der konservativen Wähler.
Politische Gegner als gottlose Gesellen zu diffamieren, das ist
hinterhältig. An der Urne wird nicht über Glaubensfragen abgestimmt,
sondern über den künftigen Kurs eines Landes, das große politische
und wirtschaftliche Probleme hat.
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