(ots) -
Von dem Erdbeben in Nepal sind nach UN-Angaben circa 4,2 Million
Menschen betroffen. Davon sind geschätzte 1,7 Millionen Kinder. Die
Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer weltweit, Elitsa Dincheva, ist
aktuell in Kathmandu.
Frau Dincheva, wie geht es den Menschen vor Ort?
Elitsa Dincheva: Nach dem Beben rannten die Menschen, die gerade
ihre Häuser hatten einstürzen sehen, in Todesangst durch die Straßen.
Viele haben nichts mehr. Dass die SOS-Kinderdörfer im Erdbebengebiet
Nothilfe leisten, Wasser, Essen und leichtere Wunden versorgen, hat
sich schnell rumgesprochen. Der Bedarf ist riesig. Sobald wir hier
eine Kita einrichten, kommen täglich zwischen 100 und 200 Kinder zu
uns.
Wer kommt in die Kitas und warum?
Elitsa Dincheva: Was all die Menschen teilen, die zu uns kommen,
ist Verzweiflung und Hilflosigkeit. Uns erreichen Mütter mit Babys,
die nicht wissen, womit sie ihre Säuglinge versorgen sollen und
Kinder, die einen Elternteil haben sterben sehen. Solche
Extremsituationen überfordern jeden Menschen!
Wie können Nothilfe-Kitas da konkret helfen?
Elitsa Dincheva: Mit 14 Nothilfe-Kitas nahe Krankenhäusern, wie
z.B. Kavre oder Pokhara, und inmitten schwer zerstörter Gebiete
bieten wir Eltern eine Anlaufstelle, um ihre Kinder für ein paar
Stunden in die sichere und geschulte Obhut unserer Betreuer zu geben.
Die Eltern brauchen Zeit, um ihr Leben neu zu ordnen, Kontakt zu
Verwandten aufzunehmen, sich um Verletzte zu kümmern und
Lebenswichtiges zu organisieren. Außerdem bekommen die Kinder eine
warme Mahlzeit. Oft die einzige am Tag.
Die Kinder haben Schreckliches erlebt. Wie fangen Sie das auf?
Elitsa Dincheva: Speziell in Nepal arbeiten wir mit Lehrern, die
nicht unterrichten können, weil die Schulen zerstört wurden, und mit
unserem geschulten Sozialarbeitern und SOS-Müttern. Das gewährleistet
eine professionelle, sensible Betreuung der Kleinen. Kinder, die von
den Ereignissen völlig traumatisiert sind, kommen hier zur Ruhe. Hier
können sie malen, spielen und einfach Kind sein. Klingt einfach, ist
aber unglaublich wichtig für die Heilung der Kinderseelen. Ein
Beispiel. Wir haben einen Malwettbewerb veranstaltet - ohne Thema.
Die meisten Kinder malten, was sie die letzten Tage gesehen hatten:
zerstörte Häuser, verletzte Menschen und Retter.
Nothilfe-Kitas sind Soforthilfe. Aber was kommt dann?
Elitsa Dincheva: Durch die Kitas haben wir Kontakt zu Familien und
können diejenigen identifizieren, die es besonders hart getroffen hat
und die auch langfristig unsere Hilfe benötigen werden. Diese
Familien übernehmen wir dann in unser Familienhilfe-Programm und
helfen ihnen eine neue Existenz aufzubauen. So können wir
sicherstellen, dass die Kinder in Zukunft wieder ein gutes und
sicheres Zuhause bekommen.
Pressekontakt:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: +49/89/179 14-259
louay.yassin(at)sos-kd.org