(ots) - Ist die Frage berechtigt, ob ein Land wie Nepal bei
aller Unvorhersehbarkeit einer Naturkatastrophe nicht prinzipiell
besser auf sie vorbereitet sein müsste? Oder entspringt sie
westlicher Arroganz? Ja, Nepal ist bekanntermaßen ein geologisches
Hochrisikogebiet. Und ja, es ist immer besser, sich so gut wie
möglich - entweder selbst oder mit externer Hilfe - auf eine zu
erwartende Ausnahmesituation einzustellen. Nach dem verheerenden
Tsunami des Jahres 2004 ist etwa in den Anrainerstaaten des Indischen
Ozeans einiges getan worden. Aber: Es wäre dennoch jetzt sowohl
verfrüht als auch tatsächlich arrogant, den Stab über Nepal zu
brechen. Was die Menschen dort weiterhin - nach dem neuerlichen Beben
erst recht - brauchen, ist rasche, bedingungslose Hilfe. Erst wenn
dann das Dringendste getan ist und der Himalaya-Staat in die Phase
des Wiederaufbaus tritt, darf und muss die Vorsorgefrage gestellt
werden, zum Beispiel nach Schutzeinrichtungen, Frühwarnsystemen oder
sicherer konstruierten Häusern. Auch Verwaltungsstrukturen und die
Effizienz von Notfallprozeduren gehören dazu. Nepal gilt nicht
wirklich als Musterbeispiel für ein gut funktionierendes Staatswesen.
Die teils chaotische Koordination der Hilfeleistungen nach dem Beben
des 25. April sprach da Bände. Auch damit steht das Land natürlich
nicht allein auf der Welt. Was nichts daran ändert, dass die
internationale Gemeinschaft auch jenseits der Soforthilfe in der
Pflicht steht, auf dauerhafte Verbesserungen hinzuwirken. Das nächste
Beben kommt bestimmt, und es ist nicht hinnehmbar, dass wieder
zahllose Menschenleben nicht den Naturgewalten zum Opfer fallen
könnten, sondern - absehbar - der Korruption und der Misswirtschaft.
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