(ots) -
Kunden, die derzeit auf der Suche nach einer Erst- oder
Anschlussfinanzierung sind, haben sich in letzter Zeit verwundert die
Augen gerieben: so verteuerten sich binnen weniger Wochen die
Baufinanzierungszinsen, z. B. bei einer 10-jährigen Zinsbindung, um
bis zu 0,50 Prozentpunkte.
Seit geraumer Zeit bei den Baufinanzierungskonditionen eine völlig
verzerrte Entwicklung zu beobachten. Hintergrund ist die
Staatsschuldenkrise diverser Länder in Europa. Investoren haben in
den letzten anderthalb Jahren sehr viel Geld in sichere deutsche
Staatsanleihen investiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihr
Übriges dazu beigetragen, indem sie zunächst angekündigt hat, alles
Mögliche zur Rettung des Euros zu unternehmen und seit März
zusätzlich dazu ein Staatsanleihen-Kaufprogramm in Höhe von 60
Milliarden Euro pro Monat durchführt.
All dieses hat dazu beigetragen, dass die Kurse der Staatsanleihen
immer weiter gestiegen und damit einhergehend die Renditen dieser
Staatsanleihen immer weiter gefallen sind. Die Renditen von
Pfandbriefen, zu denen sich Banken für ausgegebene
Baufinanzierungsdarlehen refinanzieren können, orientieren sich
wiederum an der Entwicklung der Renditen der Staatsanleihen.
Infolgedessen konnte bis zum bisherigen Tiefststand Mitte April 2015
eine starke Vergünstigung bei Baufinanzierungszinsen beobachtet
werden:
- Seit Ende 2013 / Anfang 2014 sind die Zinsen für 10-jährige
Zinsbindungen um bis zu 1,5 Prozentpunkte gefallen.
- Seit Anfang 2015 sind die Zinsen für 10-jährige Zinsbindungen um
bis zu 0,4 Prozentpunkte gefallen.
"Dass es bei einer derart starken Abwärtsentwicklung einmal eine
"Gegenreaktion" geben musste, war nur eine Frage der Zeit",
kommentiert Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co.
AG, das Geschehen. "Internationale Investoren haben sowohl am Markt
für Staatsanleihen als auch im Aktienmarkt in der letzten Zeit
begonnen, Gewinne mitzunehmen. Bei Staatsanleihen hat dies zu wieder
steigenden Renditen und damit in der oben beschriebenen Logik zu
steigenden Baufinanzierungszinsen geführt."
Über den Auslöser für die Verkaufswelle kann nur gemutmaßt werden:
Es scheint bei den Investoren die Erkenntnis gereift zu sein, dass
die Renditen der Staatsanleihen zwischenzeitlich als zu gering
eingeschätzt wurden. Andere Experten führen an, dass der Ölpreis seit
seinen Tiefstständen wieder deutlich zugelegt hat und dies zu einer
zukünftig steigenden Preisentwicklung führen wird.
Wie geht es weiter am Markt für Baufinanzierungszinsen?
Ob es sich um die lang erwartete Trendumkehr handelt oder die
Baufinanzierungzinsen wieder auf das Niveau von Mitte April
zurückfallen, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Sollte sich in den
nächsten Monaten die einhellige Meinung durchsetzen, dass die
Inflation wieder anziehen wird oder die EZB sogar ihr
Anleihekaufprogramm schneller als erwartet verringert oder einstellt,
ist mit einem deutlichen Zinsanstieg zu rechnen. Für die nächsten
Wochen sind zunächst stark schwankende Zinsen zu erwarten.
"Kunden, die in den kommenden zwei bis 24 Monaten eine
Anschlussfinanzierung benötigen und das Risiko eines weiteren
Zinsanstieges scheuen, sollten sich die jetzigen Konditionen
unbedingt sichern", empfiehlt Stephan Gawarecki. "Zum einen ist das
jetzige Zinsniveau noch immer historisch niedrig. Zum andern werden
für ein Forward-Darlehen, das heute abgeschlossen wird, meistens
keine hohen Aufschläge fällig. Viele Banken bieten eine kostenlose
Vorlaufzeit von sechs, aber auch teilweise zwölf Monaten an. Die
Forward-Aufschläge belaufen sich auf 0,01 bis 0,03 Prozentpunkte pro
Forward-Monat, der über die kostenfreie Zeit hinausgeht."
Um zu verdeutlichen, was ein erneuter Zinsanstieg von 0,50
Prozentpunkten an Mehrkosten bedeuten würde: Bei einem Darlehen von
150.000 Euro mit einer Tilgung von 3 Prozent zahlt der Kunde nach
einer 10-jährigen Zinsbindung bei einem möglichen Sollzinsanstieg von
1,4 auf 1,9 Prozent knapp Euro 6.000 Euro mehr Zinsen.
Tendenz:
Kurzfristig: stark schwankend
Langfristig: steigend
Hier finden Sie die Pressemitteilung: http://bit.ly/1HhlSfn
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