(ots) - In der Affäre um Steuerbetrug beim Handel mit
Emissionsrechten bei der Deutschen Bank belasten Aussagen und Mails
hochrangiger Manager der Steuerabteilung die heutige Vorstandsetage
um Co-Bankchef Anshu Jain. Dies geht nach Focus-Informationen aus
einem Zwischenbericht einer internen Untersuchung hervor, den Anwälte
der Deutschen Bank (DB) vor drei Wochen der Generalstaatsanwaltschaft
Frankfurt/Main übermittelten.
Laut dem Report "Project Huntsman, aktuelle Beobachtungen" hatte
die englische Steuer- und Zollbehörde (HMRC) im Herbst 2009
Ermittlungen im Zusammenhang mit Umsatzsteuerbetrügereien im
CO2-Handel geführt. Vor dem Hintergrund hatte der britische Fiskus
sich geweigert, der englischen DB-Tochter 50 Millionen Pfund
Umsatzsteuer aus den Emissionsgeschäften zu erstatten.
Der damalige Steuerchef der DB bestätigte bei einer späteren
internen Befragung durch Anwälte des größten deutschen Geldhauses,
dass er am 19. November 2009 seinen direkten Vorgesetzten, den
Finanzvorstand Stefan Krause, "in seiner Funktion als CFO der DB in
Kenntnis gesetzt" habe. In England habe ein Tax-Manager zugleich
Anshu Jain vorgewarnt. Zu jener Zeit gehörten die CO2-Geschäfte zum
Komplex Investmentbanking mit Hauptsitz London, den Jain
verantwortete.
In einer Mail ("Vertraulich") am 24. November 2009 an den Leiter
der Vermögensverwaltung, Michele Faissola, und den heutigen
IT-Vorstand, Henry Ritchotte, schlug ein englischer DB-Manager erneut
massiv Alarm: Die britischen Steuerfahnder hätten Fragen bezüglich
der Einbindung der Bank in einen "möglichen Umsatzsteuerschwindel".
Bisher liege zwar nichts gegen die DB vor. Dennoch habe man Anwälte
angeheuert und eine interne Untersuchung eingeleitet. "Diese
Angelegenheit sollte äußerst behutsam behandelt werden", mahnte der
Steuerexperte. Zunächst müsse man Fakten sammeln. "Zur Zeit wissen
nur wenige Leute von dieser Angelegenheit", notierte der Manager
weiter, "und ich will auch, dass es so bleibt."
Man habe Henry Ritchotte entsprechend ins Bild gesetzt, damit er
"Anshu vor der gestrigen Vorstandssitzung briefen konnte". Auch CFO
Krause und der damalige Risikovorstand Hugo Bänziger seien
eingeweiht, "deshalb wollte ich nicht, dass Anshu überrascht würde".
Trotz der Warnungen vor Betrugsrisiken in England ließ der
DB-Vorstand das CO2-Geschäft durch Mitarbeiter in Deutschland bis zu
einer Razzia der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main im April
2010 weiter laufen.
Die Deutsche Bank wollte den Huntsman-Zwischenbericht nicht näher
kommentieren. In einer kurzen Stellungnahme gegenüber Focus heißt es:
"Unsere Untersuchung des CO2 Sachverhalts dauert an und sie umfasst
alle relevanten Fakten, die in Frage kommen. Wir kooperieren mit den
entsprechenden Behörden."
Seit fünf Jahren ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft
Frankfurt/Main in der CO2-Affäre. Kriminelle Emissionshändler sollen
2009 und 2010 vom hiesigen Fiskus 850 Millionen Euro ergaunert haben.
In dem Verfahren stehen gut zwei Dutzend Deutsche Banker auf der
Beschuldigtenliste.
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