(ots) - Ein großes Transparent vor dem Staatsministerium in
Stuttgart zeigt das baden-württembergische Landeswappen - darüber
steht: "Wir können alles. Außer Babynahrung. Alete: ein Unternehmen
des Landes Baden-Württemberg". Ein Aktivist mit
Winfried-Kretschmann-Maske nimmt den "Goldenen Windbeutel" entgegen,
den Negativpreis für Lebensmittelhersteller. Eine wandelnde
Alete-Trinkmahlzeit demonstriert vor dem Amtssitz des
Ministerpräsidenten mit einem Schild: "Herr Kretschmann, ich will
keine Werbelüge mehr sein!" Mit dieser Aktion in Stuttgart hat die
Verbraucherorganisation foodwatch heute gegen Verbrauchertäuschung
und ungesunde Babyprodukte der Marke Alete protestiert. Das
Unternehmen war von Nestlé zum Jahreswechsel 2014/2015 verkauft
worden - seitdem ist das Land Baden-Württemberg in einem
bemerkenswerten Konstrukt mittelbarer Teilhaber an Alete und damit
beteiligt am Geschäft mit verfehlten Babyprodukten.
+++ Fotos von der Aktion zum Download:
www.foodwatch.de/material-windbeutel +++
"Die Wirtschaftspolitik der Regierung Kretschmann geht zu Lasten
von kleinen Kindern und Familien", erklärte Oliver Huizinga, Experte
für Kinderlebensmittel bei foodwatch. "Baden-Württemberg profitiert
davon, dass Alete Babyprodukte verkauft, die für Babys völlig
ungeeignet sind - genau die Art Produkte, von denen die
Landesregierung in Eltern-Broschüren sogar ausdrücklich abrät." In
einer E-Mail-Aktion unter www.foodwatch.de/alete-aktion haben bereits
rund 15.000 Menschen Winfried Kretschmann aufgefordert, Schluss zu
machen mit ungesunden Alete-Produkten unter Beteiligung des Landes
Baden-Württemberg.
Besonders die Alete "Mahlzeiten zum Trinken ab dem 10. Monat"
stehen in krassem Widerspruch zu kinderärztlichen Empfehlungen. Weil
Alete sie dennoch als babygerecht vermarktet, wählten die Verbraucher
sie im Herbst 2014 zur "dreistesten Werbelüge des Jahres". Der
damalige Alete-Eigentümer Nestlé erhielt dafür den "Goldenen
Windbeutel" - stellvertretend für die neuen Alete-Eigner reichte
foodwatch den Negativpreis an Baden-Württembergs Ministerpräsidenten
weiter. Herr Kretschmann war bei der seit langem angekündigten Aktion
nicht anwesend. Die Tore seines Staatsministeriums blieben für die
foodwatch-Aktivisten zu: Auch kein Mitarbeiter der Landesregierung
stand für das angefragte Gespräch zur Verfügung oder nahm den
Goldenen Windbeutel entgegen. Aus der Sprechanlage sagte eine Stimme
nur: "Hier haben Sie keinen Zutritt."
Bereits im Vorfeld der Aktion hatte die Landesregierung gegenüber
Medien erklärt, dass sie sich nicht für die Produktpolitik bei Alete
verantwortlich fühle. foodwatch kritisierte, dass sich die
Landesregierung aus der Verantwortung stehlen wolle. Richtig ist:
1. Das Land ist mittelbarer Teilhaber an Alete. Es profitiert vom
Erfolg des Unternehmens - der auch mit dem Verkauf von ungesunden
Babyprodukten zustande kommt.
2. Alete ist derjenige Babynahrungshersteller, dessen Produkte
nach Einschätzung von foodwatch am häufigsten im Widerspruch zu
Ernährungsempfehlungen für Säuglinge stehen: Von fünf Produkten, wie
Alete sie herstellt, rät die baden-württembergische Landesregierung
sogar selbst ausdrücklich ab (eine Übersicht siehe
http://tinyurl.com/kzn72pf).
3. Winfried Kretschmann hat foodwatch um den Jahreswechsel 2014/15
schriftlich mitteilen lassen, dass die Landesregierung die Kritik an
den Alete-Trinkmahlzeiten teile - und versprochen, über die
Aufsichtsräte des Alete-Eigners tätig zu werden "mit dem Ziel einer
verbraucherfreundlichen Lösung". Es ist also falsch, wenn die
Landesregierung als Reaktion auf den Goldenen Windbeutel nun
behauptet, sie habe keinerlei Einflussmöglichkeiten: Noch in ihrem
Schreiben an foodwatch hat sie sich zu dieser Verantwortung ganz
offensichtlich bekannt. (Die vollständige Korrespondenz entnehmen Sie
unserer Pressemappe: http://tinyurl.com/qz2bqde)
"Das Land ist als mittelbarer Teilhaber mitverantwortlich für
diese Produkte. Herr Kretschmann muss sich entscheiden: Entweder kann
er die Alete-Produktpolitik zum Guten beeinflussen, oder er muss sich
mit seinen Landesbanken aus der Beteiligung zurückziehen. Es ist
nicht zu rechtfertigen, dass sich Baden-Württemberg am Geschäft mit
ungesunder Babynahrung beteiligt." foodwatch forderte Alete erneut
auf, die Trinkmahlzeiten und andere im Widerspruch zu den
Ernährungsempfehlungen für Säuglinge stehende Babyprodukte vom Markt
zu nehmen. Vom Land Baden-Württemberg erwartet die
Verbraucherorganisation, dass es seinen Einfluss geltend mache - oder
seine mittelbare Beteiligung an Alete beende.
In der Online-Wahl der dreistesten Werbelüge des Jahres 2014 war
die Alete "Mahlzeit zum Trinken ab dem 10. Monat" mit großem
Vorsprung als "Gewinner" hervorgegangen - mehr als 72.000 von rund
158.000 Stimmen entfielen auf das Produkt. foodwatch verlieh dem
damaligen Eigentümer Nestlé im Oktober den Goldenen Windbeutel. Im
Zuge des Eigentümerwechsels erneuerte foodwatch seine Kritik
gegenüber der neuen Alete-Geschäftsführung, dem Mehrheitseigner (der
BWK GmbH Unternehmensbeteiligungsgesellschaft, an der L-Bank, LBBW
und eine LBBW-Tochter beteiligt sind), sowie gegenüber
Ministerpräsident Kretschmann. Bis heute jedoch sind die
Trinkmahlzeiten unverändert im Handel und werden weiterhin
fälschlicherweise wie babygerechte Produkte vermarktet. Kinderärzte
kritisieren seit langem, dass Trinkbreie Karies, Überfütterung und
ein ungesundes Essverhalten fördern können. Das
baden-württembergische Verbraucherschutzministerium schreibt in einer
Broschüre explizit über Mahlzeiten zum Trinken: "Diese flüssigen
Breie eignen sich auf Grund der Vielfalt der Geschmackszutaten und
des etwas höheren Energiegehalts weder für Säuglinge noch für das
ältere Kind. Milchzahnkaries, aber vor allem schlechtes Essverhalten
können die Folge sein." (Quelle: http://tinyurl.com/lmguunx, S. 11).
Auch zahlreiche ärztliche und ernährungswissenschaftliche
Fachgesellschaften raten ausdrücklich von Trinkbreien für gesunde
Säuglinge ab: die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
(DGKJ), der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), das Forschungsinstitut für
Kinderernährung (FKE), die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie
(SGP) und die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und
Jugendheilkunde (ÖGKJ).
LINK:
E-Mail-Aktion an Alete und Ministerpräsident Kretschmann:
www.foodwatch.de/alete-aktion
REDAKTIONELLER HINWEIS:
- Fotos von der Aktion und O-Töne Download:
www.foodwatch.de/material-windbeutel
- Pressemappe mit weiterführenden Informationen:
http://tinyurl.com/qz2bqde
Pressekontakt:
- Vor Ort in Stuttgart: Martin Rücker, Tel.: +49 (0) 1 74 / 3 75 16
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- Andreas Winkler, E-Mail: presse(at)foodwatch.de, Tel.: +49 (0)30 / 24
04 76 - 2 90