(ots) - Die Spirale nach oben bei Spielergehältern und
Ablösesummen im Fußball ist nicht aufzuhalten, darin waren sich die
Teilnehmer einer Diskussionsrunde in Königswinter einig. Verhältnisse
wie in England erwarten die Fachleute aber nicht und halten sie auch
für gefährlich. Die Sponsorenvereinigung S20 hatte eine hochkarätige
Runde zum Thema "Die Geldmaschine Profifußball - ein Goldesel für
Vereine und Spieler!" eingeladen.
Die Premier League hat einen neuen milliardenschweren TV-Vertrag
abgeschlossen, der in drei Jahren rund sieben Mrd. Euro auf die Clubs
der Liga ausschüttet (im Vergleich: In Deutschland wird die
Bundesliga für die Saison 2016/2017 rund 835 Mio. Euro erzielen).
Mehr Geld also für die Vereine - und die Spieler, wie Moderator
Jochen Breyer bilanzierte. Vereine, Verbände und Fans erwarten, dass
auch in Deutschland die Gehälter der Spitzenspieler weiter steigen
werden - weil mehr Geld zu verteilen ist und der Wettbewerb sich
hochschaukelt. "Es wird finanziell weiter nach oben gehen, neue
Märkte im Ausland werden erschlossen und damit werden auch die Rechte
teurer", erwartet DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. "Gerade die
Globalisierung trägt zu weiterer lukrativer Vermarktung bei, ein
Wandel, den andere Länder schon hinter sich haben", ergänzte Sport
Bild-Chefredakteur Alfred Draxler. Er wandte sich auch direkt an die
Sportsponsoren, denn solange die bereit seien, immer mehr Geld zu
bezahlen, sei die Entwicklung nicht aufzuhalten. Hinzu komme das Pay
TV, das im Kampf um die Rechte die Preise hochtreibe.
Verhältnisse wie in England erwarten die Diskutanten dennoch
nicht, weder bei den Preisen für TV-Rechte noch bei den Gehältern und
dem Ausverkauf an Investoren. "Es wird keine Revolution bei der
nächsten Rechteperiode geben", glaubt Draxler. Sorgen machen sich
viele vor allem um die Fans. Tony Woodcock, früherer englischer
National- und FC Köln-Spieler, sieht die Entwicklung in seiner Heimat
kritisch: "Es ist so teuer, ins Stadion zu gehen, dass sich Familien
das nicht mehr leisten können. Und den jungen Spielern und ihren
Beratern geht es nur noch ums Geld, sie träumen vom großen Geld,
nicht vom Siegtor in Wembley." Genau da setzt auch Thomas "Tower"
Weinmann an, Fanbeauftragter von Borussia Mönchengladbach. "Der
Fußball ist ein Volkssport und entwickelt sich weg vom Volk." Die
steigende Geldspirale sei gefährlich. Es müssten zum Beispiel
bezahlbare Stehplätze erhalten bleiben, "sonst sperren wir die Leute
aus". Der Fan im Stadion sei der Kern der Sportart, ihrer Atmosphäre
und Attraktivität, ergänzte Prof. Klaus Zimmermann, Direktor des
Instituts zur Zukunft der Arbeit. Er wundert sich, dass es im Sport
keine Neiddebatte gibt. "Wenn Managergehälter zu hoch werden,
schreien die Menschen auf, im Fußball nicht." Im Gegenteil, so
Sandrock: Die Zuneigung zu Spielern und Trainern wachse.
Dabei machten die hohen Gehälter und Summen, die mittlerweile eine
Rolle spielen, den Wettbewerb kaputt, sagte Klaus Zimmermann. Wenige
Vereine bestimmen die Ligen über Jahre hinweg. In den USA gebe es
etwa im Football Vorgaben für die Gesamtsummen an Gehältern, die ein
Verein zahlen dürfte, "und wir müssten auch feste Kontingente für den
Einsatz von Topspielern einführen", meinte er. Helmut Sandrock hofft,
dass sich der Wettbewerb in Deutschland reguliert, rechnet aber auch
nur mit vier bis fünf Vereinen, die oben mitspielen können. "Vereine,
die nicht so viel Geld haben, müssen ihre jungen Spieler besser
machen, also auf Ausbildung setzen", so Woodcock, heute ein gefragter
Redner.
Wenn es um sportliche Erfolge geht, kann England allerdings nicht
mithalten, und auch das hat nach Ansicht der Diskutanten mit dem
vielen Geld zu tun. Denn in England spielen in der Premier League 70%
ausländische Spieler, die jungen Nachwuchskräfte bleiben auf der
Strecke. "Der deutsche Weg mit den Ausbildungszentren und der
Nachwuchsförderung ist sehr gut", waren sich alle einig.
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