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Heute beginnt in Potsdam das zweite Netzforum 2015 des Verbandes
kommunaler Unternehmen (VKU), bei dem es um die zentrale Rolle der
Verteilnetze beim erfolgreichen Umbau des Energiesystems gehen wird.
VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck: "Die Verteilnetzbetreiber
stehen aktuell vor besonderen Herausforderungen, die für das Gelingen
der Energiewende von höchster Relevanz sind." Durch den stetigen
Zubau bei den erneuerbaren Energien, die im Wesentlichen an die
Verteilnetze angeschlossen werden, müsse auch die Netzinfrastruktur
an die zunehmend volatilen Erzeugung grundlegend angepasst und
umgestaltet werden. Zudem sollen die Netze in Zukunft smarter und
interdependenter werden. Außerdem stünden viele Netzbetreiber vor
Ausweitungen der Ersatzinvestitionen aufgrund der bestehenden
Altersstruktur. Die anstehenden Weichenstellungen sind für die
zukünftige Entwicklung der deutschen Energiewirtschaft und für das
Gelingen der Energiewende von entscheidender Bedeutung.
An eineinhalb Tagen diskutieren in Potsdam Entscheider aus
Stadtwerken mit den Verantwortlichen aus dem
Bundeswirtschaftsministerium, der Bundesnetzagentur und auch dem
Deutschen Bundestag geeignete Lösungsstrategien, um diesen
Herausforderungen angemessen und zielgerichtet begegnen zu können.
Der VKU kritisiert, dass derzeit an zu vielen Stellen an
Einzellösungen im kleinen Detail gearbeitet wird und dabei zunehmend
der Blick auf das Gesamtsystem "Energiewirtschaft" verloren geht. Im
Mittelpunkt der Tagung soll deshalb die Frage stehen, wie man in den
unterschiedlichen Bereichen etwa des Smart Meter Roll Outs, in
Kooperationen oder Marktraumumstellungen sowie auf den verschiedenen
legislativen Ebenen der europäischen und nationalen Energiepolitik
wieder zu einer systemischen Betrachtungen der "Aufgabe" Energiewende
kommen kann.
Vor dem Hintergrund, dass die Bundesregierung den Aus- und Umbau
der Verteilernetze in ihrem Koalitionsvertrag zum Rückgrat der
Energiewende erklärt hatte, haben die Stadtwerke große Erwartungen an
die Vorschläge des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
(BMWi) zur Anpassung des Regulierungsrahmens geknüpft. Das BMWi hat
dazu am 16. März 2015 das Eckpunktepapier (EP) "Moderner
Regulierungsrahmen für moderne Verteilernetze" veröffentlicht. "Die
vom BMWi formulierten Vorschläge sind mehr als enttäuschend. Der
notwendige strukturelle Umbau der Verteilnetze durch eine stärkere
Verknüpfung der klassischen Versorgungsinfrastruktur mit
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zu intelligenten Netzen
bliebe - sollten die Vorschläge so umgesetzt werden - weitestgehend
auf der Strecke. Auch sind die Vorschläge zur Beseitigung des seit
Jahren bestehenden Zeitverzuges von Investitionen nicht geeignet, um
die Situation nachhaltig zu verbessern", so Reck. "Nicht akzeptabel
ist darüber hinaus, dass durch die Verschärfungen für kleinere
Verteilnetzbetreiber der offensichtliche Versuch unternommen wird,
durch Regulierungspolitik auch Strukturpolitik zu Lasten von
kommunalen Unternehmen zu machen", betont Reck.
Reck: "Um die erneuerbaren Energien volkswirtschaftlich zu den
geringsten Kosten in die Verteilnetze einspeisen zu können, ist ein
zügiger und intelligenter Umbau dieser Netze mit moderner Regel-,
Steuer- und Kommunikationstechnik dringend notwendig. Wenn nicht bald
investitionsfördernde Entscheidungen getroffen werden, geht das zu
Lasten der Versorgungssicherheit. Denn der Zustand der Netze
verschlechtert sich zusehends und notwendige Investitionen in
innovative Technik unterbleiben!"
Aus Sicht des VKU, Spitzenverband der kommunalen Wirtschaft in
Deutschland, treibt das BMWi durch diesen verordneten Attentismus die
volkswirtschaftlichen Kosten der Energiewende unnötig und fahrlässig
nach oben: Sogar die hauseigene Verteilernetzstudie aus dem Jahr 2014
kommt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass die Erneuerbaren Energien nur
dann zu den volkswirtschaftlich geringsten Kosten in die Verteilnetze
integriert werden können, wenn ein zügiger und intelligenter Umbau
dieser Netze kurzfristig, das heißt, innerhalb der nächsten 10 Jahre,
erfolgt.
Der VKU mahnt baldige gesetzliche Änderungen an, die insbesondere
das zentrale Problem des Zeitverzugs beheben, um die
Rahmenbedingungen für die Verteilernetzbetreiber in Deutschland zu
verbessern. Aus dem Kreis der Landesregulierer liegt hierfür seit
Langem unter dem Titel "Investitionskostendifferenz" ein
pragmatischer Vorschlag vor, den der VKU nachdrücklich unterstützt.
Das Programm der Tagung finden Sie unter:
http://vku-akademie.de/Veranstaltungen/event.php?vnr=d3-10c
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt über 1.400
kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie,
Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit über
245.000 Beschäftigten wurden 2012 Umsatzerlöse von mehr als 110
Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 8,6 Milliarden Euro
investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen haben im Endkundensegment
einen Marktanteil von 46 Prozent in der Strom-, 59 Prozent in der
Erdgas-, 80 Prozent in der Trinkwasser-, 65 Prozent in der
Wärmeversorgung und 26 Prozent in der Abwasserentsorgung. Sie
entsorgen zudem jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen
entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 65 Prozent die höchste
Recyclingquote unter den Mitgliedstaaten der Europäischen Union
erreicht. Aktuell engagieren sich rund 140 kommunale Unternehmen im
Breitbandausbau. Bis 2018 planen sie Investitionen von rund 1,7
Milliarden Euro - damit können dann rund 6,3 Millionen Kunden die
Breitbandinfrastruktur kommunaler Unternehmen nutzen.
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