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Fußball-WM in Katar - FIFA-Sprecher räumt live bei stern TV ein: Die Arbeitsbedingungen sind inakzeptabel

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(ots) - "Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, dass diese
Arbeitsbedingungen inakzeptabel sind", räumte Alexander Koch,
Corporate Communications Manager der FIFA live bei stern TV ein. Eine
Mitschuld der FIFA er jedoch vehement ab. Die Arbeitsbedingungen
seien auf das Kafala-System, das völlig unabhängig von
Sportveranstaltungen nicht nur in Katar, sondern auch in Ländern wie
Bahrain, Oman, Saudi Arabien, Irak und Kuweit gängig sei,
zurückzuführen. Diese Tatsache nähme die Welt seit mindestens 20
Jahren billigend in Kauf. Die Fußball WM habe bezüglich der
schlechten Arbeitsbedingungen jedoch schon viel bewirkt.

Der langjährige Arbeitsminister Norbert Blüm zeigte sich entsetzt
über die Aussagen des FIFA-Sprechers: "Ich kann diese Abwiegeln,
dieses Verharmlosen nicht mehr ertragen. Die WM sollte endgültig aus
Katar abgezogen werden." Live bei stern TV appellierte Blüm an die
deutschen Fußballfans: "Wenn der Fußball wirklich das Spiel bleiben
soll, das wir alle lieben, dann lasst euch von den Geschäftemachern
wie Fifa nicht das Spiel verderben. Dieser Blatter ist ein großer
Geschäftemacher. Der hat mit Fußball so viel zu tun wie ich mit der
Weltraumfahrt."

Laut Fifa-Sprecher Alexander Koch sei ein Abzug der WM aus Katar
jedoch falsch: "Wer sich die Situation der Arbeitnehmer in Katar zu
Herzen nimmt und ernsthaft behauptet, ein Boykott oder der Wegzug der
WM aus Katar würde die Situation verbessern, der ist meiner Ansicht
nach naiv."

Auch Dietmar Schäfers, stellvertretender Bundesvorsitzender der IG
BAU und Vize-Präsident der internationalen Baugewerkschaften, kennt
die Arbeits- und Lebensbedingungen der Gastarbeiter im WM-Land Katar
gut. Zweimal reiste er in den vergangenen Jahren in das Emirat,
besuchte Baustellen und Arbeiterunterkünfte. "Ich habe die Bilder




dieser menschenunwürdigen Unterkünfte vor Augen, das sind
Unterkünfte, die ich gesehen habe, da würde ich meinen Hund nicht
schlafen lassen", erklärte er im stern TV-Interview. Die dort
herrschenden Zustände seien ein Skandal. Seit Jahren spricht sich der
Gewerkschafter bereits gegen die WM in Katar aus.

Zur Rolle der FIFA sagte er: "Die FIFA hat bei der Vergabe einen
großen Fehler gemacht. Sie hätten vertraglich regeln müssen, dass die
Bauarbeiter nur unter guten Arbeits- und Lebensbedingungen in Katar
arbeiten dürfen. Sie ist hauptverantwortlich für die Missstände. Die
fahren wirtschaftlich Riesengewinne ein und das auf Kosten der
einfachen Arbeiter. Die FIFA ist für die Toten auf den Baustellen
zwar nicht direkt verantwortlich, aber sie nimmt sie billigend in
Kauf." Über die menschenunwürdigen Zustände sprach er 2014 auch mit
FIFA-Präsident Blatter. Nette Worte seinen ausgetauscht worden,
geschehen sei seither jedoch nichts, so Schäfers.

Ende April war Norbert Blüm, begleitet von stern TV, nach Katar
gereist, um sich selbst ein Bild von den Arbeits-und
Lebensbedingungen der dortigen 1,5 Millionen Gastarbeiter zu machen.
Bereits während seines Aufenthalts sagte er: "Ich wünsche, dass der
Herr Blatter hier mal 14 Tage lebt. Dann vergibt er vielleicht nicht
mehr Weltmeisterschaften in Länder, in denen solche Zustände sind".

Seit der Vergabe der WM im Dezember 2010 sorgen besonders die
Arbeits- und Lebensbedingungen der rund 1,5 Millionen Gastarbeiter im
Emirat Katar für Schlagzeilen. Laut Schätzungen des Internationalen
Gewerkschaftsbundes werden bis zum Beginn der WM 2022 über 4.000
Gastarbeiter sterben.



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Datum: 21.05.2015 - 02:20 Uhr
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