(ots) -
In der strittigen Frage der Veröffentlichung der NSA-Spähliste,
auf deren Basis der BND Informationen auch über deutsche Firmen und
Personen an die NSA geliefert haben soll, spricht sich eine Mehrheit
von 61 Prozent dafür aus, diese Liste dem Bundestag zugänglich zu
machen, 31 Prozent sind dagegen (Rest zu 100 Prozent hier und im
Folgenden jeweils "weiß nicht"). Im Detail sind die Anhänger der SPD
(67 Prozent), der Grünen (79 Prozent) und der Linken (82 Prozent)
mehrheitlich für eine Offenlegung der Liste, aber auch von den
Anhängern der CDU/CSU fordern dies 46 Prozent und von den Anhängern
der FDP 49 Prozent. Gespalten sind die Deutschen hinsichtlich der
Konsequenzen, die eine solche Veröffentlichung auch gegen den Willen
der USA mit sich bringen könnte: 46 Prozent rechnen damit, dass
US-Geheimdienste Deutschland dann wichtige Informationen vorenthalten
werden, 44 Prozent glauben das nicht.
Das Tarifeinheitsgesetz, das heute im Bundestag beschlossen werden
soll, stößt auf mehr Zustimmung als Ablehnung. 48 Prozent sind dafür
und 39 Prozent dagegen, dass nur die Gewerkschaft, die die meisten
Mitglieder einer Berufsgruppe vertritt, über Tarifabschlüsse
verhandeln soll, wenn sich konkurrierende Gewerkschaften in einem
Unternehmen nicht einigen können. Im Gegensatz zu den Anhängern der
Regierungsparteien fordern die Anhänger der Linken (58 Prozent) und
der Grünen (54 Prozent) mehrheitlich, dass wie bisher alle
Gewerkschaften eigene Tarifverträge abschließen dürfen.
Für den mittlerweile beendeten Streik der Lokführer in dieser
Woche haben 31 Prozent Verständnis, 67 Prozent haben das nicht. Dass
bisher keine Einigung im Tarifkonflikt zwischen GDL und Deutscher
Bahn erzielt wurde, liegt für 28 Prozent an der GDL, 14 Prozent
machen hierfür die Deutsche Bahn verantwortlich und 51 Prozent geben
beiden gleichermaßen die Schuld daran.
TOP TEN: Thomas de Maizière mit deutlichen Einbußen
Die beste Bewertung der nach Ansicht der Befragten wichtigsten
zehn Politiker und Politikerinnen erhält weiterhin Bundeskanzlerin
Angela Merkel. Sie erreicht auf der Skala von +5 bis -5 einen im
Vergleich zu April unveränderten Durchschnittswert von 2,3. Es folgen
Frank-Walter Steinmeier mit 2,1 (April: 2,0), Wolfgang Schäuble mit
1,7 (April: 1,7) und Hannelore Kraft ebenfalls mit 1,7 (April: 1,6).
Auf Platz fünf liegt Sigmar Gabriel mit 1,1 (April: 1,0), dahinter
Manuela Schwesig mit 1,0 (April: 1,0) und Ursula von der Leyen mit
0,7 (April: 0,6). Gregor Gysi wird mit 0,3 (April: 0,3) eingestuft.
Auch Thomas de Maizière erhält nun 0,3, womit er gegenüber April
(1,0) stark an Ansehen verliert und von Rang fünf auf Rang neun
zurückfällt. Schlusslicht bleibt Horst Seehofer, der mit minus 0,1
(April: 0,1) in den Negativbereich abrutscht.
Projektion: FDP legt zu - AfD verliert
Nach ihrem Parteitag kann die FDP in der Politbarometer-Projektion
zulegen, während die AfD in einer Woche mit viel innerparteilichem
Streit verliert. Aber auch an anderer Stelle gibt es Bewegung: Wenn
am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU
auf 40 Prozent (minus 1) und die SPD erreichte 26 Prozent
(unverändert). Die Linke bliebe bei 9 Prozent und die Grünen
erzielten 11 Prozent (plus 1). Die FDP verbesserte sich auf 4 Prozent
(plus 1) und die AfD läge noch bei 5 Prozent (minus 1). Die anderen
Parteien zusammen kämen unverändert auf 5 Prozent. Damit gäbe es
neben einer Großen Koalition auch eine Mehrheit für CDU/CSU und
Grüne, ganz knapp reichen könnte es auch für ein Bündnis aus SPD,
Linke und Grünen.
Drei Viertel zweifeln an langfristigem Erfolg der AfD
Ãœberwog schon bisher in der Frage einer Etablierung der AfD im
Parteiensystem die Skepsis, so ist der Anteil der Zweifler jetzt noch
einmal deutlich angestiegen: 76 Prozent (Februar: 64 Prozent) sind
der Meinung, dass die AfD langfristig nicht erfolgreich sein wird,
nur 12 Prozent gehen von einem dauerhaften Erfolg aus (Februar: 22
Prozent). Zudem stufen noch einmal mehr Befragte die Partei als
"rechts" ein (53 Prozent), als dies Anfang des Jahres (Januar: 49
Prozent) der Fall war. 20 Prozent (Januar: 20 Prozent) ordnen die AfD
politisch "in der Mitte" ein und 11 Prozent (Januar: 14 Prozent)
bezeichnen sie als "links".
EU-Flüchtlingspolitik: für Quotenregelung und militärisches
Vorgehen gegen Schlepper
Der innerhalb der Europäischen Union umstrittene Plan einer
gleichmäßigeren Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen
Mitgliedsländer nach bestimmten Quoten stößt bei den Deutschen auf
sehr große Zustimmung. So unterstützen 85 Prozent eine solche
Regelung, nur 11 Prozent lehnen sie ab. Mit 55 Prozent befürworten
zudem die meisten das Vorhaben der EU, die Schleuserbanden im
Mittelmeerraum auch militärisch zu bekämpfen. 38 Prozent sprechen
sich dagegen aus, darunter mehrheitlich nur die Anhänger der Linken
(61 Prozent).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 19. bis 21. Mai 2015 bei 1 230 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich
beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei
Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei
Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 40 Prozent,
SPD: 30 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 12 Prozent, FDP: 5 Prozent,
AfD: 3 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag,
12. Juni 2015. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage finden
Sie auch auf www.forschungsgruppe.de
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Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon:
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