(ots) - Nach der jüngsten Polizeilichen Kriminalstatistik
des Bundeskriminalamtes (BKA) ist auch im vergangenen Jahr die Zahl
der Gewalttaten gegen Kinder weiter gestiegen. Jeden Tag wurden
demnach in Deutschland zwölf Kinder körperlich misshandelt. Der
Anstieg sei umso schwerwiegender, wenn dabei die sinkende Zahl der
Kinder in Deutschland berücksichtigt werde, stellt jetzt der Berliner
Rechtsmediziner Michael Tsokos im Interview mit dem ZDF-Magazin
"Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 26. Mai 2015, 21.00 Uhr) fest. Der
Leiter der Rechtsmedizin in der Berliner Charité rechnet vor, dass
der Anteil der von Gewalttaten betroffenen Kinder zwischen 1995 und
2010 um 153 Prozent gestiegen ist. Tsokos sieht darin einen weiteren
Beleg für die Mängel im deutschen Kinderschutzsystem: "Es werden
jedes Jahr über sechs Milliarden Euro fast kritiklos in ein System
gepumpt, von dem gar nicht klar ist, was hier überhaupt effektiv
ist."
Auch die Sozialwissenschaftlerin Kathinka Beckmann von der
Hochschule Koblenz fordert in "Frontal 21" eine bessere Kontrolle in
der Jugendhilfe. Ihre Kritik: Es fehle der bundespolitische Wille zu
einem wirksamen Kinderschutz. Zwar trügen die Kommunen die
finanzielle Hauptlast und gäben die Milliarden aus, das aber völlig
unkontrolliert und oft unwirksam. "Alle Kinderschutzfälle, die dann
auch breit diskutiert werden, wo Fehleranalysen gemacht werden,
zeigen immer, dass häufig sehr viele verschiedene Akteure beteiligt
waren und das Kind selbst aus dem Blick gerät", so Beckmann.
Ein solches Versagen belegt der Fall des dreijährigen Alessio, der
im Januar dieses Jahres auf einem Bauernhof im Hochschwarzwald
mutmaßlich von seinem Stiefvater zu Tode geprügelt wurde. Der Junge
befand sich in Obhut des Jugendamtes. "Frontal 21" zeigt am Beispiel
des getöteten Kleinkindes Alessio, wie selbst unter Aufsicht der
Behörden solange weggeschaut werden konnte, bis es zu spät war.
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