(ots) - "Die täglichen Dramen im Mittelmeer mit hilflos
ertrinkenden Flüchtlingen sind ein Ausdruck von handlungsunfähigen
politischen Entscheidungsebenen in Europa," so Thomas Dörflinger,
Bundesvorsitzender des Kolpingwerkes Deutschland. "Viele
zivilgesellschaftliche Organisationen wie das Kolpingwerk Deutschland
mit seinen Kolpingsfamilien vor Ort nehmen sich der Flüchtlinge
engagiert an und helfen ihnen unkompliziert, ohne erst auf
gesetzliche Regelungen zu warten. Sie helfen, weil Not erkannt wird
und fragen nicht erst nach Zuständigkeiten", betont Thomas
Dörflinger. Diese tatkräftige und konkrete Hilfe sei eine
Aufforderung an die politischen Entscheidungsebenen in Europa, es den
zivilgesellschaftlichen Organisationen endlich gleichzutun und für
eine politische Lösung der Flüchtlingsdramen zu sorgen. "Bisher
stellt sich Europa jedoch im Fall der Flüchtlingsleiden eher als ein
Zusammenschluss von teilweise egoistischen Nationalstaaten denn als
Wertegemeinschaft dar."
Das Geschachere um Zuständigkeiten und die Weigerung, das Problem
politisch anzugehen, werde als klägliches Versagen und Verrat an der
europäischen Idee bewertet. Die Verweigerung der europäischen
Entscheidungsebenen oder deren Unfähigkeit, gemeinsame politische
Lösungen und Hilfen zur Behebung dieser menschlichen Katastrophen zu
finden, lasse viele Bürgerinnen und Bürger verzweifeln. Die üblichen
Vorurteile gegenüber einem europäischen "Bürokratieklotz" würden
dadurch nur bestätigt.
"Die noch nicht behobene Euro-Krise und die Tatsache, dass sich
derzeit keine Mehrheiten für eine gemeinsame europäische Außenpolitik
abzeichnen, zeigen ferner, dass eher das Trennende und die
Unterschiede zwischen den Nationalstaaten betont werden", so der
Kolping-Bundesvorsitzende. "Die Zukunft kann und wird jedoch nur in
einer verstärkten Zusammenarbeit liegen", betont er. Europa müsse
wieder stärker das Verbindende herausstellen. Die unterschiedlichen
nationalen Interessen müssten sich dem gemeinsamen Anliegen - unter
Beachtung des Subsidiaritätsprinzips - unterordnen. "Als eine
Voraussetzung dafür wird in der Stärkung der Rechte des Europäischen
Parlaments gesehen. Zudem braucht Europa eine gemeinsame europäische
- durch das EU-Parlament gewählte - Regierung", betont Thomas
Dörflinger.
Wenn zivilgesellschaftliche Organisationen die europäische Idee
eher umsetzen als die politischen Entscheidungsträger, dann werde
erschreckend deutlich, dass die europäische Idee lediglich für
Sonntagsreden geeignet sei. Soweit jedoch dürfe es nicht kommen. "Am
Flüchtlingsdrama wird sich beweisen, so Thomas Dörflinger, "ob Europa
tatsächlich die beschworene Wertegemeinschaft ist". Das Kolpingwerk
Deutschland ruft für den 20. Juni, den Weltflüchtlingstag, zum
gemeinsamen Gebet auf. Liturgische Anregungen dazu werden auf der
Homepage des Kolpingwerkes Deutschland veröffentlicht.
Pressekontakt:
Kolpingwerk Deutschland
Martin Grünewald
Pressesprecher
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