(ots) -
Beim drohenden Ãœbernahmekampf um die angeschlagene deutsche
Warenhauskette Kaufhof besteht die Gefahr einer "Wiederholung der
Walmart-Katastrophe", sollte die Warenhauskette in ausländischen
Besitz geraten. Davor warnte ein führender Einzelhandelsexperte.
Professor Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bezog
sich dabei auf den fehlgeschlagenen Versuch von Walmart, sich im
deutschen Einzelhandel zu etablieren. Der US-Gigant kaufte sich 1997
auf dem deutschen Markt ein, es gelang ihm jedoch nicht, sein
Know-how an die neu erworbene Tochtergesellschaft weiterzugeben. Der
neun Jahre andauernde Versuch, die Geschäfte in Deutschland neu zu
strukturieren, führte Schätzungen zufolge zu Verlusten in Höhe von
2,9 Milliarden Euro und zwang Walmart, sich aus diesem Markt
zurückzuziehen.
"Angesichts des Niedergangs des Warenhausmodells ist Kaufhof eine
Hochrisikoinvestition für jeden Interessenten", sagte Professor Roeb
am Donnerstag.
"Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass es für ausländische
Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatten,
die deutschen Verbraucher und die Einzelheiten des deutschen Marktes
zu verstehen, besonders schwierig ist", fügte er hinzu und verwies
neben Walmart auf den Misserfolg des britischen Unternehmens Marks
and Spencer, das 2001 seine letzte Niederlassung in Deutschland
schliessen musste. Zuvor hatte es fünf Jahre lang versucht, in
Deutschland ein überlebensfähiges Geschäft aufzubauen.
Der Kampf um Kaufhof wird vermutlich zwischen dem österreichischen
Immobilien- und Einzelhandelsunternehmen Signa, dem Eigentümer der
konkurrierenden deutschen Warenhauskette Karstadt, der 2,9 Milliarden
Euro (3,2 Milliarden US-Dollar) geboten hat, und dem kanadischen
Unternehmen Hudson's Bay entschieden, das vermutlich in Kürze ein
Gegenangebot machen wird. Signa möchte die beiden Ketten in einer
deutschen Warenhausgruppe mit dem Namen Deutsche Warenhaus AG
zusammenfassen.
Professor Roeb, der seit 20 Jahren als Professor und Berater im
und für den deutschen Einzelhandel arbeitet, sagte, auch wenn es
Signa sicher schwerfallen dürfte, Kaufhof zu retten, wiesen
vergangene Erfahrungen darauf hin, dass Hudson's Bay eine noch
schwierigere Prüfung bevorstehen könnte.
"Der Einzelhandel ist weltweit schwierig, aber in Deutschland üben
Spezialisten mit aggressiver Preisgestaltung seit den 1970er Jahren
extremen Druck auf die Generalisten aus", sagte er.
"Sie können nicht einfach in einen ausländischen Markt wie diesen
eintreten und erwarten, dort Erfolg zu haben, und ich denke, unter
der Leitung von Hudson's Bay läuft Kaufhof Gefahr, zu Walmart 2.0 zu
werden."
In den letzten zehn Jahren hatten die Warenhäuser in Deutschland
sehr unter kleineren Fachhändlern, vor allem für Bekleidung, zu
leiden. Modefachgeschäfte wie H&M aus Schweden oder, in jüngster
Zeit, Primark aus Irland, konnten auf ihre Kosten profitieren.
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