(ots) - Eine klare Herkunftskennzeichnung auf
Lebensmitteln, wie sie viele Verbraucher wünschen, könnte durch das
geplante transatlantische Freihandelsabkommen TTIP unmöglich werden.
Das hat die Verbraucherorganisation foodwatch heute mit Verweis auf
einen Bericht der EU-Kommission kritisiert. In einer aktuellen
Stellungnahme an das Europaparlament und den Rat lehnt die Kommission
bei vielen Produkten verbindliche Angaben zur Herkunft mit der
Begründung ab, dies "hätte Auswirkungen auf die internationale
Lebensmittellieferkette und würde sich störend auf Handelsabkommen
mit Drittländern auswirken".
"Neun von zehn Verbrauchern wünschen sich eine klare
Herkunftskennzeichnung auf der Packung - aber durch TTIP könnte mehr
Transparenz über den Ursprung unserer Lebensmittel unmöglich werden.
Das gibt die EU-Kommission unumwunden zu - und ignoriert damit die
Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher", erklärte Thilo
Bode, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch. "Das
Beispiel Herkunftskennzeichnung zeigt einmal mehr: Die Gefahr bei
TTIP ist weniger, dass Standards gesenkt werden, sondern dass
bestehende Regelungen in Zukunft nur noch sehr schwierig zu
verbessern sind! Das mantra-artig wiederholte Versprechen, durch TTIP
würden keine Standards abgesenkt, ist nur eine Beruhigungspille um
Kritiker zu besänftigen."
Der Bericht der Europäischen Kommission geht auf eine
EU-Verordnung zur Kennzeichnung von Lebensmitteln zurück. Darin wurde
unter anderem festgelegt, dass eine klarere Herkunftsangabe geprüft
werden sollte. In ihrem nun vorgelegten Prüfbericht über
unverarbeitete Produkte wie Reis oder Mehl sowie Lebensmittel, die
aus einer oder wenigen Zutaten bestehen (etwa Obstsäfte, Brot oder
Tomatensoße) empfiehlt die Kommission lediglich eine rein freiwillige
Lösung - auch mit Hinblick auf mögliche Auswirkungen einer
Pflichtkennzeichnung auf internationale Handelsabkommen wie das
geplante TTIP-Abkommen zwischen EU und USA.
"In vorauseilendem Gehorsam scheint bei EU-Vorhaben offenbar schon
jetzt nur noch die Frage zu zählen: Schadet das dem internationalen
Handel? Es muss endlich Schluss damit sein, Verbraucherschutz,
Umweltauflagen oder Arbeitnehmerrechte als störendes 'Handelshemnis'
zu verunglimpfen", so Thilo Bode.
foodwatch sprach sich erneut für eine gesetzliche
Herkunftskennzeichnung aus: Lebensmittelhersteller müssten
verpflichtet werden, die Herkunftsländer der Hauptzutaten ihrer
Produkte auf der Packung anzugeben. In einer repräsentativen
Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid 2014 im
Auftrag von foodwatch durchgeführt hatte, hielten rund 9 von 10
Bundesbürgern eine solche Angabe auf der Packung für wichtig - eine
solche Kennzeichnung fehlt allerdings bislang auf den meisten
Lebensmitteln, da sie nicht verpflichtend vorgeschrieben ist.
REDAKTIONELLER HINWEIS:
Stellungnahme der EU-Kommission (Empfehlungen siehe Seite 14):
http://tinyurl.com/pceopwq
Pressekontakt:
foodwatch e.V.
Andreas Winkler
E-Mail: presse(at)foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90