(ots) - "Ich bin der Auffassung, Sepp Blatter könnte sich
unglaubliche Verdienste erwerben und plötzlich in einem ganz anderen
Licht dastehen, wenn er selbst sagt: Ich werde Zeuge. Ich gehe zum
FBI. Ich werde alles sagen", erklärte Guido Tognoni, ehemaliger
FIFA-Mediendirektor und Blatter-Berater live bei stern TV. "Wenn Sepp
Blatter das machen würde, dann würde er wahrscheinlich dem Fußball
einen letzten ganz, ganz großen Dienst erweisen." Mit seiner
Position, er habe von allem nichts gewusst, habe sich Blatter
letztlich völlig unglaubwürdig gemacht. Sepp Blatter sei zu bedauern,
so Tognoni. "Dieser schnelle Fall eines der bekanntesten Männer der
Welt. Das muss ihn sehr, sehr schmerzen. Ich denke Sepp Blatter hat
sich seinen Burnout redlich verdient. Aber ich hoffe immer noch, dass
er dazu beiträgt, den Saustall auszumisten und einen totalen
Neuanfang zu ermöglichen."
Zur Rolle Franz Beckenbauers und des DFBs im aktuellen
Korruptionsskandal sagte Tognoni: "Es ist ganz klar, dass die
amerikanische Justiz eine riesen Freude hätte, wenn sie auch einen
Franz Beckenbauer, der bis in den Wilden Westen der USA bekannt ist,
wenn sie einen solchen Mann erlegen könnten. Aber ich glaube Herr
Niersbach hat zusammen mit Beckenbauer in dieser Geschichte überhaupt
nichts zu tun."
Harald Stenger, Sportjournalist und ehemaliger DFB-Mediendirektor
hält Blatters Rücktritt für ein indirektes Schuldeingeständnis.
"Endlich hat er begriffen, dass er die politische Verantwortung für
das übernehmen muss, was unter all seiner Regie gelaufen ist", sagte
er live bei stern TV. Auch die WM 2022 in Katar könne nochmal auf der
Kippe stehen. Es gebe Anzeichen, dass es bei der Vergabe der WM an
Katar nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Ob die Vorwürfe
Bestand hätten, müsse nun seriös geprüft werden. Sieben Jahre bis zur
Austragung böten noch ausreichend Spielraum dafür.
Nur vier Tage nach seiner Wiederwahl zum FIFA-Präsidenten trat
Joseph Blatter am Dienstagabend überraschend zurück. Bereits in der
vergangenen Woche hatten Festnahmen und Korruptionsvorwürfe gegen die
FIFA weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Von Straftaten innerhalb der
FIFA will Blatter nichts gewusst haben. In US-Medienberichten heißt
es jedoch, das FBI ermittle im Korruptionsskandal nun auch gegen den
79-Jährigen.
Mehrfach hat stern TV in den letzten Wochen über die umstrittene
WM-Vergabe nach Katar und zuletzt auch über die aktuellen
Korruptionsvorwürfe berichtet. Der ehemalige Arbeitsminister Norbert
Blüm, der Ende April mit stern TV nach Katar gereist war, um die
schlechten Arbeits-und Lebensbedingungen der dortigen Gastarbeiter zu
dokumentieren, begrüßt den Rücktritt von FIFA-Chef Blatter. Der
Rücktritt sei nur eine Frage der Zeit gewesen, so Blüm im stern
TV-Interview. "Wenn Blatter sagt, er hätte nichts gewusst, ist er
dumm. Wenn er es gewusst hat, ist er korrupt. Weder Dummheit noch
Korruptheit sind Voraussetzungen um Präsident zu sein." Den Rücktritt
Blatters sieht Norbert Blüm als große Chance für den Weltfußball
"sich darauf zu besinnen, dass es ein Spiel und kein Geschäft ist."
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