(ots) - Unternehmer Klaus-Michael Kühne (78, Kühne +
Nagel-Anteil: 53,3 Prozent) findet keine Mehrheit für seinen Vorstoß,
mit Deutschlands größter Linienreederei Hapag-Lloyd den Rivalen NOL
aus Singapur zu übernehmen. Zwischen sechs und 6,5 Milliarden Dollar
würde der Kauf kosten. Dies berichtet das Hamburger
Wirtschaftsmagazin BILANZ in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe.
Kühne, der 20,8 Prozent der Reederei hält, steht im
Eigentümerkreis allein. Die weiteren Gesellschafter von Hapag-Lloyd
(Umsatz: 6,8 Mrd. Euro; Betriebsverlust: 112,1 Mio. Euro) ziehen
nicht mit: Weder die Alteigentümer der chilenischen Reederei CSAV,
mit dessen Containersparte sich Hapag-Lloyd zusammengeschlossen hat
und die 34 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen halten, wollen Geld
für NOL investieren noch die Hansestadt Hamburg (23,2 Prozent). Der
Reisekonzern TUI (13,9 Prozent) wiederum sucht den Ausstieg.
Statt einer Ãœbernahme von NOL strebt die Hapag-Lloyd-Mehrheit
angesichts des guten Aktienklimas einen raschen Börsengang an.
Vorstandschef Rolf Habben Jansen (48) will zuvor allerdings
mindestens drei, besser fünf Quartale in Folge überzeugende Gewinne
erwirtschaften. Habben Jansen erkennt zwar wie Kühne den Charme einer
NOL-Ãœbernahme. Aber seine Finanzfachleute kamen zu dem Schluss: Sie
sei derzeit finanziell nicht darstellbar.
Gegen einen raschen Börsengang hat sich intern Kühne
ausgesprochen. Er ist der Meinung, dass sich die Reederei zum
aktuellen Zeitpunkt unter Wert und vorschnell verkaufe, heißt es in
dem Artikel weiter. Denn die positiven Wirkungen, die sich aus dem
Zusammenschluss mit den Chilenen ergeben, hätten sich, laut Kühne,
noch nicht im Ergebnis entfaltet. Teure Doppelstrukturen und
Schwächen im Vertrieb seien noch nicht abgebaut.
Hintergrund des überraschenden Interesses an NOL: Die
singapurische Staatsholding Temasek will sich von NOL trennen, wie
BILANZ weiter berichtet. Die Reederei verfügt über eine starke
Stellung im asiatischen Linienverkehr, dort ist Hapag-Lloyd
unterrepräsentiert. Die Hanseaten nehmen unter den weltgrößten
Reedereien mit einem Umsatz von gut neun Milliarden Euro nur den
vierten Platz ein. Vor Jahren gab es den umgekehrten Vorstoß, vor der
Finanzkrise wollten die Singapurer Hapag-Lloyd kaufen.
Pressekontakt:
Redaktion BILANZ
Mark C. Schneider
Tel.: 040 347-23432