(ots) - Am 29. Mai 2015 wurde ein Freihandelsabkommen
zwischen Vietnam und der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), die aus
Russland, Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan besteht,
geschlossen. Nach acht Verhandlungsrunden seit März 2013 wurde in
Burabay, Kasachstan das Abkommen vom vietnamesischen Premierminister
Nguyen Tan Dung und den Premierministern der EUAW-Mitgliedsstaaten im
Beisein des Vorsitzenden der Eurasischen Wirtschaftskommission der
EAWU Viktor Khristenko unterzeichnet.
Ursprünglich war nur ein Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und
Russland geplant. Doch seitdem die Zollunion und später die
Wirtschaftsunion zwischen Russland, Weißrussland und Kasachstan
gegründet wurde, waren sich alle Beteiligten einig, Verhandlungen zum
Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und der gesamten EAWU zu führen.
Beide Seiten erwarten duch das Freihandelsabkommen einen Anstieg
des Handelsvolumens auf zehn bis zwölf Milliarden US-Dollar bis 2020.
In 2014 waren es nur vier Milliarden US-Dollar. Neben Vereinbarungen
zum Waren- und Dienstleistungshandel als Hauptteil beinhaltet das
Abkommen zusätzliche Regelungen zu Schutz geographischer
Herkunftsangabe und Ursprungsbezeichnung, sanitären und
phytosanitären Maßnahmen (SPS), technischen Handelshemmnissen (TBT),
Urheberrecht, Wettbewerbsrecht, elektronischem Handel etc.
Mit der Umsetzung des Abkommens wird es für Vietnam durch die
Abschaffung von Handelsbarrieren und Zollvorschriften künftig
einfacher, seine Waren und Dienstleistungen in einen großen
gemeinsamen Markt mit 175 Millionen Einwohnern und einem
Gesamtbruttoinlandsprodukt von mehr als 2.500 Milliarden US-Dollar zu
exportieren, insbesondere Agrar- und Meeresprodukte, Textilien,
Bekleidung, Schuhe etc., bei denen Vietnam komparative Vorteile hat.
Außerdem gilt der Markt der EAWU-Staaten als nicht zu streng im
Vergleich zu der EU, den USA und Japan, während die Produkte aus
dieser Region ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben.
Weitere Nutzen aus dem Freihandelsabkommen für Vietnam sind u.a. die
Ankurbelung der Investitionen von Unternehmen aus den EAWU-Staaten in
Vietnam und umgekehrt, Technologietransfer (besonders im Energie- und
Schwerindustriebereich) sowie Verbesserung von Vietnams Geschäfts-
und Investitionsumfeld im Sinne von mehr Transparenz und weniger
Bürokratie.
Experten zufolge verfolge Vietnam einer Politik der breiten
Integration in die Weltwirtschaft mit diversen Handelspartnern, um
weniger abhängig von einzelnen Ländern - insbesondere vom großen
unberechenbaren Nachbarn China - zu sein. Darüber hinaus verschaffe
das Zustandekommen des Abkommens Vietnam noch mehr Ansehen und
Vertrauen von anderen Ländern. Vietnam ist auch das erste Land, mit
dem die EAWU ein Freihandelsabkommen geschlossen hat. Dies zeige,
dass die EAWU Vietnam eine führende Rolle in Südostasien zutraut. Auf
der anderen Seite werden durch das Abkommen Vietnams Märkte für
Rohstoffe, Lebensmittel, Agrarprodukte, industrielle Maschinen und
Anlagen, Transportmittel usw. für die EAWU-Staaten geöffnet. Entgegen
mancher Befürchtungen konkurrieren bestimmte Produkte aus der EAWU
wie Lebensmittel und Agrarprodukte nicht direkt mit vietnamesischen
Produkten. Vielmehr ergänzen sie sich und bereichern damit den
einheimischen Markt.
Darüber hinaus ist das Abkommen mit Vietnam für die EAWU-Länder
ein Sprungbrett, um Handelsbeziehungen mit anderen südostasiatischen
Ländern (mit insgesamt 600 Millionen Einwohnern) anzukurbeln sowie
neue Märkte im asien-pazifischen Raum mit großem Potential zu
erschließen. Vietnam kann zudem als Vermittler den EAWU-Ländern dabei
helfen, die Verhandlungen zu den bilateralen Freihandelsabkommen mit
den einzelnen ASEAN-Staaten sowie zum Freihandelsabkommen zwischen
beiden Regionen als Ganzem voranzutreiben. Besonders für Russland ist
es nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch sehr wichtig,
noch engere Partnerschaften in Asien aufzubauen, da sich die stark
belastete Beziehung zum Westen kurz- bis mittelfristig nicht so
schnell verbessern wird.
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