(ots) - Lieblingsbands live: Für Festivalfans ist der
Sommer der Höhepunkt des Jahres. Dass Musik für Gänsehaut und gute
Stimmung sorgt, wird auch in der Medizin genutzt - etwa, um Tinnitus
zu behandeln. Wie das funktioniert, erklärt Jörg Land vom Hamburger
Start-up Sonormed, das kürzlich von der Initiative "Deutschland -
Land der Ideen" und der Deutschen Bank zum "Ausgezeichneten Ort 2015"
gekürt wurde.
Ob großes Rockfestival oder kleines Open-Air-Konzert: Musik gehört
zu ausgelassener Sommerstimmung dazu. Wenn beim Hören von
Lieblingsliedern gute Laune aufkommt, ist das kein Zufall. Denn Musik
kann positive Emotionen auslösen, Endorphine freisetzen und längst
verloren geglaubte Erinnerungen wecken. Diese Wirkung machen sich
Mediziner etwa bei der Behandlung von Demenzkranken (1) oder
Schlaganfallpatienten (2) zunutze. Auch bei Tinnitus können Melodien
positive Ergebnisse erzielen.
Songs gegen das Störgeräusch
Basierend auf den Ergebnissen unabhängiger, wissenschaftlicher
Studien (3) hat das Hamburger Start-up Sonormed eine neue
Behandlungsmethode entwickelt: Tinnitracks. Bei dieser Therapieoption
wird aus der Lieblingsmusik der Betroffenen die Frequenz ihres
individuellen Tinnitustons herausgefiltert. Die bearbeitete Musik
hören die Nutzer täglich mindestens anderthalb Stunden lang - und
können so innerhalb von vier Monaten das Klingeln und Klirren im Ohr
reduzieren. "Klinische Studien belegen, dass der Ansatz bei
chronischem Tinnitus mit tonaler Ausprägung die besten Ergebnisse
erzielt. Diese Patienten nehmen meist einen Ton in einer hohen
Frequenz wahr", erklärt Sonormed-Geschäftsführer Jörg Land. Alles,
was sie dafür brauchen, sind Kopfhörer und ein Smartphone oder einen
Rechner mit Internetzugang.
Von Techno bis Heavy Metal
Was die Wahl der Songs betrifft, ist theoretisch alles möglich,
sagt Land: "Ob ein Musikstück geeignet ist, hängt von der
individuellen Tinnitus-Frequenz ab. Wir haben einen Algorithmus
entwickelt, der die Lieder, die unsere Nutzer hochladen, auf
Therapietauglichkeit überprüft. Je nach Frequenz kann es mit jeder
Musikrichtung funktionieren, von Klassik über Pop und Techno bis hin
zu Heavy Metal."
Perspektivwechsel bei der Tinnitus-Therapie
"Die meisten Therapiemethoden für Tinnitus-Patienten verlangen
viel Anstrengung - zum Beispiel, weil das Tragen von Hörgeräten oder
regelmäßige Arztbesuche nötig sind", erklärt Jörg Land,
Geschäftsführer von Sonormed. "Wir haben uns dem Problem nicht nur
aus der Perspektive eines Mediziners, sondern aus der der Betroffenen
genähert. So ist eine deutlich nutzerfreundlichere Alternative
entstanden."
Ausgezeichneter Erfolg
Für ihre innovative Entwicklungsleistung haben Land und sein Team
bereits zahlreiche Preise gewonnen: Sonormed wurde 2015 als
"Ausgezeichneter Ort 2015" prämiert. Außerdem zählten sie dieses Jahr
zu den Preisträgern im Start-up-Wettbewerb der "South by
Southwest"-Konferenz in Texas.
Stadt, Land, Netz! Der Wettbewerb
Neue Lösungen für eine vernetzte Zukunft prämiert der Wettbewerb
"Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" 2015: Unter dem Motto "Stadt,
Land, Netz! Innovationen für eine digitale Welt" würdigen die
Initiative "Deutschland - Land der Ideen" und die Deutsche Bank die
100 besten Projekte aus Deutschland, die einen besonderen Beitrag zum
digitalen Wandel leisten. Mehr zum Wettbewerb unter
deutschland-vernetzt.de und ausgezeichnete-orte.de.
(1) H. B. Svansdottir and J. Snaedal: Music therapy in moderate and
severe dementia of Alzheimer's type: a case-control study. Geriatric
Department, Landspitali University Hospital, Reykjavik. 2006:
http://www.hirsla.lsh.is/lsh/bitstream/2336/6259/3/music-therepy.pdf
(2) Benjamin Stahl: Treatment of Non-Fluent Aphasia through Melody,
Rhythm and Formulaic Language. Leipzig: Max Planck Institute for
Human Cognitive and Brain Sciences, 2013: http://ots.de/ksBBB
(3) Okamoto, H., & Stracke, H., Stoll, W., & Pantev, C. (2010).
Listening to tailor-made notched music reduces tinnitus loudness and
tinnitus-related auditory cortex activity. Proceedings of the
National Academy of Sciences of the United States of America, 107(3),
1207-1210. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20080545
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