(ots) -
Dienstag, 16. Juni 2015, 22.15 Uhr
37°
Der könnte doch Dein Opa sein!
Späte Väter
Film von Meike Materne
Für drei Männer ist der Kinderwunsch längst abgeschlossen. Doch dann
kommt eine neue Liebe und mit ihr erneutes Babyglück - im
Großvateralter. Die späte Vaterschaft liegt im Trend. Günter H. (80)
bei Bonn, Heribert (76) aus Köln und Günter (68) aus Berlin haben
bereits Kinder aus früheren Beziehungen. Trotz des großen
Altersunterschiedes wollten ihre neuen, wesentlich jüngeren
Partnerinnen nicht auf Kinder verzichten.
Für Günter H. (80) und Elena (46) ist das Glück perfekt. Vor einem
Jahr sind sie Eltern der kleinen Pauline geworden. Günter H. ist nun
vierfacher Vater, wobei seine anderen Kinder mit über 50 älter sind
als seine Ehefrau.
Begegnet sind sich Elena und Günter H. vor 25 Jahren in der
Fahrschule, er war ihr Lehrer. Nach dem Tod seiner zweiten Frau
lernen sie sich näher kennen, ziehen zusammen und heiraten. Für Elena
steht fest, sie will ein Kind, aber es klappt jahrelang nicht. Dann
wird sie doch noch schwanger. Mittlerweile ist Pauline ein Jahr alt,
und die Elternzeit ist vorbei. Elena arbeitet wieder als
Klavierlehrerin in der Musikschule. Günter H. kümmert sich nun um
Windeln und Babybrei und hofft, die Einschulung seiner Tochter noch
zu erleben.
"Ich liebe meinen Vater dafür, dass er in seinem Alter diesen Spaß
mitmacht", erzählt die 21-jährige Marie. Sie schminkt ihren Vater bis
zur Unkenntlichkeit für den Umzug beim Kölner Karneval. Heribert ist
76 Jahre alt und könnte locker ihr Opa sein. Eigentlich wollte der
ehemalige Kameramann keine Kinder mehr. Aus erster Ehe hat er bereits
eine erwachsende Tochter, doch von seiner großen Liebe Hilde lässt er
sich überzeugen und wird mit Mitte 50 noch einmal Vater. Heribert
geht in den Ruhestand, als Marie aufs Gymnasium kommt. Seitdem ist
ihr Verhältnis besonders eng. Die Studentin kommt oft nach Hause und
verbringt viel Zeit mit ihrem Vater. Die junge Frau wünscht sich,
dass er die Geburt ihrer eigenen Kinder noch erleben möge.
"Willst Du Dir das wirklich noch einmal antun?" Diese Reaktion hörte
auch Günter (68) aus Berlin nicht nur einmal. Als seine 22 Jahre
jüngere Frau schwanger ist, ist er fast 60. Der Grundschullehrer
lernt die Referendarin in seiner Schule kennen und später lieben. Da
ist er längst geschieden und hat einen fast erwachsenen Sohn. Trotz
des Altersunterschieds will seine jüngere Frau auf keinen Fall auf
Kinder verzichten. Eine komplizierte Ausgangssituation, denn Günter
ist sterilisiert. Trotzdem wird nach einer künstlichen Befruchtung
ihr erster Sohn geboren.
Kurz danach entdecken die Ärzte bei Günter eine schwere
Krebserkrankung. Doch er wird wieder gesund, und mit seiner Frau
bekommt er noch einen zweiten Sohn. Nun lebt das Ehepaar das
umgekehrte Rollenbild. Kathrin (46) arbeitet Vollzeit bei einem
Abgeordneten im Bundestag, und ihr Mann kümmert sich um die sechs und
neun Jahre alten Kinder und den Haushalt. Nach seiner Erkrankung
empfindet der 68-Jährige die späte Vaterschaft als großes Glück.
Gerade, weil er nicht weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt.
Späte Vaterschaften sind im Kommen. Die Erklärungen für diese
Entwicklung sind vielfältig. Hohe Scheidungsraten, der demografische
Wandel und die moderne Medizin sind einige der Gründe. So können sich
Paare, die sich nach einer Trennung kennen lernen, auch bei einem
deutlichen Altersunterschied noch ein Kind vorstellen. Dazu kommt die
Entwicklung der Reproduktionsmedizin, die eine Schwangerschaft auch
im höheren Alter möglich macht.
Männer, die spät Väter werden, lassen sich meist bewusst auf diese
Situation ein. Aber zu dem Glück kommen auch Sorgen. Wie lange wird
der alternde Körper noch mithalten, wie viele Jahre werden sie ihre
Kinder begleiten? Werden sie als über 70-Jährige ihre pubertierenden
Kinder noch verstehen? Wie reagieren die bereits erwachsenen Kinder
und das Umfeld?
"37°" begleitet drei späte Väter bei ihrem Glück und den Sorgen, die
sie auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters haben.
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